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Ratgeber Aggressives Verhalten

Ratgeber Aggressives Verhalten

Titel: Ratgeber Aggressives Verhalten
Autoren: Doepfner und Schmidt Petermann
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verzögern können. Ihnen gelingt es nicht, zum Beispiel über beruhigende Worte („Ich bleibe ruhig und zähle bis zehn!“), über ihr Verhalten nachzudenken und positiv zu beeinflussen. Offensichtlich besitzen aggressive Kinder eine geringe Fähigkeit, aggressive Impulse zu steuern oder frühzeitig umzulenken (z. B. mit dem anderen reden und nach Gründen für einen Umstand fragen). Man beobachtet bei aggressiven Kindern, wie erschrocken diese sind, wenn man ihnen die Lage dessen vor Augen führt, der Opfer ihrer Aggression wurde. Dieser Umstand spricht dafür, dass aggressive Kinder sich nicht in die Lage des Gegenübers versetzen können, also kein Einfühlungsvermögen in die Notlage des anderen besitzen. Positives Einfühlungsvermögen („Mitleidsfähigkeit“) kann aggressives Verhalten verhindern. So spricht vieles dafür, daß positives Einfühlungsvermögen eine wichtige Vorbedingung dafür bildet, massive Formen der Aggression zu verhindern.

7 Gibt es bei Jugendlichen spezielle Probleme?
    Bei Jugendlichen liegen darüber hinaus einige spezifische Bedingungen und Probleme vor, die aggressiv-dissoziales Verhalten kennzeichnen. Vier Aspekte sollen vertieft werden:
    • Aggressionsauslösende Hinweise . Solche Hinweise können mehr oder weniger versteckt vorliegen. Oft erleichtern Vorurteile lockere Slogans (z.B. in der Werbung) oder anfeuernde Rufe (z.B. im Fußballstadion) aggressives Verhalten. Darüber hinaus können Symbole, Abzeichen, Waffen, aber auch Videospiele Aggression begünstigen. Häufig werden Außenseiter oder abgelehnte Minderheiten, auch wenn keine Gründe für eine negative Haltung existieren, als Hinweis für die Rechtfertigung von Aggression interpretiert.
    • Aggressive Vorbilder . Es kann sich sowohl um Bezugspersonen im All-tag handeln, die als besonders nachahmenswert erscheinen, als auch um Leitfiguren aus Massenmedien. Sehr nachhaltig wirken dabei Einflüsse in der Gruppe der Gleichaltrigen. Der Einfluss der Gleichaltrigen ist bereits zu Beginn des Jugendalters (ab 11 Jahre) sehr viel stärker als die Vorbildwirkung der Eltern. Schon früh erleben in ihrer Entwicklung gefährdete Kinder und Jugendliche in einer Gruppe mit abweichendem Verhalten eine „Heimat“, das heißt sie erleben in der Gruppe einen hohen inneren Zusammenhalt, entwickeln gemeinsame soziale Normen und Ziele; zudem können einzelne Gruppenmitglieder Einfluss ausüben! Dieser hängt von ihrem Status in der Gruppe und/oder der Attraktivität der von ihnen ausgeführten Handlungsweisen ab. In vielen Fällen orientieren sich Jugendliche an Gleichaltrigen, wenn diese sich klar von den Normen und Ansprüchen anderer sozialer Gruppen (Lehrer, Ausbilder, Eltern etc.) unterscheiden.
    • Anonymität . Glaubt ein Jugendlicher, dass er nicht für die Folgen seines Handelns verantwortlich gemacht werden kann, da seine Urheberschaft im Dunkeln bleibt, tritt häufiger Aggression auf. Die Vermutung, unerkannt zu bleiben, hängt von sozialen Bedingungen ab. Sind Einrichtungen oder Gebäude (Wohnanlagen, Schulen etc.) schwer für den einzelnen überschaubar, dann wird die soziale Verantwortung reduziert und aggressives Verhalten begünstigt.
    Ist es dem Jugendlichen jedoch im Alltag möglich, die Umgebung mitzugestalten, wird dies in der Regel die soziale Verantwortung steigern.
    Misslingt es ihm zum Beispiel, persönliche Bezüge am Ausbildungsplatz aufzubauen, wird er kaum in der Lage sein, in diesem Bereich gezielt Verantwortung für andere zu übernehmen.
    • Frustration . Vor allem durch den Entzug von Aufgaben oder Freiräumen sowie das Erleben von Niederlagen treten Enttäuschungen auf, die viele Jugendliche nicht bewältigen können. Viele dieser Erlebnisse begünstigen aggressives Verhalten und können in der Folge davon auch zu Passivität oder zu einer pessimistischen Zukunftsperspektive führen. Man kann allgemein davon ausgehen, dass der Verlust von sozialer Anerkennung in der Gleichaltrigengruppe, in der Familie oder am Ausbildungsplatz Frustrationen bewirken kann. Verliert ein Jugendlicher die Möglichkeit, soziale Anerkennung in positiver Weise zu erzielen, kann sich dies in einer äußerst ungünstigen Einstellung niederschlagen, zum Beispiel „Ich habe ja sowieso nichts mehr zu verlieren!“ Diese Einstellung begünstigt entscheidend aggressiv-dissoziales Verhalten.

8 In welchen Teufelskreis geraten Eltern und andere Bezugspersonen häufig?
    Zu direkten Erziehungseinflüssen gehören auch sogenannte
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