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Rasterfrau: Knobels achter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Rasterfrau: Knobels achter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Rasterfrau: Knobels achter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
Autoren: Klaus Erfmeyer
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eingereicht. Das war meine Kurzehe, Herr Knobel. Mit einem Mörder wolle sie nicht länger verheiratet sein, schrieb ihr Anwalt im Scheidungsantrag. Meine vielen sexuellen Abenteuer mit anderen Frauen hätten sie gekränkt, aber der Mord hätte das Fass zum Überlaufen gebracht. – So etwas ist doch fast ulkig, oder?« Wendel lachte bitter. »Wissen Sie, es gibt hier Knackis, bei denen wächst durch die Haft der soziale Zusammenhalt mit ihrer Familie. Auf Distanz geht vieles besser. Man streitet nicht mehr, man schlägt sich nicht mehr. Die Frau weiß ihren Mann in sicherer Verwahrung. Sie, die von draußen kommt, ist endlich die Stärkere. Es gibt nur 120 Minuten im Monat, in denen man sich streiten könnte. Aber das Zoffen bleibt aus. Das eingesperrte Männchen hängt hier am Tropf …«
    »Ihre Scheidung tut mir leid«, warf Stephan ein. »Ich wusste nicht einmal, dass Sie geheiratet hatten.«
    »Ihnen muss nichts leidtun«, winkte Wendel ab. Er richtete sich auf und verschränkte die Arme vor der Brust. »Meine Frau hat ja recht: Ich war kein guter Ehemann. Ich habe reichlich Fehler. Schade ist nur, dass sie sich nicht wegen meiner Fehler von mir scheiden ließ, sondern deswegen, weil ich vermeintlich diesen Gossmann ermordet hätte. Also bin ich jetzt von einer Frau geschieden, die einen Fremdgeher als Ehemann wohl noch ertragen hätte, aber eben keinen Mörder. Wie auch immer: Unsere Ehe war schon zu Ende, als sie kaum begonnen hatte. Geblieben sind nur Schulden, die ich nicht begleichen kann. Natürlich musste ich auch die Kosten der verlorenen Prozesse tragen.«
    »Geld ist ein gutes Stichwort«, merkte Stephan an.
    »Ist es«, bestätigte Wendel, »und ich werde es nicht vergessen. Ich rieche förmlich, wie wichtig es Ihnen ist. Aber lassen Sie mich noch einmal auf Ihre Marie zurückkommen.«
    Er lehnte sich vor und sah Stephan fest ins Gesicht.
    »Sie und Ihre Marie waren es damals, die die gegen mich erhobenen Vorwürfe aus der Welt schafften. Ihnen gelang das, worauf es in diesem Fall ankommt: Sie haben auf das Detail geschaut. Und ich möchte, dass Sie es wieder tun, Herr Knobel! Sie haben einen Blick für das Detail, Sie und Ihre Marie.«
    »Marie ist im Moment mit ihrer Mutterrolle ausgefüllt«, sagte Stephan. »Sie arbeitet stundenweise als Lehrerin, den Rest der Zeit nimmt Elisa ein. Marie kann nicht mehr in dem Umfang wie früher für mich arbeiten. Und ich bin beruflich kaum in der Lage, mich über Tage und Stunden in einen Fall zu vergraben.«
    »Ach, tatsächlich? – Leiden Sie unter Arbeitsüberlastung?« Wendel warf Stephan einen spöttischen Blick zu und wandte sich dann von ihm ab. »Arbeiten Sie immer noch mit diesem fetten Löffke zusammen, der in der Prinz-Friedrich-Karl-Straße wie ein Graf in einer Villa residiert?«, fragte er und sah dabei an die Decke, als sei es ihm peinlich, Stephan mit seiner beruflichen Realität zu konfrontieren.
    »Sie saßen damals im Mansardenbüro dieses protzigen Kanzleigebäudes. – Säulen vor dem Eingang wie bei einem kleinen Palast«, erinnerte sich Wendel.
    »In der Mansarde sitze ich inzwischen wieder«, erklärte Stephan. »Allerdings sind Löffke und ich keine Sozien mehr. Ich habe mich von ihm getrennt. Wir sind nur noch eine Bürogemeinschaft.«
    »Das zeugt von Charakterstärke«, lobte Wendel und nahm den Blick von der Decke. »Und jetzt?«, bohrte er weiter. »Sitzen Sie nun in Ihrer Mansarde und scheffeln Millionen? Haben Sie schon ein Haus für Ihre Familie gekauft?«
    »Sehe ich danach aus?«
    Wendel hob fragend die Schultern. »Vermutlich nicht«, sagte er. »Sonst wären Sie nicht hier. Das ist wiederum gut für mich, denn dann müssen Sie noch hungrig sein. Damals waren Sie es jedenfalls. Für scheinbar aussichtslose Fälle bekommt man offensichtlich nur die Anwälte, die sich für jeden Euro richtig ins Zeug legen müssen. Da nützt kein Advokat, der den Fall wirtschaftlich nicht nötig hat. Ich hätte Sie auch in dem Mordprozess als Anwalt gewollt, aber ich wurde sozusagen von Dr. Trost abgefangen. Wenn der allseits anerkannte Stern der Strafverteidigung für Sie tätig werden will, lässt man sich darauf ein, wenn man mit dem Rücken an der Wand steht. Zumal ich ja wusste, dass Sie kein Strafrechtler sind. Aber vielleicht wären Sie hungriger gewesen, Herr Knobel. – Sie, gemeinsam mit Ihrer Marie.«
    »Meine damalige Tätigkeit für Sie betraf doch nur ein Fällchen«, relativierte Stephan.
    »Fällchen?« Wendel schlug mit der
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