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Rashminder Tage 02 (German Edition)

Rashminder Tage 02 (German Edition)

Titel: Rashminder Tage 02 (German Edition)
Autoren: Sandra Gernt
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beinahe an einem Fluch krepiert wäre, Angst um Eryk und Kaiden. Natt lag hier am Boden der Stube von Caels billiger Mietwohnung. Dieses finstere Loch, das kaum die Bezeichnung Wohnung verdiente. Er erinnerte sich an ein Kräftemessen mit Cael, das beinahe zu einem Zusammenbruch seines Kampfbruders geführt hätte.
    Als der Schrei von neuem ertönte, befand sich Natt bereits auf den Füßen, auf dem Weg, sich an der Wand entlang zu der Tür vorzutasten. Dahinter lag eine winzige Kammer, in der Cael schlief. Der matte Schein einer Öllaterne verbreitete genug Licht, um alles in dieser Kammer erkennen zu können. Cael lag auf dem Bett, das Gesicht zu einem stummen Schrei verzerrt. Er schlug wild um sich, bäumte sich auf, als wolle er gegen einen unsichtbaren Angreifer kämpfen. Mit einem Schritt war Natt bei ihm, packte ihn an den Handgelenken und drückte sie zurück auf das Laken.
    „Wach auf!“, befahl er, schüttelte Cael durch, versuchte ihn zu bändigen, ohne ihn oder sich selbst zu verletzen. Der Ausdruck schierer Todesangst erschütterte Natt mehr, als er sich selbst eingestehen wollte. Caels Körper war von kaltem Schweiß überzogen. Er zitterte, bäumte sich einmal mehr hoch – dann riss er unvermittelt die Augen auf und stierte um sich.
    „Bleib ruhig, dir geschieht nichts!“, sagte Natt mehrmals. Er atmete erleichtert auf, sobald die Anspannung aus den Muskeln wich und Cael endlich still unter ihm lag. Einige Minuten lang war nichts zu hören, abgesehen von den schweren Atemzügen dieses zutiefst verstörten Mannes. Cael schien ihn nicht zu erkennen, er blickte zumindest durch Natt hindurch, als wäre dieser gar nicht bei ihm. Zögerlich ließ Natt ihn los. Er wollte nicht riskieren, dass Cael diese Geste womöglich als Übergriff empfand.
    Irgendwann schloss Cael die Lider, öffnete sie langsam wieder und schaute nun mit erkennbar klarem Verstand zu Natt auf.
    „Was willst du hier?“, flüsterte er rau.
    „Dir helfen.“ Natt zuckte die Schultern und wünschte sich hundert Meilen weit fort.
    „Ich brauche keine Hilfe.“ Cael wischte sich über sein von Schweiß und Tränen überströmtes Gesicht, wandte sich dabei von ihm ab, als wäre es ihm unangenehm, Natt ansehen zu müssen.
    „Du hast gebrüllt wie am Spieß. Vielleicht macht dir das nichts weiter aus, aber deine Nachbarn sind mir vermutlich dankbar, dass ich dich zum Schweigen bringen konnte.“
    „Die sind mir verflucht noch mal gleichgültig.“ Cael stieß eine Reihe von Flüchen aus, bei denen selbst Barn etwas hätte lernen können.
    „Hör zu, du Held, ich bin genauso aus der Scheiße gekrochen wie du. Vielleicht ist das östliche Hafenviertel, aus dem du stammst, etwas beschissener als die Hallerborden von Rashmind. Ja, ganz sicher hat man dir dabei übler mitgespielt als mir. Trotzdem, ich weiß genau, warum du keine Hilfe annehmen willst. Warum du lieber einsam verreckst statt zu riskieren, dein Leben einem anderen anzuvertrauen.“ Natt beugte sich etwas tiefer zu ihm herab und zwang Cael so, ihn wahrzunehmen.
    „Ich war kaum zehn, als man mich bei einem Einbruch geschnappt hatte. Für vier lange Monate haben sie mich in ein Kerkerloch geworfen. Es war Winter, das Loch war gut besucht. Du weiß sicher, wovon ich rede. Von erbärmlicher Kälte, von Ratten, von Flohbissen am ganzen Leib. Von Schlägen, von Essen, das jeder andere als Abfall verworfen hätte. Von Schreien, und Menschen, die gewaltsam fortgeschleift wurden, um niemals wieder zurückzukehren. Von endlosen Nächten, in denen ich zusehen musste, wie junge Frauen wie Männer vergewaltigt wurden. An mir hatte keiner Interesse, weil ich so jung war ... Das heißt, ein oder zweimal kam jemand, der interessiert gewesen wäre, aber die anderen haben sie gehindert.“ Natt wurde bewusst, dass er schrie, und wich ein Stück zurück. „Ohne meine Freunde hätte ich es damals nicht geschafft. Man hat mich irgendwann auf die Straße gesetzt, ohne mir die Hand abzuschlagen. Warum, habe ich nie erfahren … Danach wollte ich sterben, denn ich konnte diese grenzenlose Freiheit nicht ertragen. Ich hatte Angst vor alles und jedem, konnte nicht schlafen und …“ Er brach ab und schüttelte den Kopf. „Ich musste das Risiko eingehen, weil ich am Ende eben doch lieber leben wollte. Eryk und Ardam haben mich gerettet, sobald ich bereit war, die Hand nach ihnen auszustrecken. Cael, du solltest dich entscheiden, was du willst. Willst du sterben? Dann geh ich jetzt und lass dir alle
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