Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
RAK-1212 überfällig

RAK-1212 überfällig

Titel: RAK-1212 überfällig
Autoren: Alexej Turbojew
Vom Netzwerk:
lachte tief in der Kehle. Es verlor sich, als Boronin ebenfalls näher kam. Er war blaß geworden.
    „Sie – Sie haben uns also beobachtet?“ forschte er.
    „Natürlich. Ich kann doch meine Schützlinge nicht aus den Augen lassen. Wie fühlen Sie sich überhaupt? Alles in Ordnung? Keine Schmerzen, Schwindelgefühle und so weiter?“
    Woronskij registrierte unbeteiligt, daß er diesmal ‚Sie’ gesagt hatte.
    „Schützlinge? Wie meinen Sie das?“ flüsterte der Biomediziner. Weit entfernt ertönte ein schriller Schrei, der sich in einem dumpfen Gurgeln verlor. Die Situation wurde unheimlich.
    „Nehmen Sie doch endlich Ihre Hand runter, Kapitän Woronskij“, bat der Fremde. „Ich kann Ihnen die meine wirklich nicht reichen. Was denken Sie wohl, wie die anschließend aussähe! Sie fühlen sich also gut, wie?“
    „Wer sind Sie?“ fragte Stepan steif. „Wie haben Sie uns gefunden? Was soll das überhaupt alles bedeuten? Ich verstehe nichts mehr.“
    „Thomas Orvand, ehemals Professor und Dozent für menschliche Kulturgeschichte an der Universität von Omaha im irdischen Zentralstaat Nordamerika. Wäre ich das nicht gewesen, könnte ich kaum verstehen, was Sie mit Ihren ersten Worten ausdrückten. Übrigens, Ihre Leute waren doch zuerst auf der Venus gelandet. Ich weiß das ziemlich genau. Nur hießen diese Leute weder Woronskij noch Boronin. Dafür waren Sie die ersten Menschen, die jemals den Planeten umflogen. Das bemerkten Sie zwar nicht mehr, aber Sie haben es immerhin getan. Sogar mit diesem Ding da.“
    Er nickte zu dem Wrack der „L-1212“ hinüber, und sein Lächeln gefror unter seiner erwachenden Aufmerksamkeit.
    „Klappen Sie mir nicht zusammen!“ warnte er hastig. „Einmal müssen Sie es ja schließlich erfahren. Sie sind hier auf der Venus, das werden Sie ja schon herausgefunden haben, oder?“
    „Ja!“ bestätigte Stepan Alexandrowitsch tonlos. „Ja, wir ahnten es, Professor. Jetzt sagen Sie mir nur ganz schnell, welche Jahreszahl wir schreiben.“
    „Auf der Erde lebt man zur Zeit im Jahre 2039, Junge! Demnach sind Sie vor 109 Jahren Erdzeit gestartet. Wissen Sie nun, weshalb verschiedene Materialien in Ihrem Raumschiff so zerfallen sind? Das war die harte Strahlung nahe der Sonne, und schließlich noch die Witterungseinflüsse in dem feuchtheißen Venusdschungel. Wir haben mehr als ein Erdjahr benötigt, bis Sie wieder in Ordnung waren.“
    Woronskij stand mit hängenden Schulter und weitgespreizten Beinen. Boronin kämpfte um seine Beherrschung. Sie wollten etwas sagen, doch sie konnten es nicht. Stepan dachte laufend an die 109 Jahre und daran, daß er während dieser Zeit tot gewesen war.
    Er sah eben auf, als eine andere Stimme hinter ihm erklang:
    „Das war etwas zu hart, Professor. Ich habe Ihnen doch gesagt, Sie sollten die Aufklärung nur tropfenweise geben. Hallo, Opa, wie geht es denn?“
    Woronskij fuhr herum. Ihn störte weder das perlende Lachen noch das unverhoffte Erscheinen einer Frau. Nur ein einziges Wort regte ihn auf.
    Damit überwand er seine Bestürzung.
    „Was haben Sie eben gesagt?“ zischte er. „Haben Sie mich einen Opa genannt? Dürfte ich sofort um –!“
    „Na, jetzt nur mal langsam, Väterchen“, amüsierte sie sich. Er erkannte nicht, daß in dem lachenden Gesicht sorgfältig prüfende Augen lauerten. Sie registrierten jede Einzelheit in seinen Bewegungen und Worten. Woronskij war eben nie ein sehr guter Psychologe gewesen.
    Boronin war es. So begann er plötzlich zu lächeln und ebenfalls auf den Freund zu achten.
    „Nur keine Aufregung“, fuhr sie fort. „Schließlich könnten Sie recht gut mein Großvater sein, nicht wahr! Verstehen Sie keinen Spaß?“
    Er fing sich mitten im Wort. Ansonsten hatte er nur eine eckige Verbeugung übrig.
    „Was war das eben?“ erkundigte sich die rotblonde Frau interessiert.
    „Wie bitte?“ fragte Woronskij zurückhaltend.
    „Was das eben war, die Bewegung, meine ich? Haben Sie etwa Schmerzen?“
    Woronskij stierte sie sprachlos an, bis Orvand sachlich erklärte, diese Verrenkung wäre mit einer höflichen Geste aus früheren Zeiten identisch.
    „Ach so, muß man wissen“, nickte sie sachlich.
    „Ich glaube, wir können jetzt gehen“, meinte sie nach einem prüfenden Blick. „Sie haben sich tadellos gefangen. Hätte ich kaum gedacht. Passen Sie auf mit Ihren Bewegungen, und tun Sie mir den Gefallen, nicht leichtfertig andere Leute anzufassen.“
    „Und warum?“ erkundigte sich Boronin
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher