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Rächerin der Engel

Rächerin der Engel

Titel: Rächerin der Engel
Autoren: Mary Stanton
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ist Julia? Oder Viola? Oder Porzia?«
    »Fünfzehn, sechsundzwanzig und vierunddreißig«, riet Bree aufs Geratewohl.
    »Quatsch«, sagte Antonia. »Die durchschnittliche Lebenserwartung eines Menschen im Europa der Renaissance betrug siebenundzwanzig Jahre. Verdammt noch mal, Bree, ich bin zu alt für diese Rollen.«
    »Tja, da hast du wohl recht.«
    »Ich habe gehört, sie wolle zehn Millionen Dollar in die Players stecken«, fuhr Antonia in ehrfürchtigem Ton fort. »Und ich bin eine billige Arbeitskraft.«
    »Wo sie das Geld wohl herhat?«
    »Ihr Mann war doch reich.«
    »Ihr Mann hat bankrott gemacht. Das gesamte Kapital der O’Rourke Investment Bank wurde vom Staat beschlagnahmt.«
    Antonia zuckte die Achseln. »Versicherungsgeld?«
    »Schon möglich.« Bree kannte sich mit den rechtlichen Bestimmungen in Bankrottfällen nicht sonderlich gut aus, aber eigentlich hätte der Staat die Versicherungspolice zusammen mit den Möbeln und allem anderen beschlagnahmen müssen.
    Bree stieß ihre Schwester an. »Dieser ältere Typ, der da bei ihr ist, kommt mir bekannt vor. Ich glaube, das ist Rutger van Houghton. Vielleicht stammt das Geld ja von ihm.«
    Tully und ihr Gefolge hatten am Fuß des Podiums haltgemacht und drehten sich nun um, um das Publikum in Augenschein zu nehmen. Tully und Cissy wurden von zwei Männern in grauen Hosen, blauen Blazern und Baumwollhemden sowie einer verschüchterten jungen Schwarzen begleitet, die nach supertüchtiger Assistentin aussah. Bree erkannte den älteren, größeren Mann wieder, weil sie im Wall Street Journal schon Fotos von ihm gesehen hatte. Rutger van Houghton kam aus Holland, war Bankier und gehörte zu den Superreichen, die die Wechselfälle des internationalen Finanzmarkts überlebt hatten. Er hatte weißblondes Haar, stechende blaue Augen und den Körper eines Boxers. Die Haltung des jungen Mannes neben ihm hatte etwas, das Bree an Tully erinnerte. Sie stieß Antonia von Neuem an und flüsterte: »Die hatten doch einen Sohn, oder? Die O’Rourkes, meine ich.«
    Antonia zuckte die Achseln.
    »Bin mir ziemlich sicher. Das ist Russell der Zweite. Ich glaube, sie nennen ihn Fig.«
    »Fig?« Antonia beugte sich ein Stück vor. »Sieht aus wie ein verwöhntes Gör.«
    »Woran stellst du das denn so schnell fest?«, fragte Bree.
    »Schauspieler«, erwiderte Antonia, »verstehen sich darauf, andere Menschen mit einem einzigen Blick einzuschätzen. Das gehört in unserem Metier dazu.«
    Tante Cissy erblickte die beiden Schwestern und winkte wie wild. Antonia winkte begeistert zurück. Cissy stieß Tully an und sagte etwas zu ihr. Einen kurzen Moment lang ruhte Tullys Blick auf Antonia und Bree. Sie neigte den Kopf zur Seite und sprach ganz kurz mit der jungen Schwarzen, ohne diese dabei anzusehen.
    »Das ist ihre Assistentin«, erklärte Antonia. »Was Leute beruflich machen, erkenne ich auch auf den ersten Blick.«
    Bree lehnte sich zurück, streckte die Beine unter dem Stuhl aus und seufzte. Antonia beugte sich vor, ohne die Gruppe um Tully herum aus den Augen zu lassen, die gerade in der vordersten Reihe Platz nahm. »Also, was hältst du von der Sache? Ich meine, ich weiß zwar, dass ihr Mann bankrott gemacht hat und so, aber diese Superreichen horten doch überall Geld, selbst an den exotischsten Orten. Ich möchte wetten, dass sie genug davon hat und es irgendwie investieren wird.«
    »Soviel ich gehört habe, will sie die ganze Sache nicht selbst finanzieren, sondern versucht, zehn Millionen Dollar aufzutreiben«, sagte Bree im Flüsterton. »Sie hat nicht ausdrücklich gesagt, dass sie ihr eigenes Geld in die Players stecken will. Nachdem sie von der Finanzaufsichtsbehörde eins auf den Deckel bekommen hat, weil sie ihre Beteiligung an einigen Unternehmungen ihres Mannes verschwiegen hatte, ist sie jetzt sehr vorsichtig. Ich frage mich, ob sie wohl glaubt, Cissy würde was rausrücken.« Wie Brees Mutter hatte Cissy ein beträchtliches Vermögen von den Großeltern geerbt. »Außerdem bin ich mir ziemlich sicher, dass der Holländer da irgendwie mit drinsteckt.«
    Unverwandt sah van Houghton mit seinen hellblauen Augen Bree an und lächelte. Dann setzte er sich neben Tully und legte lässig den Arm über die Lehne ihres Stuhls.
    Tully saß kerzengerade da. Nachdem ihr der Auktionator steif zugenickt hatte, setzte er die Versteigerung fort und kündigte das nächste Objekt an, ein riesiges Ölgemälde vom Oglethorpe Square in der Altstadt Savannahs.
    Bree wusste nicht
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