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Rachel ist süß (German Edition)

Rachel ist süß (German Edition)

Titel: Rachel ist süß (German Edition)
Autoren: Anne Bax
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gestaltetes Ticket, das erfreulicherweise einen festlich gedeckten Tisch zeigte. Mir fehlte die Kraft, die aus genügend trockener Hautfläche erwächst, um diesen Irrtum aufzuklären, und die vielen leckeren Sachen auf dem Bild versprachen zumindest einige kulinarische Anregungen. Ich hatte meine Eintrittskarte schon bezahlt, als mir der Titel des Tischbildes ins Auge fiel: Stillleben mit Schweinefüßen.
     
    In den Ausstellungsräumen war es angenehm warm, gemütlich dunkel und die angestrahlten Bilder leuchteten wie geöffnete Fenster mit ungewöhnlichen Ausblicken von den Wänden. Ich t rocknete mich langsam von den geistlichen Stillleben zu den Blumen- und von dort zu den Jagdszenen vor. Bei den anschließenden Früchte- und Küchenstillleben hielt ich mich länger auf, denn das perfekt gesetzte Licht ließ das dargestellte Obst und die Kuchen stimmungshebend appetitlich erscheinen. Um mich herum studierten kleine Grüppchen leise murmelnder Kunstinteressierter jede sorgfältig ausgemalte Artischocke und ihre Hände tanzten in gebührendem Abstand zu den edlen Farbschichten durch die Luft. Ich hätte sie vielleicht gar nicht bemerkt, wenn nicht eine der gestikulierenden Hände einen zu kecken Vorstoß in Richtung eines Obstkorbes mit unnatürlich roten Kirschen gewagt hätte und der Ausflug des richtunggebenden Zeigefingers kurz vor der Farbschicht von einem lauten „Vorsicht!“ gestoppt worden wäre. Ich spähte synchron mit dem Zeigefingerbesitzer in die dunkle Ecke zwischen dem Durchgang zu den Marktstillleben und dem Frühstück mit Austern und sah, wie sich eine ganz in schwarz gekleidete Gestalt geschmeidig aus dem Schatten löste.
     
    „Ich hätte das Bild niemals berührt“, beteuerte der Kunstfreund, als der Dienstausweis der dunklen Frau an ihrem Gürtel sichtbar wurde. Sie nickte ihm kurz zu, trat zurück in die Ecke und ließ ihren Blick wieder durch den Raum wandern. Die Kunstfreunde beruhigten sich schnell und murmelten sich vorsichtig, mit demonstrativ herabhängenden Händen, in den nächsten Raum vor, aber mein Blick weigerte sich, die Ecke zu verlassen. Mein Herz klopfte hektisch bei meinem Bewusstsein an und verlangte eine Erklärung für die plötzliche Adrenalinausschüttung. Ich richtete die Augen mit aller Kraft auf die überhängenden gelben Trauben eines Prunkstilllebens von 1650, aber sie hatten jedes Interesse an gemalten Früchten verloren. Ich musste ihnen schließlich recht geben, keine der Obstfarben konnte mit dem appetitlichen Schwarz neben der Tür konkurrieren. Da ich keine Hinweistafel finden konnte, die mir ihre Erscheinung erklärte, musste ich mich auf meine Interpretation verlassen. Schwarze Jeans auf schmalen Hüften, ein schwarzes Hemd, dessen oberste Knöpfe geöffnet waren und ein Dreieck aus leicht gebräunter Haut freigaben. Schwarze, kurze Haare, die sich ganz leicht lockten, über einem geraden, klaren Gesicht. Mir erschien es plötzlich absolut logisch, dass diese Frau in einem Museum stand, sie war eine perfekte Mischung aus verführerischen Rundungen und klaren Linien. Und sie hatte auf meine düstere Stimmung die gleiche Wirkung wie der Anblick von warmer, dunkler Schokoladensoße, die an Vanilleeis mit Erdbeeren hinabrinnt. Ohne dass ich es verhindern konnte, lief mir erwartungsvoll das Wasser im Munde zusammen. Da ich unbeweglich in der Mitte des Raumes stand und sie anstarrte, war es nicht verwunderlich, dass sie meinen Blick nach kurzer Zeit erwiderte. Erst ließ sie ihre Augen bei einem routinierten Rundblick durch beide Räume nur flüchtig auf mir ruhen, dann kehrte sie vor dem Ende der nächsten Runde zu mir zurück und musterte mich, ohne dass mir ihr Gesichtsausdruck verriet, zu welchem Urteil sie gelangt war. Ich stellte mich in den Lichtkegel der Köchin mit Esswaren (vor 1610) und betrachtete das Bild, um ihr Gelegenheit zu geben, meine Vorzüge ungestört zu studieren. Dass meine Jeans immer noch an den Oberschenkeln klebten, kam mir in diesem Moment gelegen, so waren die vielen Stunden auf dem Spinningbike nicht ganz umsonst gewesen. Aus den Augenwinkeln konnte ich sehen, wie sie ihr Gewicht unruhig von einem auf den anderen Fuß verlagerte und mit einer Hand langsam an der äußeren Naht ihrer Hose entlangstrich. Die letzte meiner Depressionen wurde von einer kleinen Erregungswelle in einen vergessenen Nervenknoten gespült und ich musste zum ersten Mal an diesem Tag lächeln. Sie trat einen Schritt vor und spielte betont lässig mit dem
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