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Rachedurst

Rachedurst

Titel: Rachedurst
Autoren: J Patterson
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genau, das tue ich – und die Art von Artikel, die ich schreibe, entstehen nicht in einem Büro mit Panoramablick.«
    Courtneys Lächeln sagte mir, dass sie mich verstand. Mir wurde warm ums Herz. »Also gut«, räumte sie ein. »Dann muss ich mich wohl auf ein niedrigeres Niveau herablassen und stattdessen mit einem gewöhnlichen Journalisten schlafen.«

    »Ich korrigiere, Fräulein. Mit deinem höchstbezahlten Journalisten.«
    »Das werden wir noch sehen, Nick. Denk dran, ich bin nicht umsonst Herausgeberin geworden.«
    Wir wollten uns gerade wieder küssen, als wir merkten, dass plötzlich jemand neben uns stand. Wenn man vom Teufel sprach – vor uns stand keine Geringere als Brenda.
    »Tut mir leid, wenn ich euch störe.« Ihre Gesichtsfärbung kam dem Erröten sehr nahe. Ich wusste gar nicht, dass sie dazu in der Lage war. »Ich habe euch beide hier gesehen. Ich wollte dir etwas geben, Nick.«
    Sie reichte mir eine schmale, rechteckige Schachtel – als Geschenk eingewickelt und mit roter Schleife.
    »Was ist das?«, fragte ich echt überrascht.
    »Eine Wiedergutmachung«, antwortete sie. »Die bin ich dir schuldig.«
    Ich wollte die Schachtel schon öffnen, doch Brenda hielt mich auf. »Nein, nicht hier, Nick. Öffne sie später. Und Courtney – viel Glück mit dem da. Eigentlich ist er ein ziemlich anständiger Kerl.«
    Mit diesen Worten drehte sie sich auf dem Absatz um und marschierte von dannen. Kein »Auf Wiedersehen«, kein gar nichts. Ich hatte nicht einmal die Gelegenheit, mich zu bedanken.
    »Anständiger Kerl?« Ja, gut, damit konnte ich leben. Ich glaube, sie meinte es sogar ehrlich.

106
    Etwas mehr als eine Woche später war ich zu meinem ersten Auftrag für das New York Magazine unterwegs, der eindeutig eine Titelgeschichte werden würde. »Danke, dass Sie sich dazu bereit erklärt haben, David«, sagte ich. »Es wird ein großartiger Artikel, das verspreche ich Ihnen.«
    Sorren lehnte sich in seinem Schreibtischstuhl zurück. Wir saßen in seinem Büro am Hogan Place, wo David wie ein Mensch wirkte, der mit sich im Reinen war.
    »Machen Sie Witze? Dieser Artikel ist doch in meinem Interesse«, wehrte er ab. »Ich weiß, aufdringlich zu sein gehört zur obersten Regel der Politik, aber nach dem, was Sie durchgemacht haben, bekomme ich fast ein schlechtes Gewissen. Ich sollte Ihre Freundschaft nicht auf diese Weise ausnutzen.«
    »Das ist überhaupt kein Problem. Das ist das Mindeste, was ich tun kann. Schließlich haben Sie mein Leben gerettet.«
    »Pures Glück.« Er winkte ab. »Das ist natürlich die zweite Regel der Politik – pures Glück.«
    »Diese Regel steht bei Journalisten auch ganz weit oben.«
    »Tja, wir sind beide Typen mit einem Haufen Glück. Wenn wir nicht aufpassen, kriegen wir noch alles, was wir uns im Leben wünschen«, unkte er mit einem Augenzwinkern.
    Ich legte meine lädierte Ledertasche auf den Schoß. »Sollen wir loslegen?«
    »Klar«, stimmte Sorren zu. »Was hat Courtney übrigens gesagt, als Sie diesen Artikel vorschlugen? Ich meine, es
wird ihre erste Ausgabe des New York Magazine werden. Hat sie irgendwelche Zweifel gehabt?«
    »Zweifel? Nicht den geringsten. Ich habe noch kein Wort geschrieben, und sie hat uns schon die Titelgeschichte reserviert.«
    Sorren lächelte breit, als ich mein Notizbuch herauszog. Als mein Kassettenrekorder folgte, verblasste sein Lächeln umgehend.
    »Mist, Nick, tut mir leid. Ich hätte das schon am Telefon sagen sollen, als Sie anriefen. Wenn Sie Notizen machen wollen, habe ich kein Problem, aber das Gespräch aufzeichnen geht nicht. Das haben wir hier in der Staatsanwaltschaft zum Grundsatz gemacht«, erklärte er. »Am Sitz des Bürgermeisters gibt es solche Grundsätze natürlich nicht.«
    »Ist schon in Ordnung.« Ich legte den Rekorder auf den Tisch. »Eigentlich will ich damit gar kein Interview aufzeichnen. Ich wollte Ihnen etwas vorspielen. Wenn ich darf. Ist das okay?«
    »Klar«, sagte Sorren. »Was ist es denn?«
    Ich drückte die Abspieltaste und drehte die Lautstärke hoch. Ich wollte nicht, dass Sorren auch nur ein Wort von LaGranges Stimme verpasste.
    Oder von seiner eigenen.

107
    Was würdet ihr tun, wenn ihr in der Wohnung eures Freundes einen blutverschmierten USB-Stick in seinem Lieblingsversteck fändet? An seinem geheimsten Ort? Ich weiß, was Brenda Evans tun würde. Sie war schließlich Reporterin mit einer empfindlichen – manche würden sagen, mit einer argwöhnischen – Nase für Geschichten.
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