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Rachedurst

Rachedurst

Titel: Rachedurst
Autoren: J Patterson
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vorbereitet.
    Er hielt bereits seine Ruger SR9 in der Hand. Den überdimensionalen Abzug zu betätigen war mit seinen großen Händen
für ihn ein Kinderspiel. Die Kugel traf Torenzi in den Oberkörper. Blut spuckend kippte er zur Seite.
    LaGrange trat auf ihn zu und jagte dem Italiener noch zwei weitere Kugeln in den Oberkörper, dann wartete er ab, ob noch eine vierte notwendig wäre.
    War sie nicht.
    Torenzi lag auf dem Rücken, die Arme weit von sich gestreckt. Die Waffe hielt er noch in der Hand, würde sie aber nie wieder benutzen. Seine Augen zuckten, während sich sein Brustkorb zu seinem letzten Atemzug hob und langsam wieder senkte.
    Dann war er hinabgestiegen in das Reich des Todes, direkt in die Hölle. Gehe nicht über Los.

103
    »Hallo, Mr. Daniels, ich bin Marie McCormick«, begrüßte mich die Nachtschwester. Sie betrat mein Zimmer im Lenox Hill Hospital mit einem willkommen heißenden Lächeln und einem noch willkommeneren Becher mit zwei Schmerztabletten. Dies war mein zweites Krankenhaus an diesem Tag. Nachdem ich endlich zusammengefickt worden war, sollte ich »zur Beobachtung« dort bleiben, was mir nicht ganz ungelegen kam, da meine Wohnung von der Polizei immer noch als Tatort behandelt wurde.
    »Oh, Mann, bin ich froh, Sie zu sehen«, sagte ich.
    Aber das nicht allein wegen der guten Medizin. Die Schwester, die tagsüber für mein Zimmer zuständig gewesen war, besaß den Charme und das Charisma der spanischen Inquisitoren. Sie hatte sich auch als hartnäckige Verfechterin von Regeln gezeigt. Die Besuchszeit endete um halb neun Uhr abends, und um eine Minute nach halb neun hatte sie Courtney hinausgescheucht wie einen Fuchs aus dem Hühnerstall. Wie hätte jemand mit Herz so etwas machen können? Sah sie nicht, wie brav Courtney und ich waren? Verdammt, schließlich hatten wir nichts anderes getan als Händchen gehalten, und das seit einer halben Stunde.
    Bevor ich Schwester Spaßbremse sagen konnte, wohin sie sich ihre Regeln schieben sollte, verkündete Courtney, sie habe sowieso noch einen Termin. »Ich muss eine bestimmte Sache erledigen. Es fehlt noch der letzte Schliff«, erklärte sie. »Tut mir leid, Nick. Ich komme morgen früh wieder.«
    »Um was geht’s?«, fragte ich.

    »Um etwas Interessantes. Aber das kann ich dir noch nicht erzählen. Das würde Unglück bringen.«
    »Dann bin ich also ein Unglücksbringer?«
    Das war nicht das, was sie gemeint hatte, aber ich konnte es keinem Menschen verübeln, wenn er genau das dachte, vor allem wenn er zufällig die Nachrichten gesehen hatte.
    Schwester Marie jedenfalls hatte die Berichterstattung verfolgt, bevor sie zum Dienst gekommen war.
    »Sie sind das, was meine Tante Peggy in Boston einen Problemmagneten nennt«, witzelte sie, während sie mir das Blutdruckmessgerät anlegte. »So was muss sie gerade sagen, die dumme Kuh. Sie war drei Mal mit den größten Versagern dieser Erde verheiratet und hat sich drei Mal scheiden lassen.«
    Meine gebrochenen Rippen machten das Lachen schwer, doch ich konnte nichts dagegen tun. Marie war genau mein Typ von Frau. Bodenständig und lustig.
    »Wo ist denn jetzt Ihre kleine tapfere Nichte?«, fragte sie. »Ich habe sie im Interview gesehen.«
    »Sie ist wieder zu Hause bei ihrer Mutter«, antwortete ich. »Genau dort, wo sie hingehört.«
    Agent Keller hatte sie persönlich nach Weston gefahren. Klar kannte er den Weg. Obendrein verbrachte er auch die Nacht dort, obwohl das FBI bereits drei Agenten zur Bewachung hingeschickt hatte. »Nur für alle Fälle«, hatte er erklärt. »Das schulde ich Elizabeth.«
    Doch ich war Zeuge geworden, wie er Kate angeblickt hatte, als ein Polizist sie und Courtney an die Bahnlinie gebracht hatte, an der zuvor der Zug in die Luft gefogen war. Wie sich zufällig herausstellte, ist Keller alleinstehend.
    Hey, man weiß ja nie.
    Klar, ich bin auch alleinstehend, aber das war nicht zu erkennen,
wenn man sah, wie Courtney und ich einander an genau demselben Bahngleis in die Arme fielen und uns wie die Wahnsinnigen küssten. Das war Filmkitsch der übelsten Sorte, doch ich hätte auf keine Minute davon verzichten wollen. Was Elizabeth betrifft, wird die Zeit zeigen, wie sie mit allem, was passiert ist, zurechtkommt. Äußerlich hat sie keinen Kratzer abgekriegt, doch die seelischen Wunden können ganz anders aussehen. Andererseits, wenn es einen Menschen gibt, der mit solchen Dingen umgehen kann, dann sie. Ihre Bereitschaft, gleich anschließend Interviews zu geben,
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