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Quer durch die Schweiz - zu Fuss von Basel nach Locarno (German Edition)

Quer durch die Schweiz - zu Fuss von Basel nach Locarno (German Edition)

Titel: Quer durch die Schweiz - zu Fuss von Basel nach Locarno (German Edition)
Autoren: Ruth Höhnke
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heutigen Tagesetappe. Auf dem alten Saumweg steigen wir immer höher durch das Schöllenen-Tal nach Andermatt. An der Teufelsbrücke machen wir Rast und bestaunen mittelalterliche Baukunst. Hier an dieser Engstelle wurde Europas ältester Straßentunnel 1707 angelegt. Heute achten nur noch wenige Besucher darauf, welche Mühen es früher gekostet hat, sich seinen Weg zu bahnen.
    Hoch oben in Andermatt erleben wir ein klassisches Alpenpanorama. Sattes Wiesengrün und stahlblauer Himmel mit zarten Schäfchenwolken empfangen uns, als wir dort ankommen. Nach einer Pause im Ort geht es raschen Weges weiter Richtung Hospental .
    Hier fängt der “richtige” Gotthardpass an. Teilweise über die alte gepflasterte Strasse mit Kolonnensteinen am Rand und manchmal über schmale, ziemlich matschige Pfade, steigen wir Höhenmeter um Höhenmeter nach oben. Goethe ist diese Strecke mit der Pferdekutsche drei mal hin und zurück nach Italien gefahren. Selbst im Winter war der Weg für den Verkehr offen.
    Ganz anders heute; der Pass wird als „Freizeitspaß“ genutzt, vielleicht noch als Ausweichstrecke, wenn der Gotthardtunnel mal wieder verstopft ist. So ist es bei unserer Wanderung, vor dem Südeingang stauen sich die Massen und mancher Pkw-Fahrer erinnert sich an die alte Passstrasse.
    Auf dem Weg nach oben machen wir die Bekanntschaft mit einem der berüchtigten Wetterumschwünge . In kürzester Zeit werden aus den zarten Schäfchenwolken Dunstschleier und aus diesem dann dichter Nebel. Wir sind froh, als wir am frühen Abend gerade noch rechtzeitig auf der Passhöhe ankommen. Kaum eine Stunde später herrscht undurchdringlicher Nebel, während wir in der Gaststube sitzen und das Abendessen genießen.

Tag 9 – steil hinauf zum höchsten Punkt der Wanderung
    vom Gotthardpass zum Passo di Cristallina
    Eine bange Nacht habe ich verbracht. Gestern kündigte der Wetterbericht den ersten Schnee der Saison an, dabei ist es erst Anfang September. Schnee kam in unserer Planung eigentlich nicht vor. Es schneite dann tatsächlich in der Nacht, aber wegen des scharfen Windes gibt es zwar manche Schneewehe, aber die Strassen sind frei.
    Der Bus kommt mit der ihm eigenen Schweizer Pünktlichkeit, eine Person sitzt - von Andermatt kommend - bereits im Bus. Wir sind froh, ebenfalls wieder ins Warme zu kommen, denn draußen herrscht eisiger Wind, das Thermometer zeigt gerade mal 2 Grad bei unserer Abfahrt von der Passhöhe an.
    Unten in Airolo ist es dann frühlingshaft, warm mit fast 15 Grad. Ein kurzer Stopp wird hier gemacht, gerade eben Zeit, sich die Beine nach der knapp 20-minütigen Fahrt zu vertreten. Schon geht es weiter ins Nufenental. Wir steigen in Ossasco , einem winzigen Dorf mitten im Nichts aus. Hier oben ist es direkt wieder kühler und wir schauen, dass wir unseren Einstieg in den Wanderweg finden.
    Anfangs noch durch dichte Nadelwälder geht es nun stetig in Serpentinen den Berg hinauf. Ab und an können wir die breite Forststrasse nutzen, ehe wir nach den ersten 500 Höhenmetern auf der Alpe di Cristallina ankommen. Eine bewirtschaftete Alm hatte ich erwartet, denn etliche Tiere (Schweine, Kühe und Katzen) liefen herum. Aber es ist niemand da und so sitzen wir bei kaltem Wind und Temperaturen um die 10 Grad draußen und essen unsere Schinkenbrote. Eine Katze erbettelt sich die Hälfte unseres Proviants, ehe wir uns auf den Weg weiter nach oben machen.
    Der Weg weiter hoch ist jetzt nicht mehr so steil wie zu Anfang. Wir sehen sogar Murmeltiere und einige Wanderer kommen uns von der anderen Seite des Passo di Cristallina entgegen. Das Wetter bleibt trocken, aber wir können auf der anderen Talseite Richtung Gotthardpass über den Regenbogen hinweg sehen, dass dort noch ungemütlicheres Wetter als hier sein muss.
    Unterwegs kommen wir an den Resten der alten Cristallina-Hütte, die vor einigen Jahren von einer schweren Lawine zerstört wurde vorbei. Von dort ist es nicht mehr weit bis zur neuen, die direkt auf der Passhöhe gebaut wurde. Futuristisch sieht sie aus und ist auch aus weiter Entfernung immer ein Ansporn, schneller ins Warme zu kommen.
    Nach einer letzten Kraxelei ist es geschafft: wir haben den höchsten Punkt unserer Wanderung erreicht. Ein eisiger Wind tost um uns herum, als wir auf dem Passo di Cristallina stehen. Grau in grau sieht der Himmel aus, Schnee hängt in den Wolken, als wir den unteren Eingang der Hütte nehmen. Rasch ist das ungemütliche Wetter vergessen, als wir oben im Gastbereich sitzen
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