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Quellen innerer Kraft

Quellen innerer Kraft

Titel: Quellen innerer Kraft
Autoren: Anselm Gruen
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richtig lernen und verliert den Kontakt mit seinen Fähigkeiten. Die Angst kostet ihn viel Kraft. Er hat letztlich Angst vor der Angst und steigert sich immer mehr in eine ausweglos scheinende Situation hinein.

    Ehrgeiz , zumindest wenn er übertrieben ist, kann die Quellen unserer Kraft und unsere Möglichkeiten der Regeneration ebenfalls trüben. Ein gewisser Ehrgeiz ist durchaus etwas Positives, insofern er uns hilft, sorgfältig zu arbeiten und uns anzustrengen, damit wir unsere Fähigkeiten entfalten. Aber Ehrgeiz kann zu einem inneren Gefängnis werden, aus dem wir nur schwer zu entrinnen vermögen. Das deutsche Wort Ehrgeiz kommt von Gier: Gier nach Ehre, nach Ansehen, nach Anerkennung und Berühmtheit. Wer sich davon treiben lässt, der verliert den Kontakt mit sich selbst und mit dem, was er gerade tut. Er wird von der Gier getrieben. Die Gier stachelt zwar seine Kräfte an. Aber da er sie nicht aus einer tiefer liegenden Quelle bezieht, sondern nur aus seinem eigenen Willen, treibt er Raubbau mit sich selbst und beutet seine Energiequelle rücksichtslos aus. Durch einen sich verselbständigenden Ehrgeiz bekommt die Arbeit oft etwas Hartes. Es gibt Ehrgeizige, die über Leichen gehen. Es geht ihnen nur um eines: die eigene Ehre, das eigene Fortkommen. Die anderen lassen sie gleichgültig. Im Berufsleben gilt starker Ehrgeiz als Antriebskraft und Motivation heute durchaus als positive Eigenschaft. Seine destruktiven Folgen beschränken sich jedoch nicht nur auf die Arbeitswelt. Auch im familiären und privaten Bereich ist zu starker Ehrgeiz immer schädlich. Wenn ich in der Kindererziehung ehrgeizig bin, dann geht es mir ja nicht um die Ehre und Achtung der Kinder, sondernletztlich um mich, der mit den Kindern angeben möchte. Ich benutze die Kinder für mich selbst. Das ist eine trübe Quelle, die das Miteinander in der Familie erschwert.

    Arbeitssucht ist heute eine gesellschaftlich akzeptierte Sucht, man spricht von worcoholics. Sucht steht dem Gieren nach Ehre nahe. Der Süchtige ist abhängig von dem, was er leidenschaftlich sucht. Er hat Angst, sich selbst in dem zu spüren, was seine Wahrheit ausmacht und möchte sich daher mit seiner Sucht betäuben. Manche Betriebe stellen Arbeitssüchtige als Manager ein. Sie denken, das sei für sie optimal, denn die würden ja viel arbeiten und das würde der Firma zugute kommen. Arbeitssüchtige arbeiten zwar viel, aber es kommt nichts dabei heraus. Denn sie brauchen die Arbeit, um ihre innere Leere zu verbergen. Sie verkrampfen sich in Geschäftigkeit. Aber weil sie keinen Abstand zur Arbeit finden, sind sie nicht kreativ oder innovativ. Sie werden blind. Die Hauptsache ist, dass sie immer zu arbeiten haben. Sie haben zwar den Eindruck, dass sie sich nützlich machen, dass sie gebraucht werden. Sie ziehen jede Arbeit an sich. Aber sie bewegen nicht viel. Arbeitssucht ist eine trübe Quelle. Wer aus ihr schöpft, der erschöpft sich nicht nur sich selbst, sondern auch die Menschen in seiner Umgebung. Seine Arbeit wird weder für ihn noch für andere zum Segen.

    Perfektionismus ist eine andere trübe Quelle: Wer alles richtig machen will, der setzt sich ständig unter Druck. Und dieser innere Druck lähmt ihn auch und raubt ihm letztlich alle Energie. Der Perfektionist kann sich nicht auf die Arbeit einlassen und sich bei der Arbeit vergessen. Er überlegt vielmehr ständig, ob er auch alles richtig macht. Er setzt sich selber unter Druck, fehlerlos zu arbeiten. Doch dieser Druckführt oft gerade erst zu Fehlern. Manchmal ist der Perfektionist mehr auf die perfekte Ausübung der Arbeit fixiert, manchmal mehr auf das Urteil der Mitmenschen, auf das, was andere von ihm denken könnten. Beides schneidet ihn von seiner inneren Quelle ab.

    Sich selbst etwas beweisen zu wollen : auch das ist eine verbreitete Haltung, und auch das kann uns auslaugen. Immer dann, wenn wir uns nicht auf die Arbeit oder auf die Menschen einlassen, sondern um uns kreisen, um unsere Beachtung, unsern Erfolg, unsere Bestätigung, schöpfen wir aus einer trüben Quelle, die uns bald erschöpft. Henri Nouwen, ein erfolgreicher Universitätsprofessor und geistlicher Begleiter, erzählt in dem Bericht „Ich hörte auf die Stille“ von einem Gespräch mit John Eudes Bamberger, dem Abt des Trappistenklosters, in das er sich auf der Suche nach Neuorientierung seines Lebens zurückgezogen hatte. Er sagte dem Abt, dass er häufig nach Vorlesungen und nach Gesprächen mit Klienten völlig
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