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Quellen innerer Kraft

Quellen innerer Kraft

Titel: Quellen innerer Kraft
Autoren: Anselm Gruen
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die Menschen angezogen. Wasser ist lebensspendend und Leben erneuernd. Weil das Quellwasser aus der Tiefe der Erde kommt und frei von Verunreinigungen ist, galten die Quellen immer als heilig und besonders schützenswert. Das Wasser einer Quelle löscht ja nicht nur den momentanen Durst, sondern sprudelt weiter und wird so zur Möglichkeit ständiger Erneuerung des Lebens. Und oft wurden diese lebensspendenden Quellen besonders geehrt oder gar mit einem Gott oder einer Göttin in Verbindung gebracht. Der antiken Religion ist die Quelle Ort göttlicher Kräfte. Die Menschen haben schon in der Frühzeit gespürt, dass von der Quelle nicht nur das äußere, sondern auch das innere Leben abhängt. In Griechenland war Apollon der Schutzherr der Quellen: der Gott der klaren Erkenntnis. Die klaren Quellen waren Verheißung auch für ein klares Denken, das nicht getrübt ist von den Verunreinigungen durch Affekte. Quellenorte waren oft auch Orakelstätten. Zu ihnen pilgerte man, um aus der Wirklichkeit des Göttlichen Weisung für sein Leben zu erhalten. In Israel wurden Brunnen heilig gehalten.Der Jakobsbrunnen bei Sichem fasziniert auch heute noch die Pilger. Wenn sie von dem frischen Wasser trinken, das sie daraus schöpfen, dann verstehen sie, dass Jesus gerade an diesem Brunnen mit der Samariterin ein Gespräch über das lebendige Wasser führt. Die Märchen sprechen vom Jungbrunnen, an dem man sich wie neu geboren fühlt und das Alte und Verbrauchte erneuert wird.

    Die christliche Volksfrömmigkeit hat die Sehnsucht, die die Menschen mit der Quelle verbanden, aufgegriffen und sie mit der Verehrung der Gottesmutter Maria sowie mit wunderbaren Erfahrungen verbunden. Wenn Maria erscheint, dann sprudelt neues Wasser auf, so etwa in Lourdes, in Bad Elster oder in Wemding, wo es die Wallfahrtsstätte Maria Brünnlein gibt. Von der Marienquelle erwarten sich die frommen Pilger Heilung und Linderung ihrer Krankheiten und Gebrechen und neue Orientierung für ihr Leben. Die Menschen haben also offensichtlich seit jeher das Gelingen ihres Lebens von heilenden und klaren Quellen erwartet. Was uns die Religionsgeschichte und die Volksfrömmigkeit zeigen, das möchte ich nun im Folgenden auf eine spirituelle und therapeutische Ebene heben. Es geht letztlich auch um Kriterien richtigen Lebens, wenn wir danach fragen, wie dies möglich ist: dass wir uns nicht nur an äußeren Quellen orientieren, wenn wir Heilung und Stärkung, Orientierung und Erfrischung erwarten, sondern dass wir mit den inneren Quellen in Berührung kommen, die uns Gott geschenkt hat, damit wir daraus trinken und uns daran erfrischen und stärken.

    Von den Quellen, aus denen wir schöpfen, hängt es ab, ob unser Leben gelingt oder nicht. Daher möchte ich in diesem Buch diejenigen beschreiben, die unser Leben mit immerfrischem und belebendem Wasser versorgen. Das sind für mich einmal Haltungen und Einstellungen zum Leben, die ich von den Eltern gelernt oder die ich von Natur aus mitbekommen habe. Zum andern verstehe ich darunter eine Quelle, die nie versiegt, weil sie unendlich und göttlich ist: Ich nenne sie im Folgenden die Quelle des Heiligen Geistes. Viele Menschen sehnen sich nach dieser inneren und reinen Quelle des Heiligen Geistes, der ihre Wunden heilt und ihnen Kraft gibt, um ihr immer wieder schwieriges Leben zu bewältigen. Zugleich erfahren viele die Gefährdung dieser inneren Quelle durch negative Haltungen im eigenen Leben oder durch Einflüsse von außen. Daher möchte ich damit beginnen, die trüben Quellen zu benennen, aus denen viele schöpfen. Erst wenn wir sie erkannt haben, können wir durch sie hindurch zur reinen Quelle auf dem Grund unserer Seele vordringen, die unerschöpflich ist, weil sie nicht nur aus uns selbst, sondern letztlich aus Gott heraus fließt.

1. Trübe Quellen
     
    I mmer wieder höre ich die Klage von Menschen, die am stressigen Klima der heutigen Arbeitswelt leiden. Da werden Mitarbeiter dazu angehalten, möglichst ehrgeizig zu sein und ohne Rücksicht auf ihre Kollegen an der eigenen Karriere zu arbeiten. Da werden andere Menschen wie Schachfiguren hin- und hergestellt und nur dazu benutzt, um selbst voranzukommen. Aggressives Verhalten und Durchsetzungsfähigkeit sind gefragt und werden für Führungspositionen geradezu als selbstverständliche Voraussetzung gefordert. Belastungsfähigkeit ist eine ganz selbstverständliche Tugend, die auch jederzeit unter Beweis zu stellen ist. Und jeder ist angehalten, den Druck
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