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Quälend süsse Glut

Quälend süsse Glut

Titel: Quälend süsse Glut
Autoren: TRISH MOREY
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überdacht, und durch die geöffneten Fenster mit antiken Spitzbögen wehte eine angenehme, sanfte Meeresbrise herein. Rafiq war heute der einzige Schwimmer.
    Wie er noch von damals wusste, gab es im Frauenflügel einen ähnlichen Pool, wo sich die Damen des Palastes ihrer Kleider und Schleier entledigen und verlustieren konnten, ohne Gefahr zu laufen, dem anderen Geschlecht zu begegnen.
    Eine Sitte, die bei den Badenixen am Strand vor seiner Villa in Sydney unter Garantie nur ein amüsiertes Lächeln oder absolutes Unverständnis auslösen würde. Dort gaben sich die zumeist äußerst attraktiven Sonnenanbeterinnen kaum Mühe, ihre reizvollen Kurven mit winzigen Stofffetzen vor gierigen Männerblicken zu verbergen. Und Rafiq hätte lügen müssen, wenn er behauptete, sich durch diesen Anblick belästigt zu fühlen.
    Doch hier in Qusay, wo man sich immer noch den alten Traditionen verpflichtet fühlte, war eben alles anders und machte irgendwie auch Sinn.
    Das Wasser umspülte seinen trainierten Körper, als Rafiq mit einem eleganten Kopfsprung eintauchte. Es war kühl und erfrischend. Mit kräftigen Schwimmstößen legte er Bahn für Bahn zurück, um seine von der langen Reise verspannten Muskeln zu lockern, bis sie vor Beanspruchung brannten. Ein bewährtes Mittel, um die Auswirkungen eines Jetlags abzukürzen oder gar nicht erst aufkommen zu lassen.
    Erst als Rafiq sicher war, dass die Mittagsruhe, die seine Mutter seit jeher strikt einhielt, sich langsam dem Ende zuneigte, verlangsamte er den Rhythmus und ließ sich schließlich gemächlich auf dem Rücken treiben. Sein Geist fühlte sich jetzt frisch an, und die Müdigkeit des Körpers war eine natürliche, zurückzuführen auf die Anstrengung beim Schwimmen und nicht auf die erzwungene Bewegungslosigkeit während langer Flugreisen.
    Wieder in seiner Suite duschte er abwechselnd heiß und kalt, trocknete sich ab und musterte seine Garderobe, die eine unsichtbare, helfende Hand inzwischen im riesigen Schrank aufgehängt und eingeräumt hatte. Alles war frisch gebügelt, und neben seinen Anzügen und Designerhemden fanden sich sogar noch, sauber gestapelt, traditionelle Roben.
    Rafiq lächelte schwach und griff nach einer Kufiya , der bevorzugten Kopfbedeckung der Männer in Qusay. Gedankenverloren ließ er die Agal , eine schwarze Kordel, mit der das Tuch befestigt wurde, durch die Finger gleiten.
    Zweifellos eine Idee seiner Mutter, die sich wahrscheinlich wünschte, dass er nach ihrer Vorstellung anständig gekleidet an der Krönung seines Bruders teilnehmen sollte. Zwei Jahre war es jetzt her, dass er zuletzt die Landestracht angelegt hatte, und zwar zur Beerdigung seines Vaters. Es war eine Ausnahme gewesen.
    Und dabei würde es auch bleiben. Inzwischen hatte er einen eigenen Kleidungsstil entwickelt, der zu ihm passte und in dem er sich wohl und authentisch fühlte. Dazu gehörten bevorzugt Armani-Anzüge, maßgeschneiderte Hemden und handgenähte Schuhe.
    Langsam legte Rafiq die traditionelle Tracht zurück und griff nach einem weißen Hemd und einem leichten Sommeranzug. Er mochte zurück in Qusay und sogar ein Prinz sein, aber damit noch nicht automatisch bereit, sein neues Leben zu leugnen.
    Im Palast ging es inzwischen emsig wie in einem Bienenstock zu, als Rafiq sich auf den langen Weg zu den Frauengemächern machte. Überall konnte er durch offene Türen Bedienstete sehen, die kostbares Besteck, Silberleuchter oder Kristalllüster putzten, polierten und Teppiche reinigten.
    Und von einem langen, überdachten Balkon, der zu den Räumen seiner Mutter führte, schaute er in den Garten hinunter, wo eine emsige Armee von Gärtnern herabgefallene Blüten und Blätter der Orangen- und Zitronenbäume aufsammelten, die als duftende Allee die gewundene Auffahrt zum Palast flankierten.
    Kurz bevor er die Suite erreichte, trat eine schmale Frauengestalt heraus, schloss behutsam die Tür hinter sich und eilte mit gebeugtem Kopf auf ihn zu. So leichtfüßig, dass ihre Sandalen kaum einen Laut auf dem marmornen Fußboden machten. Sie trug die landestypische Abaya , einen dunklen Umhang, der ihren zierlichen Körper komplett verhüllte, aber irgendetwas an der Haltung ihres Kopfes und der Linie ihrer Schultern ließ Rafiq aufmerken. Die schwarze Burka gab nur die Augen frei, doch die hielt die Fremde niedergeschlagen. Wahrscheinlich eine der Zofen seiner Mutter, die frischen Kaffee oder Süßigkeiten für das avisierte Treffen mit ihm holen sollte.
    Als sie an ihm
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