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Projekt Armageddon

Projekt Armageddon

Titel: Projekt Armageddon
Autoren: Susanne Gerdom
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Amt duellieren?«
    Luzifer lächelt nun wirklich. »Aber nein. Das bekommt er nicht zurück. Aber er wird den PLAN ohnehin nicht wiedererkennen, wenn wir mit unserer Restrukturierung fertig sind. Die Schlachtfelder sind schon weitgehend abgebaut – bis auf die, die wir noch benötigen, damit die Berufssoldaten sich austoben können.«
    »Keine Schafe mehr«, murmelt Ash schläfrig.
    Ravi nickt ihr zu. »Keine Schafe, nur noch Wölfe. Wir hatten ja geplant, den Limbus komplett neu aufzubauen, aber das hätte wenig Sinn gehabt. M hat uns davon überzeugt, dass wir einige Schlachtfelder als Übungsplätze behalten. Da können sich die austoben, die vom Kampf einfach nicht lassen wollen.«
    »Und was geschieht mit all diesen unzähligen Toten?«, fragt Jörd. »Die müssen doch irgendwo verwahrt werden.« Sie wechselt einen Blick mit Odin. Beide denken an Hels düsteres Reich und schaudern.
    »Das ist nur eine Frage der Organisation«, sagt Luzifer. Er beugt sich vor, seine Gestik wird erstaunlich lebhaft. Dieses Thema ist sein Gebiet. »Der Nullraum bietet ausreichend Platz für unendlich viele Existenzen. Wir bauen gerade mit Hilfe der Himmlischen Rechnerkapazität die Räume der achten und neunten Dimension aus. Dann wird die Reinkarnations-Ruhezeit verkürzt, wer also zurückkehren möchte, kann das nahezu verzögerungsfrei tun. Es hat einiges an Diskussion mit Metatron gekostet, weil Reinkarnation als Möglichkeit nicht im Himmlischen Katalog verzeichnet ist, aber das wurde jetzt mit Segen von oben geändert.«
    »Und der Rest wandert in die Verwaltung«, ergänzt Ravi. »Die Zentrale hebt gerade ein paar tausend Stockwerke zusätzlich aus. Das Ganze bedeutet natürlich einen enormen Verwaltungsaufwand, deshalb ist jede Existenz, die sich für die Zentrale entscheidet, willkommen.«
    Ash, die nur noch mit Mühe folgen kann, fragt: »Also ist es ab jetzt eine freiwillige Entscheidung, wohin man nach seinem Tod geht?«
    »Vollkommen freiwillig.« Luzifer blickt noch einmal auf das leere Glas und murmelt: »Trink nicht zu viel, du hast Brandwache.«
    Sein Blick verharrt auf dem Glas, beginnt rötlich zu funkeln. »Ich hätte dann gerne noch so einen«, sagt Macnamara und tippt dagegen. »Auf den Weg.« Er steht auf, nimmt das von Ravi nachgefüllte Glas, nickt in die Runde und geht ins Nebenzimmer.
    Jörd greift energisch nach Odins Arm und zieht ihn vom Sitz. »Lassen wir das Kind endlich ins Bett«, sagt sie mit einem mitleidigen Blick auf Ash.
    »Hm«, macht Odin und schaut skeptisch von Loki zu Ravi. »Dann wünsche ich gute Nacht.« Er schlüpft in den Mantel, greift nach Hut und Speer und folgt Jörd hinaus.
    Stille. Ash atmet tief die kühle Luft, die durch das Öffnen und Schließen der Tür in die Küche geweht wurde. »Ich schaue noch mal nach Oddny. Ihr einigt euch, ja?« Sie nimmt ein Paket Wäsche und geht gähnend ins Nebenzimmer.
    Loki und Ravi sehen sich schweigend an. Loki macht eine resignierte Handbewegung.
    Ravi grinst schief. »Ich bin nur der Lückenbüßer«, sagt er. »Sie hat die ganze Zeit gewartet, dass du wiederkommst.«
    Loki lächelt matt. »Ash kennt keine Lückenbüßer. Sie ist entweder ganz oder gar nicht für jemanden zu sprechen.« Er dehnt die Schultern und sieht sich um. »Ist nicht das erste Mal, dass ich auf dem Küchensofa schlafe.« Er steht auf und greift ins ersterbende Herdfeuer, um es noch einmal zum Brennen zu bringen.
    Ravi nimmt seine Jacke und geht zur Tür. »Ich schlafe mich lieber aus. Luzifer braucht mich morgen, wir haben eine Besprechung mit den Mächten. Mach's gut, Kumpel.«
    Loki sieht ihm verblüfft nach. Ravi macht noch einmal kehrt und schaut durch die Tür: »Um meinen gespaltenen Chef zu zitieren: ›Loki, ich denke, das ist der Beginn einer wunderbaren Freundschaft.‹« Er grinst und geht.
    Loki hockt vor dem Feuer, als Ash wieder hereinkommt. Sie sieht sich um, lächelt. »Na. Und ganz ohne Streit. Wie schön.« Sie reicht Loki die Hand und zieht ihn hoch, nimmt ihn in die Arme. »Dann gehen wir zu Bett. Dich dürfte es ja kaum stören, wenn die Bettwäsche und ich ein bisschen angesengt riechen.«
    Der Sturm ist vorübergezogen und hat die Wolken mitgenommen. Der Mond scheint auf Yggdrasils schirmendes Blätterdach. Sie breitet ihre Äste über Urds Quelle und den schlafenden Mimir, zwei Wölfe, die im Dickicht nach Kaninchen jagen, einige alte Götter und das erste Asenkind, das seit Äonen unter dem Schutz der Weltesche schläft.
    Zwei Beobachter
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