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Programmierung ausgeschlossen

Programmierung ausgeschlossen

Titel: Programmierung ausgeschlossen
Autoren: K. H. Scheer
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nichts an­zu­ha­ben ver­moch­te. Die an­dern aber wa­ren der An­sicht, die Mar­sia­ner, die in den letz­ten Jahr­hun­der­ten ih­rer Exis­tenz als Volk in stän­di­ger Furcht vor den De­ne­bern ge­lebt hat­ten, könn­ten recht wohl den Sach­ver­stand, mit dem ein Un­be­kann­ter ih­re Ma­schi­nen be­dien­te, als Kenn­zei­chen da­für be­nützt ha­ben, ob es sich um Freund oder Feind han­del­te. Mit an­de­ren Wor­ten: die Ma­schi­nen wa­ren dar­auf pro­gram­miert zu er­ken­nen, ob sich ei­ner mit ih­nen zu schaf­fen mach­te, der die mar­sia­ni­sche Tech­nik ver­stand – al­so ein Freund! – oder je­mand, der von Tu­ten und Bla­sen kei­ne Ah­nung hat­te und dem­ge­mäß ein Feind sein muß­te. Falsche Schal­tun­gen führ­ten al­so zur Ein­stu­fung des­sen, der sie durch­führ­te, als Feind. Die Re­ak­ti­on der Ma­schi­ne­rie war un­vor­her­seh­bar, aber auf je­den Fall ver­derb­lich.
    Bis­lang hat­te die ers­te Mei­nung mehr Punk­te für sich ver­bu­chen kön­nen als die zwei­te. Wir hat­ten, weiß der Him­mel, al­le mög­li­chen und un­mög­li­chen Knöp­fe ge­drückt und wa­ren schlimms­ten­falls mit ei­nem blau­en Au­ge da­von­ge­kom­men. Auf der Er­de, in den Stabs- und Haupt­quar­tie­ren der Ge­hei­men Wis sen­schaft­li­chen Ab­wehr und der In­ter­na­tio­na­len Ab­wehr­ko­ali­ti­on – al­so dort, wo man weit von der Front ent­fernt war und noch Mu ße hat­te, sich über der­ar­ti­ge Din­ge lus­tig zu ma­chen – nann­te man uns auf dem Mars »die Knopf­druck­hau­sie­rer«. Wir tru­gen den Spott mit Ge­las­sen­heit; aber je­des­mal, be­vor wir auf einen zu­vor noch nicht be­tä­tig­ten Knopf drück­ten, lief uns ein Schau­der der Furcht über den Rücken.
    Selbst die klei­ne 1418, mit der Lobral seit Mo­na­ten ex­pe­ri­men­tier­te, war uns im großen und gan­zen noch im­mer ein Buch mit sie­ben Sie­geln. Wir konn­ten sie flie­gen, wir konn­ten sie lan­den und star­ten, wir konn­ten so­gar ei­ni­ge ih­rer Ge­schüt­ze be­die­nen. Aber ganz si­cher wa­ren wir un­se­rer Sa­che noch lan­ge nicht. So war zum Bei­spiel vor kur­z­em ent­schie­den wor­den, daß der Mar­s­kreu­zer auch bei drin­gen­den An­läs­sen nicht mehr auf der Er­de lan­den dür­fe. Das Ri­si­ko war zu groß. Die Er­de war ein dicht­be­völ­ker­ter Pla­net. Wenn die 1418 bei ei­ner Lan­dung oder ei­nem Start in­fol­ge ei­ner falschen Schal­tung ex­plo­dier­te, fan­den Tau­sen­de, viel­leicht so­gar Zehn- oder Hun­dert­tau­sen­de von Men­schen den Tod.
    Tan­ca­noc und ich flo­gen mit ei­ner der von uns ent­wi­ckel­ten Raum­fäh­ren bis zum ge­gen­wär­ti­gen Stand­ort des Mar­s­kreu­zers und stie­gen dort um. Lobral war auf un­se­re An­kunft vor­be­rei­tet. Er nahm so­fort Fahrt auf. We­ni­ge Stun­den spä­ter lan­de­ten wir auf dem Mars.
     
     

2.
     
    Der Raum­ha­fen Top­thar war ei­ne wei­te, blauglän­zen­de Me­tall­flä­che von mehr als zehn­tau­send Qua­drat­ki­lo­me­tern Flä­chen­in­halt. Ge­bäu­de wa­ren nir­gend­wo zu se­hen. Die An­la­gen, de­ren ein Raum­ha­fen be­darf, wa­ren un­ter­ir­disch an­ge­bracht. Im Ver­tei­di­gungs­fall konn­ten Ge­schütz­kup­peln aus­ge­fah­ren wer­den. Im Nor­mal­zu­stand je­doch bot der Raum­ha­fen dem Lan­den­den den An­blick ei­ner recht­e­cki­gen Me­tall­schei­be, die schein­bar wahl­los in die ro­te mar­sia­ni­sche Wüs­te pla­ziert wor­den war.
    Auf die­ser Flä­che er­ho­ben sich die Gi­gan­ten der al­ten mar­sia­ni­schen Raum­flot­te, die wir aus ih­ren un­ter­mar­sia­ni­schen Han­gars durch rie­si­ge An­ti­gravschäch­te an die Ober­flä­che bug­siert hat­ten – ei­ne un­se­rer Groß­ta­ten im Zu­sam­men­hang mit der Be­wäl­ti­gung der mar­sia­ni­schen Tech­no­lo­gie! Hier stan­den sie auf­ge­reiht: die schwe­ren Kreu­zer der Kas­hat-Klas­se, ku­gel­för­mig, mit ei­nem Durch­mes­ser von 250 Me­tern, die Schlacht­schif­fe der Mars­hu-Klas­se, 400 Me­ter durch­mes­send, und schließ­lich die Rie­sen­lei­ber der Su­per­schlacht­schif­fe der Por­cu­pa-Klas­se mit ei­nem Durch­mes­ser von 900 Me­tern.
    Man konn­te sich nur dar­über wun­dern, wie leicht uns die­se
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