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Programmierung ausgeschlossen

Programmierung ausgeschlossen

Titel: Programmierung ausgeschlossen
Autoren: K. H. Scheer
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er nicht, woll­te er nicht hö­ren.
    »Ich ha­be Ih­nen oft dar­ge­legt, Sir«, be­gann ich mit dem­sel­ben Ser­mon, den ich we­nigs­tens schon zwei­dut­zend­mal ab­ge­zo­gen hat­te, »daß NEW­TON mich zwar als Er­ben sei­ner Er­bau­er an­er­kennt, in ge­wis­sen Din­gen je­doch …«
    »… star­ke Zu­rück­hal­tung übt«, fuhr mir Re­ling un­ge­dul­dig in die Pa­ra­de. »Na­tür­lich, ich ha­be es ge­hört. Mei­nen Sie, ich lit­te an Ge­dächt­nis­schwund? Wie oft wol­len Sie die Ge­schich­te noch wie­der­ho­len? Ver­an­las­sen Sie das Ge­hirn da­zu, sei­ne Zu­rück­hal­tung auf­zu­ge­ben, ver­dammt­noch­mal! Ent­lo­cken Sie ihm al­le sei­ne Ge­heim­nis­se … wie man mar­sia­ni­sche Schlacht­schif­fe fliegt, Ge­schüt­ze ab­feu­ert, den sinn­lo­sen Nach­schub stoppt – und sol­che Din­ge.«
    »Und wie soll ich das tun?« frag­te ich scharf, denn der Al­te fing an, mir auf die Ner­ven zu ge­hen.
    »Das muß ich Ih­nen über­las­sen«, brumm­te Re­ling. »Ich ken­ne mich mit mar­sia­ni­schen Com­pu­tern nicht aus.«
    »Al­so läuft Ihr Be­fehl doch dar­auf hin­aus«, ant­wor­te­te ich tro­cken, »daß ich ab so­fort ein Ge­nie zu sein ha­be. Ich …«
    Plötz­lich wur­de ich un­ter­bro­chen – we­der von Re­ling noch von Tan­ca­noc, son­dern von ei­nem Ein­fluß, der aus wei­ter Fer­ne kam. Je­mand sprach mein Be­wußt­sein an. Ich hör­te Re­ling noch sa­gen:
    »Was ist los mit Ih­nen? Ist Ih­nen nicht gut? Ih­re Au­gen …«
    Dann trat die un­mit­tel­ba­re Um­ge­bung für mich einst­wei­len in den Hin­ter­grund. Statt Re­lings Wor­te emp­fing ich den Ge­dan­ken­strom von MA-23, Han­ni­bal Othel­lo Xer­xes Utan, Ma­jor der Ge­hei­men Wis­sen­schaft­li­chen Ab­wehr, Te­le­path und auch sonst ei­nes der un­glaub­lichs­ten Ge­schöp­fe, die dem Schoß der Mensch­heit je­mals ent­sprun­gen wa­ren.
    »Hal­lo, Großer!« emp­fing ich. »Tut mir leid, dich auf dei­ner wich­ti­gen Be­sich­ti­gungs­tour stö­ren zu müs­sen, aber NEW­TON wird all­mäh­lich un­ru­hig.«
     
    Die Te­le­pa­thie­sen­dung kam über un­ser alt­be­währ­tes Re­lais, Ki­ny Ed­wards, ei­ne na­tür­li­che Te­le­pa­thin, die sich an Bord des Mar­s­kreu­zers 1418 be­fand, der halb­wegs zwi­schen Mars und Er­de schweb­te. Ut­ans und mei­ne te­le­pa­thi­sche Sen­de­leis­tung reich­ten nicht aus, um die ge­wal­ti­ge Ent­fer­nung zwi­schen den bei­den Pla­ne­ten zu über­brücken. Die jetzt sieb­zehn­jäh­ri­ge Ki­ny hat­te uns schon bei der Vor­be­rei­tung zur Ab­wehr des letz­ten Vor­sto­ßes der Or­gh als Re­lais ge­dient, wenn ei­ner von uns sich auf dem Mars, der an­de­re auf der Er­de be­fand. Am An­fang hat­te sie ein­fach die Sen­dung des einen emp­fan­gen und sie mög­lichst wort­ge­treu an den an­de­ren wei­ter­ge­lei­tet. Sie war al­so nicht ei­gent­lich ein Re­lais, son­dern ei­ne Zwi­schen­sta­ti­on ge­we­sen.
    Vor kur­z­em je­doch war es uns ge­lun­gen, Ki­ny Ed­wards’ Fä­hig­kei­ten auf an­de­re Wei­se zum Ein­satz zu brin­gen. Wenn sie sich auf die ein­lau­fen­de Bot­schaft ge­nü­gend in­ten­siv kon­zen­trier te, ge­lang es ihr, die te­le­pa­thi­schen Im­pul­se so zu ver­stär­ken, daß sie auf die­se Wei­se die Ent­fer­nung Er­de-Mars mü­he­los zu über­brüc ken ver­moch­ten. Ki­ny ver­sank dann vor­über­ge­hend in einen Zu­stand tiefer Tran­ce, aber die Sa­che hat­te den Vor­teil, daß sie nun den In­halt der emp­fan­ge­nen Mel­dung nicht mehr von sich aus wei­ter­lei­ten muß­te. Statt des­sen be­kam der Emp­fän­ger den Sen­der selbst zu hö­ren, wie ich in die­sem Au­gen­blick Ma­jor Ut­ans Ge­dan­ken emp­fing, ver­stärkt durch das te­le­pa­thi­sche Re­lais Ki­ny Ed­wards.
    »Was be­drückt NEW­TON?« er­kun­dig­te ich mich.
    »Das will er mir nicht sa­gen«, ant­wor­te­te Utan. »Er ver­langt, dich zu spre­chen.«
    Die te­le­pa­thi­sche Nach­rich­ten­über­mitt­lung funk­tio­nier­te na­he­zu zeit­ver­lust­frei. Ra­dioim­pul­se hät­ten bei der ge­gen­wär­ti­gen Kon­stel­la­ti­on über fünf Mi­nu­ten ge­braucht, um den Mars zu er­rei­chen.
    »Kei­ner­lei An­deu­tung, was ihn be­un­ru­higt?« woll­te
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