Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Printenprinz

Printenprinz

Titel: Printenprinz
Autoren: Kurt Lehmkuhl
Vom Netzwerk:
brauchte sie wie der Fisch das Wasser. Vor allem wegen ihres Geldes. Alle seine Probleme ließen sich mit einem Schlag lösen. Er würde von Sybars Platz an Elisabeths Seite auch offiziell einnehmen und die Firma leiten.
    Wenn der Printenprinz dauerhaft von der Bildfläche verschwand. Aber wie?

    Franz-Josef Mandelhartz hatte Angst vor Peter von Sybar. Und das nicht ohne Grund. Jahrelang war Mandelhartz als Kassenwart der traditionsreichen Karnevalsgesellschaft unumstritten und über alle Zweifel erhaben gewesen. Die jährliche Kassenprüfung fand nur pro forma statt. Der alte von Sybar hatte gewissermaßen an einem Nachmittag zwischen Kaffee und Kuchen den Rechenschaftsbericht abgezeichnet, ohne auf die Rechnungen, Quittungen oder Bankauszüge einen Blick zu werfen. »Wenn wir Karnevalisten uns gegenseitig nicht mehr vertrauen können, können wir gleich einpacken«, hatte er immer gemeint, und Mandelhartz hatte beifällig genickt.
    Nachdem Peter von Sybar das Amt des Kassenprüfers von seinem Schwiegervater übernommen hatte, wurde die Kontrolle gewissenhafter. Von Sybar ließ sich stets alle Belege ins Büro bringen und hakte jeden einzelnen ab, wenn er ihn in der Abrechnung von Mandelhartz gefunden hatte. Beträge ohne Nachweis musste der Kassenwart mit schriftlichen Kommentaren versehen. Mandelhartz war genervt von seinem peniblen Kontrolleur, diesem Pfennigfuchser, der mit übertriebenem Eifer hinter die Zahlen blickte.
    Doch auch von Sybar konnte nicht auf Anhieb die Tricksereien erkennen, mit denen Mandelhartz operierte. Das ausgeklügelte System war einfach wasserdicht und verschaffte ihm alljährlich einen fünfstelligen Betrag für das eigene Portemonnaie. Man durfte es nur nicht übertreiben, so war seine Devise. Lieber zehn Mal 100 Euro einstreichen als einmal 1.000. Das Risiko war einfach geringer, je kleiner der Betrag war, den er für sich abzweigte.
    Die Unterschlagung oder der Betrug wären niemals aufgefallen, wenn nicht der vermaledeite von Sybar auf die wahnwitzige Idee gekommen wäre, ein zweites Mal als Prinz Karneval zu fungieren. In der Vorbereitung auf das närrische Amt war er auf die Verfehlungen von Mandelhartz gestoßen. Dann hatte er nachgehakt, die Belege über Jahre zurückgeprüft und schließlich das Ergebnis vorgelegt: Insgesamt 125.000 Euro hatte Mandelhartz nach von Sybars Berechnung unterschlagen. Er überließ dem Kassenwart die Entscheidung: Strafanzeige oder Rückzahlung in Form einer großzügigen Spende von 250.000 Euro.
    Einen Monat Bedenkzeit war Mandelhartz gewährt worden. In wenigen Tagen würde die Frist vorbei sein. Das Geld konnte er nicht aufbringen. Woher auch? Wenn er ehrlich gegenüber sich selbst war, musste er zugeben, dass er pleite war. Aber seine finanzielle Situation durfte nicht bekannt werden, wenn er sich nicht selbst ins gesellschaftliche Abseits stellen wollte. Ein Strafprozess kam nicht infrage. Das wäre sein beruflicher und privater Ruin.
    Es gab nur eine Lösung: Seine kleine Verfehlung durfte nicht an die Öffentlichkeit gelangen. Es gab nur einen Mensch, der diese herstellen würde, wenn Mandelhartz nicht zahlte: von Sybar. Der musste zum Schweigen gebracht werden. Mit allen Mitteln.

    Dieter Feilen musste ernsthaft befürchten, dass sich das lukrative Geschäft langsam aber sicher in Luft auflöste. Dabei herrschte im Prinzip Klarheit. Der Vertrag hätte nur noch vom Kölner Oberbürgermeister unterschrieben werden müssen und er hätte die Provision von seinem Freund kassiert. Astrein wäre der Deal nicht gewesen, das musste er zugestehen. Doch würde noch ein Hahn danach krähen, wenn das Grundstück erst notariell veräußert und grundbuchmäßig übertragen war?
    Sein Freund hatte ihn bei der Suche nach einer neuen Gewerbefläche um Mithilfe gebeten und ihm die Provision zugesichert. Auf diesem neuen Areal hätte der Freund seinen Betrieb einrichten und das bisherige eventuell als Bauland mit hohem Gewinn veräußern können. Davon hätte Feilen ebenfalls einen Anteil erhalten.
    Dieser zweite Deal hätte nur über die Bühne gehen können, wenn das Geschäft mit dem neuem Betriebsgelände auch tatsächlich geklappt hätte.

    Doch dann war von Sybar aufgetaucht und hatte Eindruck bei Oberbürgermeister Werner Müller hinterlassen. Die beiden waren sich schnell einig geworden. Von Sybar musste, so vermutete Feilen, kräftig mit dem Geldbeutel geklingelt haben, anders konnte er sich nicht erklären, warum dem Industriellen aus Aachen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher