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Prime Time

Prime Time

Titel: Prime Time
Autoren: Liza Marklund
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den Knien abgewetzt.
    »Protokoll über das Verhör mit Snapphane, Anne, geboren …« Er hielt inne und starrte Anne erwartungsvoll an. Sie schluckte und murmelte ihre Personennummer.
    »… verhört durch Q auf Schloss Yxtaholm, Konferenzsaal im neuen Flügel, Freitag, 22. Juni, 10 Uhr 25. Anne Snapphane wird im Zusammenhang mit dem mutmaßlichen Mord an Michelle Carlsson verhört.«
    Er schwieg und sah Anne forschend an.
    »Aus welchem Grund sind Sie hier?«
    Anne nahm sich noch etwas Wasser.
    »Um verhört zu werden«, sagte sie leise.
    Kommissar Q seufzte.
    »Entschuldigung«, sagte Anne Snapphane und räusperte sich. »Ich mache die Recherche bei Zero Television. Das ist eine Produktionsgesellschaft, die für verschiedene Kanäle Fernsehsendungen macht. Während der Aufzeichnungen diese Woche war ich außerdem die Aufnahmeleiterin.«
    Sie schwieg und sah sich im Raum um. Vorn Polizisten, hinten Polizisten und draußen der Ü-Wagen.
    »Aufzeichnung
en
?«, fragte der Polizist. »Hat es denn mehrere gegeben?«
    Sie nickte.
    »Acht insgesamt«, sagte sie jetzt mit etwas festerer Stimme.
    »Zwei Sendungen pro Tag, und das vier Tage lang, und die ganze Zeit hat es geregnet!«
    Plötzlich lachte sie auf, ein lauter Ausbruch, der unpassend wirkte. Der Polizist zeigte keine Reaktion.
    »Wie sind die Aufnahmen gelaufen?«
    »Gelaufen?«
    Anne senkte den Kopf.
    »Wie erwartet, auch wenn wir für das Wetter nicht vorausplanen konnten. Wir mussten alle Übergänge und Szenen in aufstellbaren Pavillons drehen, was natürlich nicht so vorgesehen war. Der Ablaufplan musste ständig geändert werden, einige der Künstler haben im Musikraum im zweiten Stock spielen müssen. Aber ansonsten lief alles wie geplant.«
    Sie versuchte zu lächeln.
    »Irgendwelche Kontroversen?«
    »Wie meinen Sie das?«
    Sie trank das Glas aus.
    Der Polizist breitete in einer müden Geste die Hände aus.
    »Konflikte«, sagte er. »Streit. Drohungen.
    Handgreiflichkeiten.«
    Anne Snapphane schloss wieder die Augen und holte Luft.
    »Ein bisschen vielleicht.«
    »Können Sie das präzisieren?«
    Sie wollte wieder trinken, merkte, dass ihr Glas leer war, und füllte es erneut.
    »Bei so einer großen Produktion können Millionen von Sachen schiefgehen«, sagte sie, »und das darf eigentlich überhaupt nicht passieren. Wenn alle gestresst sind, dann kommt es vor, dass die Dinge hochgespielt werden.«
    »Erzählen Sie mal aus dem Nähkästchen«, bat Kommissar Q.
    Ihr Herz begann wieder zu rasen, sie zitterte.
    »Michelle konnte unglaublich nervig sein«, sagte sie. »Sie hat sich in den letzten Tagen mit allen aus dem Team gestritten.«
    »Auch mit Ihnen?«
    Anne Snapphane nickte mehrmals hintereinander und schluckte. Der Polizist seufzte.
    »Seien Sie doch so nett und beantworten Sie die Frage mit Worten.«
    »Ja«, sagte sie, diesmal viel zu laut. »Ja, auch mit mir.«
    »Und wann?«
    »Gestern Abend.«
    Der Polizist betrachtete sie prüfend.
    »Was ist passiert?«
    »Kleinkram, wirklich. Wir haben uns über Geld gestritten, darüber, was das eine oder andere wert ist. Es fing mit einer Diskussion über Aktien an, ich bin aus Prinzip gegen Spekulationsgeschäfte, aber Michelle behauptete, die Demokratie würde von ihnen abhängen, und dann kamen wir auf die Gehälter zu sprechen. Die Geschäftsführer und andere in öffentlichen Positionen seien ihre Gehälter und Pensionen durchaus wert, behauptete sie, aber eigentlich hat sie wie immer nur von sich selbst geredet …«
    Sie schwieg plötzlich, und ihr wurde heiß. Der Polizist sah sie ausdruckslos an.
    »Waren Sie wütend auf Michelle?«
    Ich lüge, dachte Anne Snapphane. Ich kann nicht sagen, wie es war, dann denken sie, ich hätte es getan.
    Der Mann ihr gegenüber beobachtete sie genau, er durchschaute sie.
    »Es wird nur kompliziert, wenn Sie lügen«, meinte er. »Ich hätte sie am liebsten erwürgt«, sagte Anne und sah zu Boden.
    Die Tränen brannten ihr in den Augen. »Aber wir waren ja betrunken.«
    Der Polizist erhob sich, ging einmal um den Tisch herum und setzte sich wieder.
    »Betrunken«, wiederholte er. »Wie betrunken denn? Traf das auf alle im Team zu?«
    Sie zuckte mit den Schultern. Plötzlich war sie todmüde, hatte das alles satt.
    »Bitte in Worten.«
    Ein Kurzschluss im Gehirn, Error, Overload.
    »Woher soll ich das wissen?«, schrie sie. »Keine Ahnung.
    Ich bin nicht rumgelaufen und habe die leeren Gläser eingesammelt, obwohl es Leute gab, die meinten, das wäre meine
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