Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Prime Time

Prime Time

Titel: Prime Time
Autoren: Liza Marklund
Vom Netzwerk:
Snapphane?«
    Eine fordernde Stimme. Sie warf das Telefon unter die Decke und räusperte sich. Noch ehe sie etwas sagen konnte, ging die Tür auf. Der Polizist im Türrahmen war jung und offenkundig nervös. »Okay, Sie können jetzt kommen.«
    Sie starrte ihn an.
    »Ich bin sehr durstig«, sagte sie.
    Der Polizist erkannte nicht, wie unwirklich ihr zumute war, er sah nicht einmal den Menschen, sondern schaute durch sie hindurch.
    »Durch den Ausgang und dann nach links. Beeilen Sie sich.«
    Der Regen und die vielen geschlossenen Türen machten den Flur dunkel. Die Wände bogen sich nach innen, Anne war noch nicht richtig nüchtern. Da war ihre Hand, die sie durch den Flur und die Einsamkeit führte, von den anderen aus dem Fernsehteam war niemand zu sehen.
    Als der Polizist die Eingangstür öffnete, schlugen ihr Kälte und Feuchtigkeit entgegen. Sie holte angestrengt Luft, schwankte in der Türöffnung und sah mit zusammengekniffenen Augen zum Schloss hinüber.
    Polizisten, Polizeiautos, alles verschwommen im grauen Regen.
    »Haben Sie keinen Regenschirm?«, fragte Anne.
    Ihr Bewacher antwortete, indem er zur Hausecke wies.
    Anne Snapphane zog die Schultern hoch, machte einen zögerlichen Schritt auf die Steintreppe hinaus und spürte sofort, wie sich das Wasser einen Weg in ihren Kragen bahnte.
    »Wo soll ich hin?«
    »Das Haus am Wasser. Los.«
    Ein kalter Bach lief ihr das Rückgrat hinunter, die Augen wurden nass. Sie blinzelte die Tränen weg, wankte die drei Treppenstufen auf den Kies hinunter, lief die Buchsbaumhecke entlang zum Kräutergarten, dann an der weiß getünchten Mauer vorbei zum neuen Flügel des Schlosses, um eine kleine Gruppe emaillierter Eisenmöbel herum. Dann blieb sie stehen. Die Mauer, die den kleinen Hof umrahmte, war von Arkaden durchbrochen und mit roten Ziegelsteinen gedeckt.
    Von hier kann man leicht abhauen, dachte sie.
    »Jetzt geradeaus, kommen Sie.«
    Sie wandte ihren Blick von der Mauer ab und bewegte sich auf den Eingang zu.
    Der Kommissar saß hinter einem Tisch im großen Konferenzsaal. Hinter ihm sah man den Ü-Wagen vor dem Fenster stehen. Anne Snapphane wich unwillkürlich einen Schritt zurück und trat dabei ihrem Bewacher auf den Fuß.
    Der mobile Regieraum, kreideweiß und mit dem knallbunten Logo der Fernsehanstalt, wirkte im Regen wie ausgeschnitten.
    Ob sie noch da drin liegt?, fuhr es ihr durch den Kopf. Ob sie schon kalt ist?
    »Setzen Sie sich.«
    Anne sank auf den Stuhl, auf den der Kommissar gezeigt hatte. Sie wischte sich den Regen aus dem Gesicht, blinzelte zu dem Polizisten hinüber und bemerkte das farbenprächtige Hawaiihemd. Sofort machte sich Erleichterung breit.
    »Mein Gott, sind Sie das?«
    Der Mann schien sie nicht gehört zu haben.
    »Wir haben uns mal in Stockholm kennen gelernt«, sagte sie jetzt ganz eifrig. »Zusammen mit Annika Bengtzon …«
    »Sie gehören zu denen, die sie gefunden haben?«, fragte er.
    Anne starrte ihn an. Sie war verwirrt.
    »Äh«, sagte sie, »ja, das stimmt.«
    Plötzlich war wieder alles unwirklich, der Fußboden schwankte, sie klammerte sich am Schreibtisch fest.
    »Könnte ich … etwas Wasser bekommen?«
    Ein Polizist kam mit einem Krug und einem Glas. Sie goss sich etwas ein. Ihre Hände zitterten. Dann trank sie gierig das ganze Glas aus, dabei verschüttete sie etwas.
    »Kater?«
    Anne Snapphane lehnte sich im Stuhl zurück und merkte, dass ihr schlecht wurde.
    »Ich glaube, ich kriege einen Asthmaanfall.«
    »Ist es üblich, dass man den Abschluss von Dreharbeiten mit einer wilden Party feiert?«
    Sie strich sich übers Haar und fühlte, wie nass sie war.
    »Warum bin ich hier? Wann darf ich nach Hause?«
    Der Kommissar stand auf.
    »Wir werden Sie heute einen nach dem anderen verhören.
    Keiner von Ihnen ist verdächtiger als irgendjemand anders.
    Aber um herauszufinden, was hier los war, müssen wir Sie natürlich alle befragen. Ich hoffe, Sie haben dafür Verständnis.«
    Anne sah ihn mit halb geöffnetem Mund an und versuchte zu begreifen, was er da sagte.
    »Den Rest der Zeit werden Sie in Ihren Zimmern verbringen können. Wir holen Sie in der Reihenfolge ab, die uns am sinnvollsten erscheint. Sie dürfen nicht miteinander reden oder sich auf andere Weise austauschen. Ist das klar?
    Anne Snapphane, hören Sie mich?«
    Sie zwang sich zu einem Nicken und dachte an das Handy unter der Decke in ihrem Bett.
    Der Mann drückte auf einen Kassettenrekorder und setzte sich vor ihr auf den Tisch. Seine Jeans war an
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher