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PR2602-Die Todringer von Orontes

PR2602-Die Todringer von Orontes

Titel: PR2602-Die Todringer von Orontes
Autoren: Michael Marcus Thurner
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solche, die einem seit Jahrtausenden überholten Programm folgten. Es wäre nicht das erste Mal, dass wir mit derartigen Dingen zu tun bekämen. Denkt an das Mondfort.«
    Hüfenyr atmete pfeifend durch. Gucky zuckte zusammen, wie Sinaid mit einem Seitenblick bemerkte. Die Stimme des Blues bewegte sich in für die empfindlichen Ohren des Mausbibers unangenehm hohen Hertzbereichen.
    »Mag sein. Aber wir benötigen Gewissheit. Sinaid Velderbilt – Ende.«
    Sie kappte kurzerhand die Verbindung. Der Latoser mochte dies als Affront sehen. Doch die Verbindung war im Laufe des Gesprächs immer schlechter geworden. Zudem hatten sie alle Für und Wider dieser Expedition bereits vor ihrer Abreise besprochen. Es gab keinerlei neue Gesichtspunkte, die es zu berücksichtigen gab.
    »Bylyi macht seine Sache gut«, sagte Gucky.
    »Dennoch wird es Zeit, dass Oberst Pauk wieder das Kommando übernimmt.«
    »Sie war von den Ereignissen überfordert«, widersprach der Mausbiber. »Es tut ihr gut, einige Tage auszuruhen und ihre Rolle zu überdenken.«
    »Du meinst, dass sie zurücktreten soll?«
    »Ich kenne sie nicht gut genug, um das beurteilen zu können. Ihre Gedankenbilder haben mir keinesfalls gefallen.«
    »Du schätzt Electra falsch ein. Sie hat mehr drauf, als auf den ersten Blick – oder in deinem Fall: auf den ersten Gedanken – zu erkennen ist. Und sie ist die Kommandantin. Es ist ihre Pflicht, so schnell wie möglich an ihren Arbeitsplatz zurückzukehren.«
    Sie sah Gucky an, dass er etwas sagen wollte – und dann doch schwieg. Der Ilt hatte viel mehr erlebt und gesehen als sie. Er verfügte über einen riesigen Erfahrungsschatz. Und dennoch fühlte Sinaid, dass sie recht hatte. Electra Pauk, die kleine Algustranerin, hatte Charisma. Und sie würde in die Rolle als Kommandantin eines in Not geratenen Raumers hineinwachsen.
    Schweigend bewegten sie sich einen schmalen Gang entlang. Sinaid tastete mit den Handschuhen des SERUNS über eine Seitenwand. Durch die Sinnesrezeptoren an den Fingerkuppen spürte sie feinste Längsrillen. Dieser Weg war ausgespült worden, vermutlich von Magma, das unter hohem Druck transportiert worden war, um irgendwo explosionsartig ins Freie zu drängen.
    Sie zog die Schultern ein. Was, wenn ausgerechnet in diesem Moment ...?
    Sinaid schüttelte sich, schüttelte diese Gedanken aus dem Kopf. Sie durfte sich von den Umständen keinesfalls verrückt machen lassen.
    Nach einer Weile erreichten sie die nächste größere Höhle. Eine Art Gazevorhang grenzte den Raum vom Gang ab. Sie riss eine Lücke und quetschte sich hindurch. Sauerstoff entwich pfeifend, mehrere handtellergroße Spinnenwesen schossen nach allen Richtungen davon.
    Die Spinnen hatten diesen luftdichten Torverschluss erzeugt und damit ihren von einer dünnen Atmosphäre beherrschten Lebensraum abgesichert.
    Was für eine seltsame Welt ... beziehungsweise Unterwelt.
    Synchron schwenkten sie alle drei die Hauptscheinwerfer ihrer Anzüge durch den Raum. Über Stein und Geröll, über vereinzelt dastehende Stalagmiten und bizarr geformte Skulpturen aus erkaltetem Magma.
    Auch an diesem Ort waren, wie bei vielen anderen Gelegenheiten, Schleifspuren auf dem Boden zu erkennen. Es waren jene der Roboter, die die Besatzung der CHISHOLM so unvermutet angegriffen hatten.
    »Da!«, rief Rynol aufgeregt.
    Sinaid vereinte ihr Scheinwerferlicht mit seinem – und sah nichts. Bloß mannsgroße Felsen, meist kugelrund, die herumlagen, als hätte ein Riese sie als Murmeln verwendet.
    »Gucky?«, fragte sie angespannt.
    »Ich kann nichts espern«, beantwortete der Ilt die unausgesprochene Frage. »Wir sind allein. Ich schau mich dennoch um.«
    Er stierte geradeaus, höchst konzentriert – und verschwand von einem Augenblick zum nächsten, um im selben Augenblick dort aufzutauchen, wo Sinaids und Rynols Scheinwerferkegel einen Teil des Raums ausleuchteten. Die empfindlichen Außenmikrofone nahmen das Geräusch der Rematerialisierung wahr – und das Scharren von Füßen oder Klauen über nacktem Fels.
    Sie tastete nach ihrer Waffe, entsicherte sie und deutete Rynol, einige Schritte zurück in die Sicherheit des Gangs zu tun. Der Báalol war keine Kämpfernatur. Im Falle einer Auseinandersetzung würde er lediglich im Weg herumstehen.
    Weiteres Geschabe und Gekratze. Mehrere Steine klackerten gegeneinander. Sinaid fühlte einen unangenehmen Druck zwischen den Augen, wie immer, wenn Gefahr in Verzug war.
    Mehrere Stichflammen, wie von Feuerstößen
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