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PR TB 217 Das Mittelmeer Inferno

PR TB 217 Das Mittelmeer Inferno

Titel: PR TB 217 Das Mittelmeer Inferno
Autoren: Perry Rhodan
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dem
Schiff?"
    Unter unseren nackten Sohlen schien die Erde zu schwanken. Es war
eine vorübergehende Erscheinung, wenn man tagelang nichts
anderes als die zitternden und ächzenden Planken des Schiffes
unter sich gefühlt hatte. Einige Seeleute sammelten Treibholz
und schlugen Feuer. Wir saßen schließlich in einem
großen, lockeren Kreis ums Feuer, tranken Wein aus Holzbechern
und aßen trockenes, ungesäuertes Brot, geräuchertes
Fleisch von wilden Schweinen, Nüsse, einige Datteln und dicke
Scheiben von salzigen Würsten. Die Unterhaltung der Männer,
der wir schweigend zuhörten, drehte sich um die Mädchen im
Hafen von Knossos, um den Gewinn, an dem sie Anteile besaßen,
um die uralten Themen, mit denen Männer zu tun hatten, die mit
Wind, Wasser und ihrem Schicksal kämpften.
    Wie das Meer von Wellen und Strömungen bevölkert war,
von Inseln und seltsamen Erscheinungen wie Windhosen und
Wetterleuchten, so war das Leben der Menschen von Göttern und
Wahrsagungen beherrscht, von ihrem Glauben an Vorbestimmung und an
die Macht des einzelnen. Sie waren gastfreundlich und streitsüchtig
bis zum Exzeß. Die Geschichten, die wir hörten, bewiesen
es.
    „Wohin wird euch das Orakel führen?" wandte sich
Zerres an uns. Als unabhängiger Schiffsbesitzer stand er in
gewisser Weise außerhalb der herrschenden Bedingungen und auch
ein wenig darüber. Der Himmel über uns war gänzlich
klar. Starr und riesig standen die Sterne in der Schwärze.
Hinter den Felsen und den windzerzausten Zypressen stieg eine schmale
Mondsichel herauf.
    „Vielleicht in jeden Hafen des Meeres", sagte ich.
„Aber unabhängig von uns wird sich das Orakel in fünf
Monden erfüllen."
    „Das ist gewiß?"
    „So gewiß wie die Augen, die du an den Bug der REA
gemalt hast", murmelte Ptah. „Es wird ein Verderben vom
Himmel kommen."
    „Zeus donnert nicht nur", meinte Zerres und machte die
beschwörende Geste mit seinen Fingern, „sondern er schickt
auch das Verderben über uns."
    „Dieses Verderben kommt nicht von Zeus", wehrte ich ab.
„Es ist kein Gott, der das Meer aufwühlen und die Tage zu
sturmerfüllten Nächten machen wird."
    „Kein Gott? Wer sollte mächtiger sein als Zeus, der von
Chronos stammt?"
    „Das Orakel gab keine Antwort auf diese Frage",
entgegnete ich.
    Die warme Nachtluft war voller wispernder Laute und würziger
Gerüche. Das Holz des Schiffes, der nasse Sand und die
Duftstoffe unbekannter Blumen und Blüten wetteiferten
miteinander. Die Stimmung, einem Idyll nahe, bildete einen makabren
Kontrast zu den Dingen, die besprochen wurden. Mit Sicherheit war
dies von ES so und nicht anders beabsichtigt.
    „Wenn ich euch recht verstehe", fing einer der
Steuerleute laut zu überlegen an, „dann wandert ihr von
Ort zu Ort, von Hafen zu Hafen, um das Orakel zu verkünden. Alle
Häfen dieses Meeres in nur fünf Monden? Ihr seid entweder
von einem bösen Dämon geschlagen, oder ihr müßt
Männer von gewaltigem Mut sein. Wir haben eure Waffen gesehen.
Sie sind
    Waffen, die von großen Kriegern gebraucht werden."
    Wellen schlugen gegen den Schiffsrumpf. Über uns flogen
Reiher hinweg und schrien mißtönend. Ich antwortete
abschwächend:
    „Auch wir sind zu töten und zu verwunden. Unsere Waffen
sind ohne Zweifel gut. Aber auch unsere Hände, von denen die
Waffen benutzt werden, können schwach werden."
    „Sehr bedenkenswert, eure Geschichte!"
    Wir versuchten, Zerres und den Männern gegenüber so zu
wirken, als stünden wir unter dem Bann des Orakels. Bis zu einem
bestimmten Punkt war dies zutreffend. Jedesmal, wenn unsere Gedanken
wieder auf die nächsten hundertvierzig Tage geleitet wurden,
legte sich eine Beklemmung auf uns, die uns Angst machte. Trotz der
Frist von rund zwölf Stunden hatten wir keine einzige konkrete
Vorstellung davon, wie wir unsere Aufgabe auch nur annähernd
würden erfüllen können.
    „Wir sind", begann Ptah-Sokar, „auch hilflos.
Bedenkt, was uns auferlegt wurde! Das Orakel und unser Gelübde
lassen uns keine Wahl. Wir müssen reisen und warnen, wenn uns
nicht der Fluch treffen soll!"
    „Es ist schmählich und feige, nicht dem Willen der
Götter zu gehorchen!"
    „Ich habe es nicht vor", sagte Ptah streng, „und
Atlan auch nicht."
    „Atlan?" fragte Zerres und riß seinen Kopf
überrascht hoch. Ich zuckte zusammen.
    „Dies ist mein Name!" bestätigte ich.
    „Hast du etwas mit der Insel des Häphaistos zu tun? Mit
Stronghyle, das viele von uns Atlantis nennen?"
    Mein Schrecken, oder anders: meine
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