Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR TB 079 Das System Der Traumsänger

PR TB 079 Das System Der Traumsänger

Titel: PR TB 079 Das System Der Traumsänger
Autoren: Perry Rhodan
Vom Netzwerk:
heim.
    Kendall blieb noch einige Zeit in der terkonitblauen Halb schale
mit dem transparenten, ebenfalls schalenförmigen, Tropfendach
sitzen. Er versuchte, Abstand von den Sorgen und Problemen zu
gewinnen, die den ganzen Tag über und bis weit nach Mitternacht
auf ihn eingestürmt waren.
    Er besaß noch immer die Statur eines Schwergewichtlers, aber
was früher harte Muskeln gewesen waren, bestand heute zum Teil
aus weichem Fleisch. Sein Schädel war kahl bis auf einige wenige
graue Haare; das Gesicht wirkte leicht aufgedunsen.
    Seit Franklin Kendall vor acht Jahren das Amt eines Chefinspektors
der Interstellaren Gesundheitsbehörde übernommen hatte, war
er schneller gealtert als zuvor. Er lebte fast nur noch, um zu
arbeiten und sich in wenigen Stunden Nachtruhe halbwegs davon zu
erholen. Kendall gähnte, erschauerte und zwängte sich ins
Freie. Mit schweren Schritten ging er auf die Öffnung des
aufwärts gepolten Kraftfeldschachtes zu. Das Feld zog ihn sanft
empor, und einige Sekunden lang übermannte ihn die Müdigkeit.
Er nickte ein und schreckte benommen wieder auf.
    Noch acht Etagen!
    Franklin zog sein Jackett aus, um nicht wieder einzuschlafen. Es
störte niemanden, denn gegen drei Uhr morgens schliefen die
meisten Bewohner des neunzigstöckigen Appartementhauses.
    Als er sein eigenes Appartement erreichte, beherrschter ihn nur
noch drei Wünsche: ein Whisky, eine Zigarre und danach sein
Bett. Im Vorraum zog er die Schuhe aus, warf sein Jackett über
einen Sessel und ging in seine Wohnzelle.
    Ächzend sank er in seinen Kombisessel, betätigte die
Schaltaugen an den Armlehnenkonsolen und nahm Whisky und brennende
Zigarre aus den Servoeinheiten seines Hausroboters. Die Maschine
glich einem schmalen Servierwagen und bewegte sich auf energetischen
Prallfeldkissen. Sie besaß ein hervorragendes Positronengehirn,
das nicht ausschließlich auf die im Appartement anfallenden
Dienste spezialisiert war. Mit einer einzigen Schaltung hätte
Kendall ihre Kommunikationseinheit aktivieren können, aber er
war nicht in der Stimmung für Gespräche.
    Der Whisky erzeugte eine Welle wohltuender Wärme in seinem
vor Müdigkeit fröstelnden Körper. Zusammen mit dem
aromatischen Duft des verglimmenden Tabaks seiner Zigarre wirkte er
entspannend — aber auch erschlaffend. Mit Unbehagen nur
überlegte Kendall, daß er sich nachher würde erheben
müssen, wenn er nicht im Sessel schlafen wollte. Um sich von
diesem Gedanken abzulenken, dachte er daran, daß heute Freitag
war. Der Tag war erst drei Stunden alt und würde ihm von acht
Uhr an wieder Sorgen und Probleme bescheren, aber vielleicht gab es
nicht schon wieder dringende Notfälle und er konnte dieses
Wochenende daheim verbringen, daheim bei seiner Frau und der jüngsten
Tochter. Vor drei Wochen war er zuletzt in seinem Bungalow an der
Küste von Efate gewesen, mitten in der pazifischen Korallensee.
    Er lächelte versonnen, wurde aber plötzlich wieder
ernst, als er sich an die böse Zeit des sogenannten Uleb-Krieges
erinnerte. Schon damals hatten sie, jungverheiratet, auf Efate gelebt
— zumindest seine Frau Ehletoa, denn er war damals mit einem
Lazarettschiff mal in diesem mal in jenem Kampfabschnitt gewesen.
Nach dem Krieg und der Vernichtung der letzten Bestien hatte Efate
nicht anders ausgesehen als die meisten Gegenden der Erde: eine von
Intervallstrahlern zerpulverte Wüstenei ohne jedes Leben an der
Oberfläche.
    Heute waren die Schuttberge wieder grün, und dort, wo eine
kleinere Fusionsbombe eine
    halbkreisförmige Bucht von sechs Kilometern Durchmesser in
die Nordspitze der Insel gerissen hatte, lag ein großer
Unterwasserjacht-Hafen.
    Doch nicht auf allen bewohnten Welten des Solaren Imperiums war so
schnell und so gründlich regeneriert und wiederaufgebaut worden.
Auf vielen Siedlungswelten herrschten noch immer menschenunwürdige
Zustände; fast täglich traf eine neue Seuchenmeldung ein.
Die finanziellen und technischen Möglichkeiten der
Interstellaren Gesundheitsbehörde reichten gerade aus, um
Katastrophen zu verhindern.
    Franklin zog an seiner Zigarre, nahm einen weiteren Schluck Whisky
und schaltete das Nachtprogramm von Intervideo Terrania ein, wobei er
die Bildübertragung abblendete.
    Leichte Unterhaltungsmusik ertönte; zahlreiche
Mikro-Lautsprecher in den Wänden erzeugten eine unübertroffene
Stereo-Wirkung. Kendall entspannte sich noch stärker, legte die
Zigarre in die Aschenschale und stellte das Glas beiseite.
    Aber bevor er eingenickt war,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher