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PR TB 020 Das Gesetz Der Gläsernen Vögel

PR TB 020 Das Gesetz Der Gläsernen Vögel

Titel: PR TB 020 Das Gesetz Der Gläsernen Vögel
Autoren: Perry Rhodan
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der
möglichen Lebensform dominieren einige wenige Prinzipien.«
    »Ich verstehe Sie, Neville, aber ich weiß nicht,
worauf Sie hinauswollen.«
    »Noch nicht«, sagte Neville ernst. Er machte eine
umfassende Bewegung. »Terranische Märchen«, sagte
er, als lese er eine Schlagzeile. »Diese Erzählungen
enthalten nahezu sämtliche Verhaltensformen denkender Wesen.
Darf ich eines erzählen?«
    Keenra nickte zustimmend.
    Neville begann:
    »Ein Räuber hatte einen Sohn. Dieser Sohn wollte aber
nicht das Erbe seines Vaters antreten. Er sträubte sich mit
Erfolg. Sein Vater aber war schlau und weise, und er handelte auch
danach. Eines Tages also stand - zufällig und absichtslos - der
Sohn vor der Höhle, in der sein Vater alle seine Schätze
verborgen hatte.«
    Neville hob die Hand. An seinem Mittelfinger schimmerte ein Ring;
das Licht, das aus einem der zahllosen Gemächer flutete, brach
sich auf dem komplizierten geometrischen Muster, in dessen Zentrum
sich ein funkelnder Stein befand. Keenras Augen wurden von dem
Gleißen angezogen, saugten sich mit dem Strahlen voll, und die
Stimme des Psychologen wurde leiser und eindringlicher.
    »Und der Zauberring, den der Sohn trug, öffnete die
verborgene Pforte. Sie schwang auf, und sie enthüllte dem Sohn
alles, was sein Vater geraubt hatte. Und der Sohn ging durch dieses
Tor und wurde zum Räuber, der die Reichen bestahl und die Armen
beschenkte. Das ist nur eine der unzähligen Variationen dieses
Märchens. Die darin vorkommenden Personen sind Archetypen.«
    »Archetypen?« fragte Keenra leise, »was ist
das?«
    »Gestalten, die im Gesamtbewußtsein einer Rasse
verankert sind. Die Mutter, der Vater, der Anführer und der
Schurke - das sind solche Typen, die man erkennt, ohne zu wissen,
worum es sich handelt.« Immer noch brannte das unheimliche,
grüne Feuer des kostbaren Steines. Keenra spürte mit einem
Rest ihrer Vernunft, wie ihre Gedanken förmlich in einen Schlund
des Vergessens gesogen wurden. Sie war leer, aufnahmebereit für
das, was jetzt folgen mußte … und ein Winkel ihres
vorzüglichen Verstandes kompensierte und sagte aus, daß es
nur ein vorübergehender Traum war. Totenstille breitete sich
aus. Dann eine Stimme. Sie flüsterte eindringlich und stark,
überzeugend: »Mart Keenra!«
    »Hier«, sagte Keenra schwach. »Ich höre.«
    Dieses Flüstern war nicht aus dieser Welt. Ein Traum …
    »Du wirst in deinem Unterbewußtsein Stück für
Stück, Wort für Wort dieses Märchen zerpflücken
und auf den Gehalt an Wahrheit und Möglichkeiten untersuchen.«
    »Ja. Ich werde es tun.«
    »Alles geschieht in dieser Reihenfolge.. du wirst handeln
müssen, und alles hängt von deiner Entschlossenheit ab.
Alles mehr, als du jetzt noch ahnen kannst. Was immer geschieht; es
ist richtig. Verstehst du?«
    »Ich verstehe.«
    »Es gibt eine Möglichkeit, alles nach deinen Wünschen
und Hoffnungen zu gestalten. Du mußt sie wahrnehmen. Du wirst
suchen müssen -forschen und denken. Viel denken. Aber du wirst
es schaffen. Nimm Yser an der Hand und suche. Vergiß und
erinnere dich. Beginne noch heute. Suche…«
    Sie schwieg jetzt, die Flüsterstimme jener anderen Welt. Es
war, als beruhige sich die Natur; als ob alles wieder langsam
zurückkehrte, was eine Windhose aufgewühlt und zerstreut
hatte. Keenra blinzelte, sah zuerst in den zitternden Spiegel der
Flüssigkeit; dann trank sie einen langen Schluck. Die nächsten
Worte des Psychologen waren wieder lauter, so daß Keenra ihn
verstehen konnte. Was war das eben gewesen? Ein Traum, ein flüchtiger
Eindruck? Sie wußte es nicht. Und sie spürte im gleichen
Moment, wie die Worte der flüsternden Stimme zurückglitten
in einen Bereich, der ihr bewußt nicht mehr zugänglich
war. Sie ahnte, daß bestimmte Signale künftig diese
Eindrücke zurückrufen würden. Was aber geschehen war,
wußte Mart Keenra nicht.
    Die acht Musiker vollfihrten jetzt einen Höllenlärm, und
die Plattform war voller Tanzender, die den Rest ihrer persönlichen
Energie darauf verwendeten, sich zu erschöpfen, indem sie ihre
Füße und Hände nach einem komplizierten Muster
bewegten. »Entzückend«, murmelte sie. Das Treiben
kam ihr mehr als sinnlos vor.
    »Angenommen«, sagte Neville und staubte die Asche
seiner Zigarette über das Geländer. »Angenommen, Ihr
Freund Yser wird in eine Ausnahmesituation gebracht. Glauben Sie, daß
er den Forderungen standhält?«
    »Ja!« antwortete Keenra ernsthaft. »Er und fast
alle anderen Arkoniden würden es
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