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PR Posbi-Krieg 01 - Das gestrandete Imperium

PR Posbi-Krieg 01 - Das gestrandete Imperium

Titel: PR Posbi-Krieg 01 - Das gestrandete Imperium
Autoren: Michael Marcus Thurner
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konnte. Nebenan erstickten Menschen, während ich mit verätztem Rachen um Hilfe bettelte.
    Natürlich weiß ich es heute besser. Wenn sich die Hilfsmannschaften nicht um die Schäden im Maschinendeck gekümmert, die sorgfältig geschulte Bordwache nicht die Brände an den Aggregaten gelöscht und sich nicht alle an Bord so verhalten hätten, wie es der Kommandant verlangte, hätten wir es niemals geschafft.
    »Der Blick muss stets auf das Große gerichtet sein«, so wusste ich aus meinen Tagen bei den Truppen. Einzelschicksale waren bedauernswert und erschütterten - aber es ging um das Überleben des Ganzen.
    Irgendwann ließ der Lärm nach, kehrten die Absauganlagen zu ihrer vollen Leistungskapazität zurück und verstand man, was ich sagen wollte.
    Sie stützten mich links und rechts ab und brachten mich zur Kabine. Eine hagere Gestalt mit mausgrauem Gesicht lag da auf dem Boden und atmete flach. Steph Grant, der uns mit seinen Gemeinheiten das Leben während der letzten Wochen ziemlich erschwert hatte. Er lebte.
    Petr Slezak hatte sich in die Kabine zurückgezwängt. Allein die Sternengötter wussten, wie er die Kraft dafür aufgebracht hatte, den Schotten durch den schmalen Spalt in Sicherheit zu bugsieren.
    Während er Ntombe Gebele hinter sich her geschleift hatte, musste es Petr erwischt haben. Mit seinem breiten Leib lag er inmitten in der Kabine und wirkte so... hilflos.
    Ich hätte gern gesagt, dass es ein schneller, ein sauberer Tod gewesen war. Der Blutstrom, der aus seinem Mund sickerte, das schmerzentstellte Gesicht und die Ätzwunden am ganzen Körper sprachen eine andere Sprache. Ich würde diesen Anblick nie vergessen.
    Damit war unser Leidensweg noch lange nicht beendet. Man verpflegte notdürftig meine oberflächlichen Wunden, verpasste mir eine Spritze, deren aufputschender Inhalt einen Elefanten zum Galoppieren gebracht hätte, und schickte mich hinab in die Eingeweide der Triebwerkssysteme.
    Irgendwer hatte auf mein Datenblatt geguckt und gemerkt, dass ich früher mal ein passabler Ingenieur gewesen war.
    Ja, es stimmte. Unter normalen Umständen konnte ich eine Korvette mit Klebstoff, unzähligen Reißzwecken und ein paar Meter Bindfaden so weit zusammenhalten, dass sie es zurück in ihren Heimathafen schaffte.
    Verständlicherweise fühlte ich mich aber keineswegs danach, Dienst zu tun. Die Toten und Sterbenden brachten Bilder zurück in meine Erinnerung, die ich seit drei Jahren vergessen geglaubt hatte.
    Doch nun machte sich der Drill bezahlt, den mir meine sadistisch geprägten Ausbildungsoffiziere hatten angedeihen lassen. Ich schaltete das bewusste Denken aus, konzentrierte mich auf meine
    Aufgabe, verschloss Augen und Ohren für alles andere. Unser Kahn hatte einiges abbekommen, und für mehr als eine kurze Zwischenetappe war das noch vorhandene, letzte Lineartriebwerk nicht mehr zu gebrauchen. Aber die Ortung hatte ein Ziel entdeckt; einen Planeten, auf dessen Oberfläche wir mit ein wenig Glück Zuflucht finden konnten. Es hing alles davon ab, ob ein paar andere erbärmlich dreinblickende »Freiwillige« und ich die Wrackteile, die sich »Reserveaggregat« schimpften, ein letztes Mal zum Leben erwecken konnten.
    Wo die Stammbesatzung des Maschinenraums geblieben war? Nun, die Kettenreaktion an Explosionen hatte kurz nach der Wiederverstofflichung hier ihren Ausgang genommen. Von den Dienst tuenden Männern und Frauen war nichts zurückgeblieben, das man beerdigen konnte.
    Meine Stimmbänder waren verätzt, und sie sollten sich auch nie mehr von den Säuredämpfen erholen, die unsere Kabine ausgefüllt hatten. Also musste ich mich mit Stammeln, Krächzen und zittrigen Handzeichen verständlich machen. Auf makabre Art und Weise erfüllte es mich mit Befriedigung, dass die meisten Kollegen nicht viel besser aussahen als ich. Sie alle waren in der einen oder anderen Form gezeichnet, und der Schock stand ihnen in die Gesichter geschrieben. Im Grunde genommen waren wir dankbar, dass wir etwas Sinnvolles unternehmen konnten, nicht nachzudenken brauchten.
    Die wenigen Robs, die noch einsatzfähig waren, schleppten Verschalungsteile herbei, die die Crew für die Ummantelung des stark in Mitleidenschaft gezogenen Blocks der Energieumformer benötigten. Grobschlächtig wurde genietet und geschweißt, was eigentlich den Händen eines Filigrantechnikers und seiner Robot-Crew überlassen werden sollte. Doch dafür blieb keine Zeit. Ich beschäftigte mich anschließend mit Leistungstests und fuhr
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