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PR NEO 0053 – Gestrandet in der Nacht

PR NEO 0053 – Gestrandet in der Nacht

Titel: PR NEO 0053 – Gestrandet in der Nacht
Autoren: Oliver Plaschka
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Worten. Das letzte Mal hatte er so herumgedruckst bei der Mitteilung, dass eines ihrer Lieblingskleider die Bekanntschaft mit einer ihrer besonders bösartigen Sirupkreationen nicht überlebt hatte.
    »Er sagt, er kann uns keine Starterlaubnis geben. Freigabe verweigert.«
    »Was?« Unwillkürlich sprang sie von ihrem Sitz auf, als gälte es, ihre Schiffe persönlich zu verteidigen.
    Nertan drehte sich mit großen Augen zu ihr um. »Er sagt, wir sollen uns bereithalten. Er kommt zu uns an Bord.«

3.
    Anra'Thir'Nom
     
    Was für ein vulgäres Schiff!, dachte Anra'Thir'Nom mit Blick auf die VAREK'ARK. Doch wie passend zugleich: ein vulgäres Schiff für eine vulgäre Person.
    »Was für ein vulgäres Schiff!«, sprach er den Gedanken laut aus, ohne sich auch nur umzudrehen. Das Schweigen des anderen Lotsen, der das winzige Ultraleichtshuttle zum Flaggschiff des Trosses manövrierte, deutete er als Zustimmung.
    Das Shuttle verkörperte alles, was die VAREK'ARK nicht war. Oder eher, es war nichts von dem, was das riesenhafte Schlachtschiff war. Tatsächlich bestand es aus nicht viel mehr als einem gläsernen Tropfen mit einem winzigen Antrieb, groß genug, dass zwei Leute darin schweben konnten, schnell genug, um jedes Ziel in Sichtweite in ein paar Minuten zu erreichen. Auf künstliche Schwerkraft oder Sitze war ebenso verzichtet worden wie auf irgendwelche anderen Annehmlichkeiten. Achtzig Prozent der Außenhülle waren transparent, und die einzige Lichtquelle außer dem gedämpften blauen Gleißen Hela Arielas war das gelegentliche Flackern der Holos, wenn der Lotse eine Operation durchführen musste, die er nicht mit einer simplen Geste seiner Hand oder einer Augenbewegung an die Positronik übermitteln konnte. Über ihre schwarzen Körperfilme spürten die Lotsen jede Reaktion des Schiffes in Sekundenbruchteilen.
    Was mehr als einen Antrieb und eine Schutzhülle, beides nicht stärker als nötig, brauchte es, um eine solch kurze Strecke All zu durchqueren? Unerfahrene Geister fürchteten die Reise in einer solchen Sternenträne (ein Name aus den überschwänglichen Jugendjahren des Imperiums, als sich noch jeder Ingenieur für einen Künstler und jeder Kommandant für einen Poeten hielt). Anra'Thir'Nom war der Ansicht, wer diesen Vorgeschmack des Abgrunds fürchtete, sollte sich an der Querung der Endlichen Nacht gar nicht erst versuchen.
    Die VAREK'ARK dagegen war der stahlgewordene Größenwahn. Tausend Meter Durchmesser, wenn man den Ringwulst mitrechnete, Hunderte Beiboote, Jäger und Kapseln, Kapazitäten für bis zu 6000 Personen Besatzung. Die Hälfte verbrachte die Reise wohl in einem Sessel und könnte die Richtung zum galaktischen Zentrum nicht weisen, wenn ihr Leben davon abhinge. Ihr Schwesterschiff, die VEAST'ARK, war als »Stolz des Imperiums« aus der Werft ausgelaufen und innerhalb kürzester Zeit in grandioser Weise gescheitert. VAREK'ARK bedeutete »Glanz des Imperiums«. Für Anra'Thir'Nom war es eher der Trotz – die reine Eitelkeit.
    Der Lotse brachte sie in sicherem Abstand zu den Impulstriebwerken näher an das riesige Schlachtschiff heran, als umrundeten sie einen metallischen Mond. Der äquatoriale Wulst erhob sich wie ein ferner Gebirgskamm am Horizont, die Schleusen unter ihnen waren groß wie Meere. Man verlor rasch den Sinn für Proportionen, wenn man sich im Anblick dieser Stahllandschaft verlor, und wenn er die Augen schloss und sich in sich selbst versenkte, meinte er, den zarten Zug der Gravitation dieses Riesenschiffs spüren zu können, die ihn alle paar Sekunden um Millimeter tiefer sinken ließ.
    Doch wen immer der Regent oder seine Rudergängerin mit den Proportionen der VAREK'ARK zu beeindrucken suchten, ihre Mühen waren vergebens. Hier, am Rande des Abgrunds, zählten nur die Gunst der She'Huhan, der Sternengötter – allen voran Anetis, der Gott der Leere – und das Wort der Khe'Mha'Thir, der Lotsen, zu denen sie sprachen.
    Anra'Thir'Nom war zuversichtlich, dass auch Ihin da Achran das erkennen würde.
    Die Träne hielt auf eine offene, nur von einem Schirm geschützte Luke zu, die für die deutlich größeren Leka-Disken ausgelegt war. Eine passgenaue Strukturlücke tat sich im Schirm für sie auf, und die Träne schwebte hinein, getragen von einem Traktorstrahl. Kaum hatten sie den Schirm passiert, zog die künstliche Schwerkraft des Flaggschiffs sie auf ihre Beine. Dann setzten sie auf dem blitzblank polierten Hallenboden auf, und der Traktorstrahl erlosch.
    Die
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