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PR NEO 0042 – Welt aus Seide

PR NEO 0042 – Welt aus Seide

Titel: PR NEO 0042 – Welt aus Seide
Autoren: Oliver Plaschka
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Imperium? Denken Sie gut darüber nach.«
    Er hob die Hand, um die Verbindung zu unterbrechen. Dann hielt er noch einmal inne. »Der Verband erreicht Trebola in knapp drei Stunden. Bereiten Sie alles vor, um eine reibungslose Übergabe zu ermöglichen. Anschließend möchte ich Sie persönlich sprechen – bis dahin haben Sie Zeit, Ihre Nützlichkeit noch einmal unter Beweis zu stellen.« Er entblößte seine Zähne zu einem Lächeln. »Ich erwarte Sie dann im Artekh-System.«

21.
    Je-Ron-Tia
     
    Kurz bevor sie ihr Ziel erreichten, betrat Je-Ron-Tia die Zentrale. Alle anderen waren bereits versammelt. Mittlerweile tat sich Je-Ron-Tia leichter damit, die Körpersprache der Fremden zu lesen: Er erkannte deutlich die Unterschiede zwischen ihnen und fragte sich, wie er bei ihren ersten Treffen so blind hatte sein können.
    Die beiden Arkoniden beispielsweise gingen sich aus dem Weg. Niemand sprach je darüber, und jeder tat, als ob es nicht so wäre, doch ihr Umgang war eindeutig von Misstrauen geprägt wie zwischen konkurrierenden Netzfürsten.
    Der große Mann und die schwarzseidene Frau, die ihm und der Crew nach wie vor mit Scheu begegneten, waren ein Paar. Er kümmerte sich aufopferungsvoll um sie, sie aber war diejenige, die die Entscheidungen traf. Die große Ähnlichkeit zur trebolanischen Geschlechterverteilung rührte Je-Ron-Tia an und ließ ihn an Ji-Jin-Ila denken. Er wünschte, er wäre jetzt bei ihr.
    Anders verhielt es sich bei Rhodan und Belinkhar. Als er ihnen kurz nach ihrer Landung zum Garten der achtfältigen Einigkeit gefolgt war, hatte er sie ebenfalls für ein Paar gehalten; mittlerweile war er sich da nicht mehr so sicher. Seit ihrem Treffen im Audienzsaal und der Botschaft der Arkonidin war Rhodan verändert. Mittlerweile hegte Je-Ron-Tia auch den Verdacht, dass Belinkhar von einem anderen Planeten stammte als Rhodan. Vielleicht konnten sie keine gemeinsamen Kinder bekommen. Vielleicht gab es zu viele andere Verpflichtungen, die ihnen im Weg standen.
    Tatsächlich war Rhodans Rolle diejenige, die er nach wie vor am wenigsten verstand. Er war der wahre Anführer der Gruppe, so viel war mittlerweile klar. Die anderen suchten regelmäßig seinen Rat, und der Purrer – jene schwarzseidene, langschwänzige Bestie, die auf Je-Ron-Tia noch immer außerordentlich suspekt wirkte – wich nicht von seiner Seite.
    Dabei spielte Rhodan seine Macht selten aus. Sie basierte nicht auf dem blinden Gehorsam seiner Begleiter. Was es wirklich war, das sie zu ihm aufschauen ließ, das begann Je-Ron-Tia erst allmählich zu verstehen.
    Einen Eindruck davon hatte er erhalten, als er Rhodan kurz nach ihrer Unterredung im kleinen Kreis gefragt hatte, weshalb er das eigentlich tat – sein Leben zu riskieren, sein Wissen zu teilen, und das nicht nur zu seinem eigenen, sondern ihrer aller Vorteil.
    »Warum wir Ihnen helfen wollen?«, hatte Rhodan erwidert und seine Mundwinkel in einer Art und Weise verzogen, die bei seinen Mitreisenden – das wusste Je-Ron-Tia mittlerweile – Sympathie hervorrief. Er benutzte dieselbe Mimik auch ihm gegenüber, obwohl ihm klar sein musste, dass sie nicht auf ihn wirkte. »Weil ich denke, dass Sie und ich – Ihre Welt und meine – trotz aller Unterschiede doch eine Menge gemeinsam haben ... und ich daran glaube, dass es die Gemeinsamkeiten sind, die zählen.«
    Und da hatte Je-Ron-Tia zu seiner Überraschung gemerkt, dass Ril-Omh-Er neben sie getreten war und andächtig nickte. Es sah ganz so aus, als wäre auch er der Vision dieses ungewöhnlichen Zweibeiners erlegen.
    »Wir sind gleich da«, sagte der Steuermann und aktivierte den Hauptschirm, auf dem der erste Planet des Systems nun in Sicht kam. War Trebola dank seiner großen, seidenen Städte und Binnenmeere aus dem All betrachtet eine silbrig blaue Kugel, war Khebur eine gescheckte, ockerfarbene Welt voller Wüsten. Sie war rotationsgebunden, sodass die der Sonne zugewandte Seite des Planeten sich schon vor Abermillionen von Jahren, als seine letzte Eigenrotation zum Erliegen kam, in einen ausgetrockneten Glutofen verwandelt hatte. Die abgewandte Seite war immer in Finsternis gehüllt – ein passender Ort für das Heiligtum der Goldenen. Die Atmosphäre war mit etwas Gewöhnung zwar atembar, aber von häufigen Sandstürmen heimgesucht.
    Aufgrund seiner extremen Umweltbedingungen und der stärkeren Schwerkraft, die für Trebolaner schnell lebensbedrohlich werden konnte, war der einzige andere Planet ihres Systems stets ebenso
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