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PR Andromeda 05 - Der Schattenspiegel

PR Andromeda 05 - Der Schattenspiegel

Titel: PR Andromeda 05 - Der Schattenspiegel
Autoren: Frank Borsch
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wortlos. Der Schattenspiegel war ein mentales Netz, mit dessen Hilfe der Gelbe Meister seinen Machtbereich überwachte. Nur, was er im Schattenspiegel sah, nahm er wahr - und durch ihn die echsenhaften Gorthazi, die seine Flotten von Kastun-Schiffen bemannten. Die meisten Besatzungsmitglieder der JOURNEE stellten sich den Schattenspiegel unwillkürlich als eine Art Spinnennetz vor, in seiner Mitte der Gelbe Meister, eine fette Spinne, die unablässig auf Beute lauerte. Nicht so Zim; der Emotionaut brauchte keine Metaphern, um sich ein mentales Netz vorzustellen, er knüpfte sein eigenes, sobald er über die SERT-Haube mit den System der JOURNEE verbunden war. Der Schattenspiegel war für Zim November so greifbar, als bestände er aus fester Materie, eine Schlinge, die sich um seinen Hals zusammenzog. Doch noch bekam er Luft.
    »Du glaubst, der Nukleus hält nicht durch?«, fragte er Rhodan.
    Der Unsterbliche schüttelte den Kopf. »Ich fürchte, nein.« Rhodan deutete auf die Kugel aus purer Energie, die in der Mitte der Heimstatt schwebte. Sie durchmaß ungefähr einen Meter, und doch beherbergte sie die Bewusstseine von 34.000 terranischen Monochrom-Mutanten - und seit dem Vortag viele weitere. Sie waren es, die den Sektor Jessytop, eine Raumkugel von nur 30 Lichtjahren Durchmesser, beschützten.
    »Was für eine Ironie!«, fuhr Rhodan fort. »Noch gestern hatten wir geglaubt, einen entscheidenden Schritt weitergekommen zu sein. Gehofft, der Nukleus könne nicht nur Attorua und den umgebenden Sektor weiter aus der Wahrnehmung des Gelben Meisters ausblenden, sondern vielleicht bald auch noch weitere Regionen. Aber nun .«
    »Wie kann das sein? Das Volk der Charandiden ist im Nukleus aufgegangen. Eine Million Bewusstseine! Der Nukleus müsste gestärkt sein, sollte den blinden Fleck im Schattenspiegel ausweiten können und die Gorthazi zurückdrängen!«
    Rhodan zuckte die Achseln. »Er sollte es, ja. Aber es scheint, als ob der Nukleus - der neue Nukleus, der aus der Vereinigung von Monochrom-Mu-tanten und Charandiden entstanden ist - zu berauscht von der Verschmelzung der Bewusstseine ist, um noch Gedanken und Energien auf uns primitive körperliche Wesen zu verschwenden.«
    Der Emotionaut strich sich nachdenklich über den Nacken. Rhodan fühlte sich verraten. Aber da war nicht nur die Ebene der Politik, der Kriegsführung, sondern eine weitere. Eine persönliche Ebene.
    »Ich weiß, was du fühlst«, sagte Zim. »Man hat dich vergessen.«
    Rhodans Kopf ruckte herum. »Was ... willst du damit sagen?«
    »Ich meine Kiriaade. Sie hat dich vergessen - und verlassen.«
    Der Unsterbliche wandte sich ab, barg den Kopf erneut zwischen den Händen. Zim glaubte, ein Schluchzen zu hören, war sich aber nicht sicher. Das Knistern der Blitze, die unablässig aus dem Nukleus spritzten, verfälschte die Akustik der Heimstatt.
    Wie auch immer, der Emotionaut hätte Rhodan Tränen nicht verdenken können. Kiriaade war eine Frau, wie sie dem Unsterblichen in den beinahe dreitausend Jahren seines Lebens nie zuvor begegnet war. Wie auch? Ki-riaade war ein Fleisch gewordener Traum, die Manifestation des Nukleus', deren Sirenenruf Rhodan und die JOURNEE nach Andromeda gefolgt waren. Ihre Gestalt war perfekt, ihre Züge ebenmäßig zu einem Grad, der Zim unmöglich erschienen wäre, hätte er sie nicht mit eigenen Augen erblickt. Ein Beobachter konnte nicht feststellen, ob Kiriaades Füße den Boden berührten oder ob sie schwebte. Zim glaubte fest an die zweite Variante; alles andere, als majestätisch über den Dingen zu schweben, wäre ihrer nicht angemessen gewesen.
    Das Verlangen, das sie auslöste, hatte auch vor dem Emotionauten nicht Halt gemacht. Er hatte einige schlaflose Nächte verbracht, bevor seine Sehnsucht abgeklungen und schließlich verschwunden war. Anfangs hatte Zim geglaubt, seine Liebe zu Raye wäre dafür verantwortlich, aber irgendwann war ihm aufgegangen, was wirklich dahinter steckte: Kiriaade war zu makellos, zu unergründlich, um für einen gewöhnlichen Menschen bestimmt zu sein.
    Rhodan hingegen .
    Sicher, Rhodan war ebenso sehr Mensch wie er, Zim. Aber die Jahrtausende, auf die der Unsterbliche zurückblickte, hatten ihn verändert, in ihm etwas wachsen lassen, über das gewöhnliche Menschen nicht verfügten. Einen Blick auf die Außenwelt, der geschärft war durch die unzähligen
    Völker und Wesen, denen Rhodan begegnet war. Perry Rhodan und Ki-riaade - Zim wusste nicht, wieso, aber es schien ihm wie
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