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PR Andromeda 05 - Der Schattenspiegel

PR Andromeda 05 - Der Schattenspiegel

Titel: PR Andromeda 05 - Der Schattenspiegel
Autoren: Frank Borsch
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keine gewöhnlichen Zeiten.«
    Die drei Erwachsenen berieten sich. Masquin winkte den Kindern, die neugierig die Köpfe über den Wall ihrer improvisierten Burg steckten, freundlich zu. Ein Kitzeln im Nacken sagte ihm, dass Tikil die Geste mit seinem langen, biegsamen Schwanz nachäffte. Die Kinder kicherten und stupsten einander an, bis einer der Erwachsenen sie zurechtwies. Ihre Köpfe verschwanden wieder hinter dem Gepäckwall.
    »Ich weiß nicht, warum, aber ich bin geneigt, dir zu vertrauen«, sagte Amheret schließlich und bestätigte damit Masquins Vermutung, dass sie der Alpha-Partner der Blüte war. Sie war es, die die Entscheidungen traf. »Wie viel verlangst du?«
    »Alles.«
    » ALLES?«
    Masquin nickte. »Alles, was ihr besitzt. Und damit meine ich nicht, was ihr bei euch tragt, sondern was ihr zurückgelassen habt.«
    Die Augen Amherets verengten sich zu Schlitzen. »Lass uns in Ruhe, Freund ! Lieber lasse ich es zu, dass die verfluchten Kastuns uns in Atome zerblasen, als dass ich das tue. Verschwinde!«
    »Wie du willst.« Masquin wandte sich ab, um nach dankbarerer Beute Ausschau zu halten. Er hatte die Bewegung noch nicht vollendet, als sich Tikils Zähne tief in seinen Nacken bohrte. Der Symbiont war mit seiner Entscheidung nicht einverstanden. »Was hast du, Tikil?«, flüsterte der Ha-dur, ohne eine Antwort zu erhalten. Masquin seufzte und drehte sich wieder zu Amheret. Tikil hatte seinen eigenen Kopf - und Masquin war gut gefahren, ihm zu folgen.
    »In Ordnung«, sagte Masquin an die Blüte gewandt. »Ich will großzügig sein. Die Hälfte.«
    Amheret strich sich langsam über das lange, glatte Haar. Ihr Mund öffnete sich zu einer unausgesprochenen Frage: Wieso tust du das? Die beiden Partner der Blüte traten zu ihr, die Frauen und der Mann steckten die Köpfe zusammen. Schließlich trat Amheret an ihn heran. »Einverstanden ...« Es fiel ihr sichtlich schwer, das Wort auszusprechen. Amheret griff nach ihrem Kommunikator. Ihre Finger huschten über den Touchscreen. »Das ist ein Viertel unseres Vermögens«, sagte sie. »Den Rest bekommst du am Raumhafen.«
    »Ein fairer Vorschlag«, sagte Masquin. Sein Blick streifte das Display seines Kommunikators. Er war soeben zum Landbesitzer aufgestiegen. Hatten sich die Zeiten erst einmal beruhigt, würde sein Lohn ein kleines Vermögen darstellen. Möglicherweise genug, um zusammen mit seinen
    weiteren Prämien ...
    Er verscheuchte den Gedanken. Noch war es nicht so weit. »Folgt mir.«
    Seine Schützlinge setzten sich in Bewegung. Sie taten es ebenso diszipliniert, wie sie ihr Lager aufgeschlagen hatten. Die Erwachsenen gingen zu Fuß, Amheret unmittelbar hinter Masquin, die beiden übrigen Partner bildeten den Abschluss. Die Kinder ritten auf den Antigravkoffern. Die Jüngeren lachten, als befänden sie sich auf einem Ausflug. Sie begriffen nicht, was geschah.
    Die Gruppe passierte den Ausgang ohne Schwierigkeiten. Masquin und der befehlshabende Offizier kannten und schätzten einander seit Jahren. Der Hadur hatte noch nie versäumt, dem Mann einen angemessenen Dank zukommen zu lassen.
    Draußen war gerade die Sonne aufgegangen. Die Dächer und Fassaden Virchos glitzerten golden im ersten Licht. Die Flüchtlinge verharrten auf der Stelle. Vircho, die Goldene, war längst zu einer Legende geworden. Niemand wusste mehr genau zu sagen, wieso ihre Bewohner damit angefangen hatten, ihre Häuser golden zu streichen oder zu verkleiden, aber seit dem Sturz der diktatorischen Meister der Insel vor 2500 Jahren taten sie es mit Hingabe. Möglicherweise war es eine befreiende Geste nach den langen Jahrtausenden der eintönigen Diktatur gewesen.
    Masquins Schützlinge rissen die Masken von den Gesichtern und sogen gierig die Morgenluft ein.
    »Es tut gut, endlich wieder frische Luft zu atmen«, wandte sich Amheret an ihn. Ihre grünen Augen sprühten plötzlich vor Leben. »Ihr Duft ist einfach unvergleichlich, nicht wahr?«
    »Ja, ihre Kühle ist köstlich«, entgegnete Masquin und wandte den Kopf ab, um ihren Blick nicht erwidern zu müssen. »Dort kommt mein Gleiter.«
    Das ältere Frachtmodell mit überbreitem Rumpf, das dem Hadur gleichzeitig als Zuhause diente, verließ, vom Autopiloten gesteuert, seine Warteposition und landete vor der Gruppe.
    »Rein mit euch!«, rief Masquin. »Wir haben nicht den ganzen Tag .«
    Sein Satz ging in einem Dröhnen unter, das seinen ganzen Körper zu erfassen und durchzuschütteln schien. Masquin schlug die Hände auf die
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