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PR Andromeda 04 - Die Sternenhorcher

PR Andromeda 04 - Die Sternenhorcher

Titel: PR Andromeda 04 - Die Sternenhorcher
Autoren: Frank Böhmert
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winken ihn durch.
    Draußen rückt er die Sonnenbrille zurecht und zieht die Schirmmütze ein bisschen tiefer ins Gesicht. Aber niemand beachtet ihn. Er kann ungehindert durch die Straßen radeln, aufgehalten nur durch das übliche Gewühl und Gewusel. Überall hupt und klingelt und pfeift es. Er ist wohl der einzige Radfahrer auf ganz Attorua, der keine Klingel hat.
    Er hat mit dem Schlimmsten gerechnet. Mit Tumult und Raserei, wie es die wenigen Nachrichten nahe gelegt haben, die ins Schiff gedrungen sind.
    Nichts davon. Ein paar Atto sind weiß und nackt und mit Blechdosen geschmückt. Nirgendwo Barrikaden. Nirgendwo wütet ein Mob, der auf Lynchjustiz aus ist.
    Man sieht, was man sehen will. Selektive Wahrnehmung. Scheuklappenperspektive. Tunnelblick.
    Wenn dieser tefrodische Kommisskopf das nötig hat, bitte schön. Wenn Rhodan und Sebastian sich davon irgendetwas versprechen, bitte schön. Doktor Mimo Serleach aber hat fest vor, das ganze Bild zu sehen.
    Er nimmt alles in sich auf.
    Es liegt etwas mehr Müll in den Straßen. An manchen Stellen ist Sperrmüll aufgeschichtet.
    Gut, dann hat es wohl Barrikaden gegeben.
    Ausgebrannte Ladengeschäfte sieht er keine. So viel zum Stichwort Plünderungen, Logistik-Offizier , denkt er.
    Mimo hat sich nicht festgelegt, was die Stationen seiner Reise angeht, auf der er Heilung zu finden hofft. Er hat sich nur immer wieder mittels Stadtplan den Kernbereich von Hohakindetimbo eingeprägt. Den Rest will er dem Zufall überlassen, will sich nur treiben lassen.
    Als Erstes, beschließt er nun, während ShouKis Bein allmählich zu pochen anfängt, wird er sich dieses Spital noch mal ansehen.
    Die Alte Spitalgasse, wie ihr Name im Touristenführer übersetzt wird, ist eng und mit Kopfsteinen gepflastert. Der Verkehr zuckelt im Schritt-Tempo hindurch. Also steigt Mimo ab und schiebt das Fahrrad auf dem Fußweg.
    Er bekommt Herzklopfen, als ihm klar wird, dass er die falsche Straßenseite gewählt hat und direkt am Krankenhaus vorbei gehen wird.
    Nichts. Keine Belagerung. Nur mitten auf der Straße eine Baustelle, wo das Pflaster an ein paar Stellen aufgerissen ist. Darum der zäh fließende Verkehr.
    Aber am Eingangsbereich fehlt die Vorderfront. Die Überreste einer Drehtür liegen auf einer niedergetrampelten Wiese. Sie sehen aus wie eine filigrane Skulptur.
    Und oben im Treppenhaus sind auf Höhe des zweiten Stockwerks ein paar Fensterscheiben durch Spanplatten ersetzt.
    Mimo sucht sich eine ruhige Ecke und bleibt stehen. Holt tief Luft und nimmt das alles in sich auf.
    Es tut mir Leid , denkt er, und ihm schießen Tränen in die Augen.
    Ich hob das alles nicht gewollt , denkt er. Die haben mich dazu überredet, diese Ärztin und der Maahk und dieser ... dieser verfluchte Gestaltwandler.
    Die Trauer ist wie abgeschnitten. Als hätte er einen Schalter umgelegt. Den Schalter der bequemen Lügen.
    »Gut«, sagt Mimo halblaut. »Schon kapiert.« Er lacht. Sein eigenes Lachen, es macht ihm eine Gänsehaut. »Zeit, ein wenig zu zaubern.«
    Er lehnt das Fahrrad an einen Baum und öffnet seine Arzttasche. Den Medikamenten-Cocktail in der kleinen braunen Flasche schüttelt er nur kurz, weil sich Trübstoffe abgesetzt haben. Den kann er auch später noch trinken. Er tut ihn wieder in die Tasche, holt statt dessen einen großen Tiegel hervor, öffnet ihn, stellt ihn auf den Boden. Eine weiße Paste befindet sich darin.
    Er schlüpft aus den dunkelblauen Badelatschen. Kleine Steine auf den Gehwegplatten zwicken ihn in die Fußsohlen.
    Bevor er die grauen Hosen herunterlässt, sieht er sich um. Aber diese Verstohlenheit verlangt ihm nur seine Erziehung ab, nicht seine derzeitige Umgebung. Niemand wirft ihm mehr als einen flüchtigen Blick zu. Nicht die üppige Tefroderin in den sieben bunten Röcken, nicht die beiden Soldaten drüben beim Spitaleingang, nicht die Horde Attokinder, die zu irgendeinem Ballspiel unterwegs sind.
    Ich möchte gar nicht wissen, wie die Atto Ball spielen , denkt er. Wahrscheinlich gilt nur eine einzige Spielregel: dass keine Regel mehrmals angewendet werden darf.
    Er rollt die Hose zusammen und tut sie in die Arzttasche. Die Nahtstelle, an der ihm ShouKis Bein transplantiert worden ist, sieht scheußlich aus.
    Eigentlich hat Doktor Corona hervorragende Arbeit geleistet. Sauberer kann das nicht aussehen nach den paar Tagen. Aber bevor er neulich betrunken ins Bett gefallen ist, hat Mimo sich in einem Anfall von alkoholinduzierten Selbstvorwürfen mit dickem
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