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PR Andromeda 04 - Die Sternenhorcher

PR Andromeda 04 - Die Sternenhorcher

Titel: PR Andromeda 04 - Die Sternenhorcher
Autoren: Frank Böhmert
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Revolution, denn die war eine sanfte gewesen; er trug diesen Namen, weil die Haut in Flammen zu stehen schien, sobald sie mit den feinen Haaren des Third in Berührung kam, und weil besonders empfindliche Naturen davon Quaddeln bekamen, die nicht nur wie Brandblasen aussahen, sondern sich auch so anfühlten.
    »He, Vater«, sagte Martan und blieb vor dem Flammkrauthorst stehen.
    Mein geliebter missratener Sohn antwortete sein Ziehvater in seinem Kopf. He! Wie geht's!
    »Ich hab dir etwas mitgebracht.« Martan zog die Trommel vor den Bauch und öffnete sie. Erst zögernd, dann immer schneller stiegen zarte, weißgelbe Blüten aus dem Sammelbehälter auf. Sie schwärmten über den Krausköpfen, wie die Thirdpflanzen wegen ihrer gekräuselten grauen Blütenfäden auch genannt wurden, und badeten im sanften, goldenen Nachmittagslicht.
    Schwirrwinden , sagte Vater. Ein Schwarm Schwirrwinden! Vater war blind, wie jeder Verholzte. Aber wie jeder Verholzte konnte Vater das, was eine damals noch muntere Dichterin einmal als »das Leichte, das schwer zu machen ist: WahrNehmen!« beschrieben hatte. Was die Fühler für das Feinstoffliche anging, konnte kein Munterer mit einem Verholzten mithalten, und wenn er sich die Haupthaare noch so lang wachsen ließ oder die Thirdwurzel kaute, bis er zu schielen anfing.
    Die beiden Männer warteten still ab. Martan wagte kaum zu atmen. Schließlich schwirrte ein Großteil der hellen Blüten davon und verschwand zwischen den fächerförmig angeordneten Stämmen der Yimpikbäume, während eine Hand voll unschlüssig über dem Flammkraut zu schweben schien.
    Ja, kommt, Kinder , sagte Vater, als einige Blüten sich tatsächlich auf ihn zu bewegten. Ihr fehlt mir noch zu meinem Glück.
    Die Blüten ließen sich auf seinen verholzten Rippenbögen nieder. Sie schlugen noch ein paar Mal mit den Blättern und krochen dann langsam zu den Stellen, an denen sie in den nächsten Tagen Wurzeln schlagen würden.
    He, Sohn. Was für ein schönes Mitbringsel. Dann werde ich in ein paar Wochen ein wildes, grünes Windenhemd tragen! Komm her. Wie geht es dir?
    »Ganz gut.« Martan ging den gebogenen Arm-Ast entlang zu seinem Ziehvater, beugte sich über dessen Schulter und drückte kurz die Stirn an dessen borkige Stirn und die Nase an dessen borkige Nase.
    Ganz kurz nur machte er Angu mit ihm, denn sofort stiegen unschöne Gefühle in ihm auf. Hilflosigkeit. Beunruhigung. Schmerz.
    »Ich hab ...«, setzte er an, dann begann er noch einmal von vorn. »Ich hätte vorhin beinahe geherrscht.«
    Er holte tief Luft, roch die faserige, feuchte Würze, die von den väterlichen Wurzeln aufstieg. »Aber dann hab ich's mir verkniffen und mich raus gehalten, und auf einmal war der Schwarm Schwirrwinden da. Also muss ich es wohl richtig gemacht haben. Aber irgendwie ...«
    Von dem Alten kam eine Woge freundlicher Belustigung zu ihm hinüber. Beule?
    Martan seufzte. »Beule.«
    Auf einmal hörte er ein Summen hinter sich, ein Brummen. Er zog den Kopf ein, und etwas Violettes taumelte an ihm vorbei, direkt an seinem bepelzten Ohr, und ließ sich auf der Wange seines Vaters nieder.
    He-ho , machte der Alte.
    »Ich fass es nicht«, sagte Martan.
    Der violette Käfer hing seinem Ziehvater an der Wange und drehte die Fühlerspiralen hin und her. Ein durchscheinender Zipfel Hinterflügel lugte noch aus dem Deckpaar hervor.
    »Der wollte vorhin unbedingt mitkommen«, sagte Martan. »Aber ich hab ihn wieder weggeschickt. Weil er ja doch nur alles kaputtmacht.«
    Tja, und da ist er wieder. Was für ein reicher Tag, Martan. Ein Tag des Einklangs. Dein Tag des Einklangs.
    »Aber er wird Löcher in dich fressen!«
    Ja und, Martan? Er wird nur das zerstören, was schon nicht mehr leben will. Dafür ist er da. Er ist das astrale Feuer, das wegbrennt, was nicht mehr genügend ätherische Bildekräfte hat. Kranke Blätter, faulende Stängel, sterbendes Holz. Und meinen Schoß brauch ich schon lange nicht mehr. Was meinst du, was in dem schon alles wühlt. Und neuem Leben ein Beet bereitet.
    Als hätte der Käfer ihn gehört, wanderte er den dicken, knotigen Hals hinunter und dann das flache Brustbein entlang, mitten über das harte, fast schwarze, wie poliert aussehende Sonnengeflecht, den runden, runzeligen Bauch und das Moos unter dem Nabel, das einmal Vaters Bauchfell gewesen war.
    Martan sah weg.
    Was für ein schöner Tag , sagte Vater. Lass ihn uns genießen, hm?
    Also saßen sie da, Rücken an Rücken, und genossen ihn, den
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