Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR Action 32 Eismond Iridul

PR Action 32 Eismond Iridul

Titel: PR Action 32 Eismond Iridul
Autoren: Perry Rhodan
Vom Netzwerk:
zu klar das Wissen um seine Unzulänglichkeit.
    Das Zittern seiner Hände breitete sich langsam über den gesamten Körper aus. Zu Iljakins Entsetzen verfielen sogar die mit edlem Frisierfett drapierten Haarsträhnen vor seinen Augen in diesen verräterischen Reigen.
    »Wir haben wirklich viel Geduld mit Ihnen gezeigt, Mister Iljakin«, fuhr Marshall nach einer scheinbaren Ewigkeit fort. »Wir waren uns sicher, dass wir selbst für einen solch limitierten Teleporter wie Sie Einsatzmöglichkeiten finden würden. Immerhin können Sie durch Wände springen, falls diese nicht dicker als einen halben Meter sind. Zudem haben uns die von Ihnen erwähnten und -wie mir Ihre Lehrer bestätigt haben - hart erarbeiteten Serienteleportationen beeindruckt. Sie zeigten uns, dass es Ihnen nicht am Willen fehlt, Ihr Hauptmanko auszugleichen.«
    »Und ...?« Iljakin musste sich räuspern, da seine Stimme gequietscht hatte wie eine alte Gleitertür. »Und wie steht es mit der Telekinese?«
    Marshall blickte ihn ruhig an. »Was ist mit der Telekinese, Mister Iljakin? Skizzieren Sie mir einen Einsatz, in dem Psi-Fähigkeiten benötigt werden, um Dinge bis fünfzig Kilogramm zu bewegen, ohne dass man an ihrer Stelle eine kombinierte An tigrav-Traktorstrahl-Plattform verwenden kann!«
    Vladimir presste seine Lippen zusammen. Wie lange hatte er sich vor genau diesem Gespräch gefürchtet? Wie oft hatte er diese Unterhaltung in Gedanken durchgespielt und versucht, die erwarteten Argumente zu entkräften?
    Und nun war alles ganz anders.
    So endgültig.
    Widerworte brachten nichts. Sie würden nur den letzten Rest an Mitgefühl aus John Marshalls Stimme waschen.
    Der Mann, der seit Anbeginn der neuen Zeit an der Spitze von Rhodans Mutantenkorps gestanden hatte, würde ihm innerhalb der nächsten Sätze alle Träume nehmen, die er seit dem Moment geträumt hatte, als er seine Gabe erstmals bemerkt hatte. John Marshall, über den er unzählige Filme gesehen und Bücher gelesen hatte.
    Der Held seiner Kindheit.
    »Der heutige Test zeigte uns mit entlarvender Deutlichkeit, dass es Ihnen nicht nur an der Intensität Ihrer Psi-Fähigkeiten fehlt, Mister Iljakin. Das allein wäre zu kompensieren. Doch unter Stress neigen Sie dazu, das erlernte taktische Denken vollkommen zu vergessen. Aus drei möglichen Alternativen wählten Sie mit schlafwandlerischer Sicherheit genau diejenige aus, die nicht nur Sie, sondern auch alle anderen Personen und darüber hinweg das Missionsziel in Gefahr brachte. Und das, Mister Iljakin, ist Ihr Hauptproblem.«
    Vladimirs Augen füllten sich mit Flüssigkeit.
    Er wünschte, dass Marshall endlich den entscheidenden Satz sagen und ihn nicht noch weiter mit seinen Unzulänglichkeiten quälen würde.
    Aber Marshall war noch nicht fertig. Er nahm eine Folie aus der vor ihm liegenden Akte und hob sie hoch.
    »Ihr Psychogramm«, fuhr er mit ernster Stimme fort, »hat sich in den letzten drei Jahren trotz aller Bemühungen Ihrer- und unsererseits nicht geändert. Unverändert präsentieren unsere Auswertungen Sie als ausgesprochenen Narzissten, dem es in erster Linie um die gesellschaftliche Anerkennung geht. Sie haben Mühe zu akzeptieren, dass Ihre Psi-Kräfte nicht wachsen, wie dies bei den meisten anderen Korpsaspiranten der Fall ist. Es scheint, dass sich Ihr Durst nach gesellschaftlicher Anerkennung im selben Maß steigert, wie sich die Erkenntnis festigt, dass Sie dies nicht durch Ihre Psi-Gaben erreichen können.«
    Eine einzelne Träne stahl sich aus Ilja-kins rechtem Augenwinkel und rollte die Wange hinab.
    »Vladimir«, sagte John Marshall mit warmer Stimme, »Sie sollten langsam einsehen, dass Sie hier an der Schule nicht weiterkommen werden.«
    Der junge Mutant schluckte. Marshall hatte genügend Taktgefühl, ihn nicht einfach aus der Schule zu verbannen. Er überließ den Entschluss ihm, damit er mit hoch erhobenem Haupt die Venus verlassen konnte.
    Doch wohin führte dieser Weg? Sicherlich würden ihn weder die Abwehr noch die Flotte aufnehmen - nicht mit seiner Personalakte. Er würde wohl im obligatorischen Coachingprogramm enden, das ihn in das Zivilleben integrieren und zu einem guten Bürger des Vereinten Imperiums machen sollte.
    Iljakin war aber klar, dass er das niemals wieder sein würde. Wenn er gezwungen war, von all seinen Träumen Abschied zu nehmen, musste dies auf der ganzen Linie vollzogen werden.
    Der junge Mutant sah sein Gegenüber mit brennenden Augen an.
    Dann nickte er langsam.
    Kaer-Lek 5.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher