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PR 2701 – Unter der Technokruste

PR 2701 – Unter der Technokruste

Titel: PR 2701 – Unter der Technokruste
Autoren: Christian Montillon
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der einen oder anderen Art der Depression war alarmierend stark angestiegen. Sogar die Zahl der Selbstmorde war erschreckend hoch; höher als zu Kriegszeiten. Psychologen sprachen davon, dass zwar eine Bedrohung spürbar sei, es aber an einem Feindbild fehle.
    »Die Werft liegt uns näher als die lunaren Städte«, sagte Rhodan, »doch wir sollten das Risiko und den möglichen Nutzen gegeneinander abwägen. In einer der Städte ist es viel wahrscheinlicher, dass wir auf Menschen treffen.« Er schaute Kemeny an. »Und sicher auch auf weitere Absonderlichkeiten im Technogeflecht, die du dann genauer unter die Lupe nehmen kannst.«
    »Also gehen wir nach Luna City?«, fragte Shanda Sarmotte.
    »Die Hauptstadt erstreckt sich im Copernicus-Krater«, sagte Fionn Kemeny. »Über tausend Kilometer entfernt.«
    Die Telepathin drehte sich zu ihm um. »Du bist gut informiert.«
    Kemeny zeigte keine Reaktion; oder hob er tatsächlich seinen rechten Mundwinkel zu einem winzigen, schiefen Grinsen?
    »Es gibt etwas, das noch viel mehr dagegen spricht, nach Luna City zu gehen«, meinte Rhodan. »Wer immer den Mond umgestaltet hat und offenbar auch beherrscht, wird ausgerechnet in der größten Metropole am wachsamsten sein. Dort leben die meisten Menschen. Falls ...« Er brach ab.
    »Falls – was?«, fragte Kemeny.
    »Falls nicht ohnehin alle Mondbewohner tot sind«, sagte Toufec. »Das hast du doch sagen wollen, nicht wahr, Perry?«
    Eben nicht. Er hatte es zwar gedacht, es aber ganz bewusst nicht ausgesprochen. Nur das erste Wort war ihm leider herausgerutscht.
    Ehe er dazu Stellung nehmen konnte, lenkte Shanda glücklicherweise von dem heiklen Thema ab. »In Luna City sind sie deiner Meinung nach also wachsamer als irgendwo sonst?« Sie atmete geräuschvoll aus; ein verzweifelt klingender Laut. »Der Angriff auf die STARDIVER kam sehr schnell und bemerkenswert präzise. Wenn ihr mich fragt, sind unsere speziellen Freunde überall verdammt gut auf der Hut.«
    Perry Rhodan wich nicht von seiner Meinung ab. »Dennoch wird ausgerechnet Luna City ganz besonders geschützt sein. Es gibt andere Städte. Kleinere. Es ist nicht gesagt, dass wir dort leicht Zugang finden, aber wir sollten es zumindest versuchen.«
    Die Wahrscheinlichkeit, dass sie in unbedeutende Ansiedlungen unbemerkt eindringen konnten, war erfahrungsgemäß größer. Jedenfalls, wenn man auf bisherige Erfahrungen auf eroberten, von Feinden besetzten Welten zurückgriff.
    Rhodan bezweifelte allerdings, dass seine Erfahrungen in diesem Fall weiterhalfen. Eine Situation wie diese, mitten in der Heimat, direkt vor der kosmischen Haustür sozusagen, hatte es nie zuvor gegeben. Alles konnte anders sein, jegliche Erfahrungswerte waren nutzlos. Aber irgendeinen Anfang mussten sie machen, und sogar ein mögliches Scheitern war besser, als tatenlos zu bleiben.
    »Luna Town IV liegt am Südrand der Monte Alpes«, erklärte Kemeny. »Die Strecke ist für uns die kürzeste.«
    »Du bist tatsächlich gut informiert.« Shanda drehte sich nach diesen Worten in die Richtung, in der Luna Town IV lag – und zeigte sich damit ebenso gut vorbereitet.
    Alles andere hätte Perry Rhodan auch überrascht. Wer einen solchen Vorstoß wagte, tat gut daran, im Vorfeld sämtliche bekannten Daten über die Zielwelt zu studieren. In einer gefährlichen Situation konnte ein Informationsvorsprung leicht den Unterschied zwischen Leben und Tod ausmachen. Vorbereitung ist alles, dachte er.
    »Nicht so gut, wie ich gern wäre«, schränkte Fionn Kemeny ein. »Ich bin zwar euer Fachmann. Ein ...« Er brach ab und zuckte die Achseln. »Ein hervorragender Ingenieur mit gutem technischen Verständnis. Aber darüber, wie diese Fremdtechnologie hier auf Luna funktioniert, kann ich keine seriösen Angaben machen. Und Mutmaßungen nützen uns nichts. Davon haben wir auf Terra wahrlich genug gehört. Von Kollegen ebenso wie von einer Menge Spinnern. Und leider bleiben den meisten Zuhörern gerade die Aussagen der Idioten besonders im Gedächtnis. Das scheint eines der wenigen universell gültigen Gesetze zu sein.«
    Für den zurückhaltenden Kemeny, der seine Arbeit lieber mochte als andere Menschen, glichen die letzten Worte einem Gefühlsausbruch und einer untypischen Offenbarung seiner persönlichen Gedanken. Es kam nicht häufig vor, dass er jemandem einen Blick darauf gewährte, was ihn beschäftigte und wie er die Dinge beurteilte.
    »Niemand erwartet von dir irgendwelche Wunder«, stellte Rhodan klar.
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