Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR 2694 – Todeslabyrinth

PR 2694 – Todeslabyrinth

Titel: PR 2694 – Todeslabyrinth
Autoren: Susan Schwartz
Vom Netzwerk:
Routh schaffte es vermutlich nicht bis in den Freizeitbereich. Er war sicher noch irgendwo in einem Klinikgang. Trotzdem blieben immer noch viele Räume zu durchsuchen ...
    Ialtek schickte stets Palko vorweg, weil Shamsur nicht nur so etwas wie Vertrauen zu dem Imarter aufgebaut hatte – er konnte sich wahrscheinlich auch an ihn erinnern. Wie alle seines Volkes war er groß, mit tonnenförmiger Brust, birkenblattgrüner Haut, violetten Haaren und vor allem einer voluminösen Stimme. Eine Erscheinung, die man nicht so schnell vergaß. Bisher hatte es funktioniert, Ialtek und Palko gemeinsam hofften auf ein weiteres Mal.
     
    *
     
    Ich verkrieche mich und hoffe, dass mich niemand sieht. Ziehe die Beine an, schlinge die Arme darum, nun bin ich noch kleiner und falle nicht weiter auf. Ich hoffe, dass das Zittern bald nachlässt. Ich habe große Angst. Aber ich weiß nicht, wen ich um Hilfe bitten kann.
    Auf einmal erinnere ich mich, was zu tun ist.
    Puc aktiv!, denke ich.
    Und da ist er auch schon. Nicht größer als ein Daumennagel, und er hat einen Smoking an, hockt lässig auf einem Barhocker und hat ein Martiniglas in der Hand. Er schüttelt es leicht. In der anderen Hand hält er ... eine brennende Zigarre? Seit wann raucht er? Das hat er bisher nie getan.
    »Was geht, alter Freund ?«, fragt er, nimmt einen Zug und bläst mir den Qualm ins Gesicht. Ich unterdrücke mühsam ein Husten.
    »Hilf mir, Puc«, bitte ich.
    »Immer doch. Was brauchst du? Eine hyperphysikalische Formel? Die Zirpsprache der Tssunuy von Estartoh-IV?«
    »Ich ... ich habe mich verirrt.«
    Er verschluckt sich beim Trinken, hustet und verschüttet den halben Martini. Die Olive schwappt heraus, doch ich kann nicht erkennen, wohin sie fällt. »Du kannst dich hier nicht verirren! Du befindest dich in der achtundvierzigsten Etage der Ralph-Artur-Klinik ... Wer is'n das überhaupt ...« Er balanciert Glas und Zigarre in der linken Hand, die rechte streckt er vor und scheint ... in mich hineinzugreifen. »Ah, da haben wir es ja. Benannt nach einem Chefarzt von anno dunnemals. Das ist dir noch in Erinnerung? Aber den lächerlichen Weg zu deinem Zimmer findest du nicht mehr?«
    »Sieht so aus«, gebe ich beschämt zu. »Kannst du mich wieder zurückbringen, Puc?«
    »Was glaubst du, wer ich bin, großer Bruder?«
    »Mein Implantmemo. Du kannst Daten auf mich übertragen, und ich erinnere mich dann an sie.«
    »Tja, du vergisst dabei leider nur eines.« Puc tippt gegen seine Schläfe. »Hier drin ist nicht nur eine phänomenale Positronik, sondern auch – tja, und damit haben wir das Problem – kein Plasma, sondern ein Stück von deinem Gehirn. Und was passiert mit deinem Gehirn? Na? Genau. Es grillt sich gerade selbst.«
    Ich sinke weiter in mir zusammen. Am liebsten würde ich losheulen wie ein kleines Kind und nach der Mama rufen. Aber wenn ich mich recht erinnere, hat das damals auch nicht geholfen. »Was hat das mit dir zu tun?«, frage ich flüsternd.
    »Mit mir? Genau genommen gar nichts. Das Problem liegt bei dir, mein armer Freund. Schau.« Er weist an sich hinab. »Das hier ist gar nicht real, du siehst mich so vor deinem inneren Auge. Ich bin eine Projektion, die du dir zurechtgebastelt hast, um leichter mit mir kommunizieren zu können. Nun aber zersetzt sich dein Gehirn Zug um Zug. Unsere Beziehung löst sich auf. Ich kann nichts übertragen, wenn es keinen Zielort mehr gibt. Oder wenn der Zielort keine Verbindung zum Rest des Gehirns mehr hat.«
    »Nein!«, stoße ich hervor, und jetzt weine ich wirklich.
     
    *
     
    Puc raucht Zigarre. »Aber das hast du doch gewusst«, sagt er sanft. Als habe er Mitleid mit mir. »Kannst du dich noch daran erinnern, wie das alles passiert ist?«
    Ich fasse mich, wische die Tränen weg und nicke. »Es ist ... einige Jahre her. Sein Name war ...« Die Namen sind für mich am schwersten, seit ich verfalle. Dann fällt er mir ein, mit einer kleinen Eselsbrücke. »Jaron Peppererg. Wir haben recherchiert, auf Pataralon. Da waren ... Kraniche und Truthähne.«
    »Stimmt. Und ...?«
    »Wir waren die ersten menschlichen Versuchspersonen für Implantmemos. Für dich, Puc. Jaron starb. Aber du hast mir geholfen zu überleben, weil ich es schaffte, dich zu aktivieren.«
    Ich winke ab. Ich habe keine Ahnung mehr, wie ich überlebt habe. Aber ich weiß, Puc hat die geistige Zerrüttung aufgehalten. Bis ... bis wir vor ein paar Wochen ... Monaten? ... in dieses andere Universum versetzt wurden und Anicee ... meine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher