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PR 2671 – Das Weltenschiff

PR 2671 – Das Weltenschiff

Titel: PR 2671 – Das Weltenschiff
Autoren: Christian Montillon
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wie Sholoubwa war es gleichgültig, ob jemand wie sein ehemaliger Pilot Nikomus Neuntau noch existierte. Das hatte sich überdeutlich bewiesen.
    War folglich auch Eroin Blitzers Existenz bedeutungslos?
    Und wäre nach einer bedeutungslosen Existenz nicht auch sein Tod – ob er sich nun in einem Tag, einem Monat oder einem Jahrtausend ereignete – ebenso bedeutungslos?
    Ein erschreckender Gedanke; aber nicht nur das. Noch etwas schwang in dieser Gedankenkette mit, ein gänzlich anderes Gefühl. Diese Vorstellung tröstete ihn, obwohl er selbst nicht verstand, wieso.
    Bis es so weit war, würde er den Willen der Kosmokraten erfüllen. Momentan bedeutete dies, an der Seite von Alraska Saedelaere nach der Frau Samburi zu suchen. In ihren Augen war er etwas Besonderes. Er wollte sie fragen, warum.
    Ein Regentropfen landete auf seiner Stirn. Lauwarm rann er ihm ins Auge und verlor sich darin. Verwirrt blinzelte er und sah in den Himmel. Er hatte nicht bemerkt, dass Wolken aufgezogen waren.
    Blitzer drehte sich um, schaute zurück, stellte Vergleichsmessungen an. Er lief seit mindestens einem, eher sogar zwei Kilometern zu Fuß. Erstaunlich. Er war so tief in Gedanken versunken gewesen, dass er seinen Körper auf diese Weise offenbar ausgetrickst hatte und der Schwäche durch die Verwundung nicht erlegen war.
    Ein Donnerschlag zerriss die bisherige Stille, und Regen prasselte auf das Gras, das sich zu bewegen, sich der Feuchtigkeit entgegenzustrecken schien. Der Regen fiel so heftig, als wolle er alles binnen Minuten überfluten.
    Gleichzeitig kam Sturm auf und peitschte die Fäden vom Himmel quer über das Land. Die Umgebung verschwamm wie hinter einem trüben Schleier dieses gefühlten Weltuntergangs. Pfützen bildeten sich, in denen Blitzers Füße bis zu den Knöcheln verschwanden.
    Der Zwergandroide störte sich nicht daran, sondern genoss die Kühle. Waren die ersten Wassertropfen warm gewesen, rann es nun kalt und feucht über sein Gesicht, über den ganzen Körper. Es schien das Alte, die bedrückenden Gedanken hinwegzuspülen.
    Jäh begriff Eroin Blitzer, dass er sich durch seine ungewohnten Grübeleien nicht einschränken lassen durfte. Das war ganz sicher nicht seine Bestimmung, wie immer sie aussehen mochte und ob sie überhaupt existierte oder nicht.
    Es war nie seine Art gewesen, sich in derlei Überlegungen zu verlieren. Er hob den Blick, sah seinen Begleiter an. Ob es wohl von Alraska auf ihn abgefärbt hatte? Aber wieso?
    Eine Antwort stieg sofort in ihm auf, aber er verstand sie nicht: weil er mein Freund ist.
    In diesem Moment kroch etwas aus den Fluten, die sich vom Himmel ergossen, auf sie zu. Eroin erkannte es mit scharfen Sinnen, sein Begleiter wusste wohl noch nichts davon.
    Alraska würde überrascht sein.
    Es war ein Spinnenroboter.
     
    *
     
    Alaska Saedelaere fragte sich, ob die Suche nach Samburi Yura in einer Sackgasse gelandet war.
    Sholoubwas Lebensbericht, den Blitzer aus der Positronikpyramide kopiert und gestohlen hatte, wühlte ihn auf. In der Zeit der schweigenden Wanderschaft kehrten seine Gedanken immer wieder zu Details aus der Existenz des Konstrukteurs zurück.
    Eine Verbindung zwischen Samburi Yura und dem Konstrukteur zeigte sich darin nicht; aber sie musste existieren, sonst hätte seine Suche ihn niemals nach Escalian geführt!
    Wenn es sie nicht gab, stellte alles nur einen bedeutungslosen Zufall dar, und daran glaubte er nicht.
    Daran wollte er nicht glauben, auch wenn die Logik diktierte, dass es durchaus der Fall sein konnte. Eine solche Lösung wollte er nicht wahrhaben.
    Andererseits hatte Blitzer ganz sicher nicht alle Erinnerungen des Konstrukteurs erhalten, sondern nur einen kleinen Ausschnitt – die wichtigsten Eckpunkte hoffentlich, sodass sich ein stimmiges Gesamtbild ergab. Immerhin ging Sholoubwas Geschichte über einen langen Zeitraum, und es gab zahllose Details, von denen Saedelaere auch nach dem Bericht noch nichts wusste.
    Eroin Blitzer riss ihn aus den Gedanken, indem er ihn auf etwas aufmerksam machte. Ein Spinnenroboter stakste ihnen durch den dichten Regen entgegen. Über der Gestalt wölbte sich eine energetische Querwand, auf der der Regen verdampfte.
    Ein Hightech-Regenschirm, dachte Saedelaere.
    Der Technogardist blieb direkt vor den beiden Wanderern stehen. Der Schirm schützte nun auch sie; Alaska hörte ein Zischen wie von tausend Tropfen in der letzten Glut eines Feuers. Nebel sickerte von den Rändern des Schirms im Regen zum Boden herab und
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