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PR 2670 – Der Weg des Konstrukteurs

PR 2670 – Der Weg des Konstrukteurs

Titel: PR 2670 – Der Weg des Konstrukteurs
Autoren: Marc A. Herren
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Karn-Legrek, 4581 NRG
     
    Zwei Monate später.
    Die MOWENAS STOLZ erreichte das namenlose, unbewohnte Sonnensystem, das ursprünglich fünf Planeten gezählt hatte. Der äußerste verbliebene Planet war ein Gasriese mit einer Wasserstoffatmosphäre. Auf den ursprünglichen Bahnen der Planeten vier und fünf zeugte ein breiter Asteroidengürtel von deren Kollision vor mehreren Millionen Jahren.
    In einem der Trümmerstücke befand sich Sholoubwas neue Basis, die in erster Linie aus einem riesigen Positronikverbund und mehreren Fertigungshallen und Labors bestand.
    Sholoubwas Navigationsroboter steuerte die Jacht durch den getarnten Eingang des Asteroiden und dockte an das Landefeld an. Er verließ die MOWENAS STOLZ zusammen mit seinen fünf Externitäten.
    Er begab sich direkt in sein Hauptlabor, während er die fünf anderen Roboter die Produktionsanlagen und Fertigungsstätten inspizieren ließ.
    Jede seiner 144 Externitäten war mit einer eigenständigen Positronik versehen. Er konnte sie jederzeit via Hyperfunksteuerung übernehmen. Kurz nach dem Ende seines Erschaffers Port'aldonar hatte Sholoubwa das Projekt Externitäten gestartet, um gleichzeitig an mehreren Projekten und Orten operieren zu können.
    Seitdem delegierte er Arbeiten, die nicht seiner persönlichen Anwesenheit bedurften, an seine Externitäten.
    Eine der Externitäten kam ihm entgegen. Wie die meisten anderen war sie nach dem mowenischen Vorbild seines Erbauers gestaltet. Wie er ihrem Aktivitätsprotokoll entnahm, befand sie sich auf dem Weg in das Wartungszentrum. Der Gravitationssensor arbeitete fehlerhaft. Dadurch kam es zu Problemen und ständigen Korrekturen im Bewegungsablauf der Gehmotorik.
    Sholoubwa kam eine Idee.
    Aus seinen Speichern holte er das Bild von Krakaru Tomat: Kugelkörper und acht insektenartige Beine.
    Wenn er die Fortbewegungsart seiner Roboter von zwei- auf achtbeinig anpassen würde, wären seine Externitäten nicht mehr im gleichen Umfang auf das Gleichgewichtsmodul angewiesen. Zudem errechnete er eine um einen Faktor 1,2 höhere Mobilitätseffizienz.
    Sholoubwa sandte die Idee an die Großpositronik. Er stufte die Dringlichkeit der Überarbeitung seiner Externitäten als »niedrig« ein. Zuerst würde er die aktuellen Projekte abschließen, danach stand die Überarbeitung des Antriebs der Jacht an.
    Kurz tauchte er in die positronische Welt des Verbundrechners ein. Neben dem Evolutionssprung, der durch die Nullkanal-Todesstrahlung in seiner Hauptplatine stattgefunden hatte, machte die immense Rechenleistung der Großpositronik ihn zu dem, was er war: zu einem Konstrukteur der Extraklasse.
    Sholoubwa betrat sein Hauptlabor und steuerte die Desintegratorkammer an. Ein atomgenau eingestellter Strahl löste die Bioverkleidung auf. Seine Maskenhaut zersetzte zu Gasschwaden, die von der Kammerwand aufgesogen und den Wiederaufbereitungsanlagen zugeführt wurden.
    Die Verkleidung benutzte er nur aus Notwendigkeit. Viele seiner Kunden hatten Probleme, mit einer Maschine zu verhandeln.
    Die Persönlichkeitssimulation und die abgespeicherten Verhaltensmuster Cholaquin Port'aldonars machten seine Auftritte zu perfekt choreografierten Schauspielen.
    Schirmfelder verbargen das künstliche Innenleben des Roboters, und winzige Sender strahlten die DNS-Signaturen des Verstorbenen aus, sodass Sholoubwas Spiel nicht einmal mit fortschrittlichster Technik durchschaut wurde.
    Zudem hatte der Ruf des genialen und exzentrischen Konstrukteurs Port'aldonar in den vergangenen zweihundertzwei Jahren nach dessen öffentlich nie bekannt gewordenem Tod nicht gelitten. Im Gegenteil: Durch die gelegentlichen Auftritte Sholoubwas in dessen Maske hatte die angebliche extreme Langlebigkeit des Moweners zu neuen Legendenbildungen geführt. Und dies, nachdem das Imperium der Mowener nach dem verheerenden zweiten Krieg mit den Orfenar in Bedeutungslosigkeit versunken und degeneriert war.
    Als blitzendes Metallgeschöpf verließ Sholoubwa die Desintegrationskammer. Er ging an dem Stasissarg vorbei, in dem er Port'aldonars Körper eingefroren hatte, um sich am Hauptterminal dem dringlichsten Projekt zu widmen: der Weiterarbeit am HRB-Netz.
    Während er die Daten aufbereitete, schlugen seine Sensoren an. Sholoubwa wirbelte herum und richtete die Plasmastrahler, die in zwei seiner Finger eingearbeitet waren, auf den Eindringling.
    Er stand direkt vor dem Stasissarg, hielt Sholoubwa den Rücken zugewandt.
    Während er das Überwachungsprotokoll der vergangen
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