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PR 2640 – Splitter der Superintelligenz

PR 2640 – Splitter der Superintelligenz

Titel: PR 2640 – Splitter der Superintelligenz
Autoren: Christian Montillon
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ewiges Weiß umgibt uns. Neblige Schwaden sind überall: um uns, über uns, unter uns. Ich stehe darauf, obwohl es keinen Widerstand gibt.
    Mit der Erkenntnis sacke ich plötzlich ein, denke an einen Mann in einer alten, uralten Überlieferung, der über das Wasser lief, seinem Herrn entgegen. Auch er ging unter, als er zweifelte.
    Genau wie ich.
    Ich falle, stürze in die Tiefe und reiße die Arme hoch.

Zweiter Teil: In der DRUSALAI
     
    Alaska Saedelaere
     
    Er riss die Arme hoch und stieß gegen Carmydea Yukks Oberkörper, streifte die kleinen, festen Brüste.
    Sie schaute ihn an. In ihrem Blick lag vor allem Verwirrung, kein Erschrecken oder gar Ablehnung. Ihre Mundwinkel zuckten. »Was habt ihr vor?«, fragte sie leise. »Wo ist der Zwergandroide?«
    Dies war wohl die einzige Gelegenheit, Carmydea in den gefassten Plan einzuweihen, ohne dass es ihre Gegner mitbekamen. Noch waren sie unter sich. Sie hatten ihr Schiff, das an die Außenschleuse eines Hangars der DRUSALAI gezogen worden war, zwar bereits verlassen, standen aber noch hinter einem eigenen energetischen Isolationsfeld, das ein unerwünschtes Abhören verhinderte.
    »Blitzer hat sich zurückgezogen«, antwortete Saedelaere deshalb. »Er geht mit an Bord der DRUSALAI, aber heimlich.«
    »Wie stellt ihr euch das vor? Er kann der Aufmerksamkeit unserer Feinde nicht entgehen!«
    »Er kann«, widersprach Saedelaere. »Und nun kein Wort mehr, es bleibt keine Zeit für Erklärungen! Vertrau ihm. Vertrau mir.«
    Er wunderte sich selbst darüber, dass er diesmal sofort in die Realität zurückfand und sogar mit Carmydea sprechen konnte, ohne die Bilder von Traum und Wirklichkeit zu vermischen. Nach der jüngsten Vision wechselte er augenblicklich in das Hier und Jetzt – ohne Orientierungsprobleme.
    Vielleicht gewöhnte er sich einfach daran. Sein Verstand vermochte die irrealen Bilder besser zu verarbeiten. Nur wusste er nicht, ob ihn das beruhigen oder viel eher erschrecken sollte. Was, wenn er völlig in die Traumwelt der Visionen abglitt, ohne es zu bemerken?
    Andererseits blieb ihm keine Zeit, über solche philosophischen Fragen zu sinnieren. Es gab reale und direkte Schwierigkeiten, denen er sich stellen musste. Etwa die vier Kampfroboter, die ihnen in diesem Moment durch den Hangar entgegenkamen, an dessen Außenhüllen-Abschluss die RHYLINE gezogen worden war.
    Den klobigen Maschinen folgten schwer bewaffnete Truppen des Reiches der Harmonie, sicher zwei, wenn nicht drei Dutzend Soldaten.
    Schöne Harmonie, dachte Saedelaere, der sich wegen dieser Bezeichnung schon lange keinen Illusionen mehr hingab. Darunter verstand man in dieser Galaxis offenbar einen Zustand, der von der hiesigen Superintelligenz TANEDRAR zwangsbestimmt wurde.
    Mit seiner eigenen Auffassung einer universellen, kosmischen Harmonie dieses Begriffs hatte es nicht viel gemein, wenn es womöglich auch in denselben Vorstellungen wurzelte. Die Superintelligenz und ihre Hilfstruppen erwiesen sich allerdings als äußerst rabiat, wenn es darum ging, die Harmonie zu bewahren und zu schützen. Aber war das nicht immer so gewesen? Etikettenschwindel schien ein Kennzeichen aller großen Hoffnungen zu sein – der angeblich »Dritte Weg« aus den zwölf Galaxien, das unabhängige Thoregon ... Die Liste ließe sich gewiss beliebig fortsetzen.
    Als wären die Kampfroboter nicht genug, richteten etliche Soldaten die Mündungen ihrer Waffen auf Alaska und seine beiden Begleiter. Er entdeckte ebenso Humanoide wie Kandran und andere Lebensformen, die ihm zum ersten Mal auffielen: etwa ein Insektoide, der weder eine Uniform noch sonstige Kleidung trug. Sein Chitinpanzer war mit demselben Muster aus sich wirr kreuzenden blauen Linien bemalt wie die Maske, die sein Gesicht bedeckte. Fühlerspitzen ragten am oberen Rand heraus; wenn Saedelaere sich nicht täuschte, verästelten sie sich mehrfach.
    Eine Gestalt stand etwas abseits und beobachtete alles. Alaska erkannte den Mann sofort wieder, er hatte ihn als Holo in der Zentrale der RHYLINE gesehen.
    Craton Yukk, Carmydeas Zwillingsbruder, hielt die Arme vor der Brust verschränkt. Die Geste drückte aus, wie sicher und überlegen er sich fühlte, und das offenbar zurecht. Seine Schwester und deren Begleiter saßen gefangen, und ihnen blieb angesichts der feindlichen Übermacht keine Chance, sich zur Wehr zu setzen.
    Ein Kampfroboter kam näher, eine klobige, grob humanoid geformte Maschine mit vier Armen. Statt in Hände liefen diese Extremitäten in
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