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PR 2640 – Splitter der Superintelligenz

PR 2640 – Splitter der Superintelligenz

Titel: PR 2640 – Splitter der Superintelligenz
Autoren: Christian Montillon
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bewaffneten Ausbruch, wenn wir an Bord der Kampfsäule sind.«
    »Chance worauf?«, höhnte der gefangene Swift aus seiner Ecke. »Auf einen sofortigen Tod?«
    Das wäre vielleicht besser, als lebendig in ihre Hände zu fallen.
    »Er hat recht«, behauptete Saedelaere. »Das wäre Wahnsinn und ...«
    »Kannst du dir vorstellen«, unterbrach Carmydea, »was es bedeutet, dass mein Bruder mich in seinen Gewahrsam nimmt? Das Reich der Harmonie hat mit mir eine Anführerin der Jyrescaboro in der Gewalt! Damit ist eine Veränderung des Systems so gut wie gescheitert!«
    Saedelaere schüttelte den Kopf; eine Geste, die bei seinem Volk Verneinung ausdrückte, wie Carmydea inzwischen wusste. »Bei allem bewundernswerten Selbstbewusstsein – auch du kannst und wirst im Widerstand ersetzt werden. Frag dich selbst, Carmydea, ob du dich irrational benimmst, seit du deinen Zwillingsbruder erkannt hast. Du musst deine Gefühle außen vor lassen! Sie dürfen dich nicht beherrschen!«
    »So ist es gut«, rief Swift und bäumte sich in seinen energetischen Fesseln auf, als könne er sie durch pure Muskelkraft zum Erlöschen bringen. »Streitet euch weiter, das wird ...«
    Plötzlich stand Eroin Blitzer neben ihm und hob das Kästchen in seiner Hand. Ein irisierender Lichteffekt zuckte, jagte direkt auf den Kopf des Gefangenen zu.
    Beim Aufprall – oder Einschlag?, fragte sich Carmydea. War das ein Schuss? – ruckten Swifts Hände in die Höhe. Die sechs Finger ruderten in der Luft, als wollten sie etwas daraus herausfischen.
    Der Verräter verkrampfte sich für einen Augenblick, ehe er in sich zusammensackte. Sein Kopf schlug auf, und Spucke sprühte in feinen Tröpfchen aus dem Mund. Der Mund blieb halb offen stehen. Die Zunge hing über den Unterkiefer.
    »Das wird reichen«, behauptete Eroin Blitzer ungerührt. »Er wird für ein paar Stunden nicht ansprechbar sein und danach ... man wird sehen. Wir gehen vor wie besprochen, Alraska.«
    Mit einem Sprung ließ Kommandant Baro seine Steuerkonsole hinter sich, packte den Ohnmächtigen und schleifte ihn mit sich. Offenbar war er ebenfalls in den schnell gefassten Plan eingeweiht worden, nur Carmydea nicht; sie war in ihrem eigenen Entsetzen über das Auftauchen ihres Bruders gefangen gewesen.
    Sie gingen aus der Zentrale, machten sich auf den Weg zu einer Außenschleuse. Doch als sich Carmydea wenig später zu dem kleinen Eroin Blitzer umdrehte, war dieser verschwunden.

Zwischenspiel: Bilder von dir
     
    Diesmal gibt es keinen Rauch.
    Das Material der Puppe ist biegsam und elegant wie Fleisch und Blut. Als ich die Hand berühre, ist sie warm. Unter der Haut pulsiert Blut.
    »Mein Vater ist in wichtigen Geschäften«, sagt die Prinzessin. Ein feines Grübchen tanzt auf ihrer Wange. Einen Moment lang sehe ich ihre Zungenspitze, und sie glitzert feucht. »Er bat mich, Euch zu begrüßen.«
    Es klingt so völlig anders als während unserer ersten Begegnung im Traum. Viel distanzierter. Und doch kommen mir die Worte vage bekannt vor. »Euch?«, frage ich. »Wieso duzt du mich nicht mehr, Prinzessin?«
    »Nicht doch, Hoher Bote!« Ihr Gesicht ist perfekt symmetrisch, nur das eine Nasenloch scheint eine Winzigkeit größer zu sein. »Ihr bringt mich zum Erröten.«
    Da verstehe ich. Ich erinnere mich. Diese Worte dringen tief aus meinem Unterbewusstsein zu mir. Ich habe sie gehört, im Mahnenden Schauspiel vom See der Tränen, das ich einst gesehen habe, mitten im All. Es hat mir in der LEUCHTKRAFT den Weg zum Reich der Harmonie gewiesen.
    »Du nennst mich den Hohen Boten?«, frage ich. »Wieso das?«
    Die Fleisch gewordene Puppe der Prinzessin Arden Drabbuh lacht. Es klingt so hoch, dass es mir in den Ohren schmerzt. »Du nennst dich selbst so. Dies sind deine Bilder. Dies ist dein Traum.«
    »Mehr als das«, widerspreche ich. »Du schickst mir diese Vision!«
    »Aber sie geht durch deinen Geist, wird von deinem Verstand gefiltert, während du die RHYLINE verlässt und ein anderes Schiff betrittst. So formst du selbst die Art des Traumes. Der Impuls stammt von mir, die Bilder von dir, Alaska.«
    Dass sie mich bei meinem Vornamen nennt, stürzt mich in Verwirrung. »Wartest du in diesem anderen Schiff auf mich, Prinzessin?«
    »Ich bin mehr als das«, erwidert sie. Es ist eine Antwort und doch nicht. »Dieses zweite Schiff ist nur eine Station. Es bringt dich zu mir.«
    Sie beginnt zu tanzen, dreht eine Pirouette. Gleichsam schwerelos löst sie sich vom Boden, der kein Boden ist. Nur ein
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