Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR 2638 – Zielpunkt Morpheus-System

PR 2638 – Zielpunkt Morpheus-System

Titel: PR 2638 – Zielpunkt Morpheus-System
Autoren: Marc A. Herren
Vom Netzwerk:
teilnehmen möchte«, ergänzte Mandary.
    »Dort unten lebt keiner mehr.«
    »Sicher?«
    »So sicher, wie ich nach einer Ortung aus der Ferne nur sein kann. Vielleicht können wir Informationen sammeln, wenn wir uns die Trümmer genauer anschauen.«
    »Oder vielleicht kommen die Begleiter dieser Schiffbrüchigen zurück«, gab Mandary zu bedenken.
    Die TUBLIR drang wieder in die Atmosphäre ein, direkt über dem Absturzort. Das Schiff war offenbar mit großer Wucht eingeschlagen und hatte sich tief in das Erdreich und das Gestein gebohrt. Rundum war die Landschaft völlig verheert. Gewaltige Explosionen hatten tiefe Krater gerissen und im Umkreis von vielen Dutzend Kilometern ein Schlachtfeld hinterlassen.
    »Das war kein einfacher Absturz«, erkannte er. »Hier hat ein Kampf getobt, und die Gegner haben dafür gesorgt, dass das Schwingenschiff richtig zerstört wird. Womit sich eine genauere Untersuchung auch erledigt hat – dort unten finden wir garantiert nichts mehr.«
    »Fragt sich nur, wann es passiert ist. Wahrscheinlich vor relativ kurzer Zeit.«
    Er wusste sofort, worauf sie anspielte. »Du glaubst, dass das die Serie von Naturkatastrophen auf dieser Welt ausgelöst hat?«
    »Liegt doch nahe, oder? Wer weiß, welche Waffen in der Atmosphäre zum Einsatz kamen und welche Energiemengen sich ausgetobt haben. Das hat das Gleichgewicht der Natur zerstört und womöglich die Plattentektonik durcheinandergebracht – all solche Sachen.«
    »Du bist großartig.«
    Innerlich zuckte er zusammen. Es war heraus, ehe er darüber nachdachte und sich klarmachen konnte, was die Worte bedeuteten. So hatte er es nicht sagen wollen.
    »Danke! Aber weshalb ...?« Sie schien nicht bemerkt zu haben, welche Bedeutung die Worte für ihn hatten und dass sie weit mehr als nur ihren Scharfsinn umfassten.
    »Äh, großartig, wie du Inhalte zusammenfasst. Die Plattentektonik durcheinandergebracht und all solche Sachen. Du bist studierte Astro-Geologin und hast Abschlüsse in drei weiteren naturwissenschaftlichen Fächern der Universität Terrania! Du könntest hundert Fachbegriffe in den Raum werfen und tausend Daten, aber du redest einfach so ... natürlich und normal, wie du eben bist.«
    »Und du bist dir ganz sicher, dass es das ist, was dich beschäftigt?«
    »Was?«
    »Deine Körpersprache sagt mehr als das. Kann es sein, dass ...?«
    »Ja, ja«, sagte er und drehte den Kopf weg, sie sollte nicht sehen, dass er rot wurde.
    »Na endlich.«
    Plötzlich stand sie neben ihm, ohne dass er bemerkt hatte, wie sie aufgestanden war.
    »Bring uns in den freien Weltraum und verschließ die Eingänge zur Zentrale. Uns stehen während der Nachtschicht mindestens zwanzig Minuten Pause zu! Eigentlich dürfen wir sie nicht gleichzeitig nehmen, aber ... Ich finde dich ebenfalls ... großartig.«
    »Positronik – Geheimhaltungsstufe eins!«, befahl er geistesgegenwärtig. Damit wurde die Zentraleüberwachung auf das absolute Minimum heruntergefahren. Bild- und Tonaufzeichnungen gehörten nicht dazu.
     
    *
     
    Stichwort: Orontes
     
    In den Geschichtsbüchern steht geschrieben, dass Orontes I., ein persischer Feldherr des Achämenidenreiches, während des Krieges gegen den zyprischen Stadtkönig von Salamis, Euagoras I., den Fluss Typhon überquerte. Ab diesem Tag trug der Fluss den Namen des listenreichen Feldherrn. Jahrhunderte später erhielt der Fluss Orontes einen neuen Namen: »Nahr al-Asi« bedeutet, aus dem Arabischen übersetzt, »widerspenstiger Fluss« – ein eindeutiger Hinweis auf seine wilden Strömungen. Im Türkischen hieß er auch »Ters akan nehri« – »verkehrt fließender Fluss«.
    An diese drei Namen dachte der Hyperphysiker Nemo Partijan, als er den zweiten Planeten der stark im UHF-Spektrum strahlenden Sonne Morpheus benannte. Die Glutwelt liegt so knapp innerhalb der habitablen Zone, dass sie für Menschen unter normalen Umständen kaum lebenswerte Bedingungen bereithält. Hitzegewitter und -stürme, Vulkaneruptionen und gigantische Lavaseen prägen seine Landschaften. Selbst in der mehrere Erdenmonate dauernden Polarnacht sinken die Temperaturen niemals unter 50 Grad Celsius.
    Die ultrahochfrequente Strahlung von Morpheus hatte mindestens zwei ganz entscheidende Konsequenzen zur Folge: Eingeschlossene Hyperkristalladern verleihen dem orontischen Felsgestein hyperisolierende Eigenschaften, die nicht nur die eigene, sondern auch fremde Emissionen absorbieren. Die zweite Konsequenz manifestiert sich in den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher