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PR 2631 – Die Stunde der Blender

PR 2631 – Die Stunde der Blender

Titel: PR 2631 – Die Stunde der Blender
Autoren: Marc A. Herren/Christian Montillon
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erinnerte sich Rhodan plötzlich und versuchte, den irrelevanten Gedanken beiseitezuschieben. Obwohl der Satz in einem völlig anderen Zusammenhang gesprochen worden war, hämmerte er unablässig in seinem Hinterkopf. »Wenn die Not nur genug steigt, ist ein parasitäres Wesen wie QIN SHI zu allem fähig. Es ist ein Kennzeichen negativer Superintelligenzen und zeichnet im Grunde ihren Lebensweg vor.«
    Die vier ständig wie glotzend wirkenden Gallertaugen in Regius' zentralem, rötlich braun gemasertem Krakenleib weiteten sich noch ein wenig mehr. Es schien, als wollten sie sich völlig vom Leib lösen. »Wir müssen nachdenken.«
    »Darüber, wie wir den erneuten Ausfall der Blender-Bojen über Meloudil verhindern können?«, ergänzte Rhodan.
    »Nein«, widersprach der Iothone scharf. »Dir unterläuft ein Denkfehler.«
    »Inwiefern?«
    »Ich bin mir nicht sicher, was wir tun sollen. Aber wir müssen uns überlegen ...« Ein blubberndes Geräusch löste sich aus Regius' Sprechlamelle. »... ob wir diese Mission abbrechen. Wenn QIN SHI Millionen Dosanthi töten will – Millionen unserer Feinde –, soll es eben so sein.«
    Die Worte schienen dem Terraner den Boden unter den Füßen wegzuziehen. Er fühlte sich, als würde er in einen tiefen Abgrund aus Dunkelheit stürzen, an dessen Grund ein Schwarzes Loch alles verschlang.
    Die Toten schreien lauter als die Lebenden, kam es ihm ein weiteres Mal in den Sinn, und noch ehe er etwas erwidern konnte, schwebte die Umweltkapsel des Iothonen in schnellem Tempo aus der Zentrale. Die Botschaft war klar: Regius wollte und würde momentan nicht darüber diskutieren.
     
    *
     
    Immerhin blieb die CHANDORY auf Kurs, wie der Aktivatorträger erleichtert feststellte. Noch hatte Regius die Rettungsmission also nicht abgebrochen.
    Rhodan konnte ohnehin nicht glauben, dass der Iothone dies ernsthaft in Betracht zog. Denn völlig gleichgültig, wer oder was die Dosanthi waren und wofür sie standen – sie lebten, und man durfte einen derartigen geplanten Massenmord nicht tolerieren. Ihn nicht hinnehmen. Sonst würde sich der Verzweifelte Widerstand mit denen, die er bekämpfte, letztlich auf eine Stufe stellen.
    Andererseits durfte Rhodan seine Ethik und seine Moral nicht von einem ihm im Grunde genommen völlig fremden Wesen wie dem Iothonen erwarten. Was sollte er tun, wenn Regius die Welt Meloudil tatsächlich sich selbst überließ?
    Dem Terraner blieben die Hände gebunden. Er war Gast auf diesem Raumer, nicht mehr. Man duldete ihn, man nahm seine Hilfe und seine Vorschläge dankbar an – aber Rhodan stand es nicht zu, einen Befehl zu erteilen oder eine Entscheidung für das gesamte Schiff zu treffen.
    Eines allerdings konnte er tun: Er ging ins Hauptlabor der CHANDORY, in der die Ingenieure versuchten, das Rätsel der Blender-Bojen und ihres Versagens zu lösen.
    Dort empfing ihn ein Badakk; Rhodan wusste nicht, ob es jener war, den er schon zuvor gesprochen hatte. Die zylinderförmigen Wesen mit der elfenbeinfarbenen Lederhaut sahen zu fremdartig aus, als dass es dem Terraner in so kurzer Zeit möglich gewesen wäre, individuelle Merkmale zu erkennen. Das würde sich erfahrungsgemäß ändern, wenn er längere Zeit mit Vertretern dieses Volkes zusammenarbeitete.
    Am Fuß des Zylinderkörpers saßen etliche daumendicke Pseudopodien, die als Beinersatz der Fortbewegung dienten. In stachelartigen Fortsätzen am oberen Körperende lagen die Augen und weitere Sinnesorgane.
    »Wir finden die Lösung nicht«, teilte der Badakk-Techniker ihm mit. »Wir haben die Daten hundertmal analysiert, aber wir können nicht erkennen, warum die Blender-Bojen ausfielen.«
    »Dann musst du jemanden fragen, der mehr weiß«, wisperte plötzlich eine Stimme am Rand von Rhodans Wahrnehmung.
    Der Badakk schien sie nicht zu hören, der Aktivatorträger jedoch wusste sofort, wer sich auf diese ungewöhnliche Art zu Wort meldete. Oder was. Er hatte diese imaginäre, schwebend-wispernde Stimme erst vor Kurzem mehrfach vernommen. Der Anzug der Universen kommunizierte auf diese Weise mit ihm.
    Ehe der Terraner irgendeine Reaktion darauf zeigen konnte, ertönte eine weitere Stimme, diesmal merklich realer. Sie gehörte dem Iothonen Regius und tönte aus einem Lautsprecher, war wohl im gesamten Schiff zu hören.
    »Die CHANDORY wird den Linearflug vorzeitig beenden«, verkündete der Anführer des Verzweifelten Widerstands. »Wir brechen diese Rettungsmission ab und kehren in unser Asteroidenversteck
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