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Power - die 48 Gesetze der Macht

Power - die 48 Gesetze der Macht

Titel: Power - die 48 Gesetze der Macht
Autoren: Robert Greene
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Absichten oder Ihre Ansichten nicht durchdringen.
    Mit kurzen Antworten und Stillschweigen treiben Sie sie in die Defensive, und bereitwillig nehmen sie die Rolle an, nervös füllen sie die Stille mit allen möglichen Kommentaren, die Ihnen ihre Schwächen und wertvolle Informationen über sie enthüllen. Nach einer Unterredung mit Ihnen haben sie das Gefühl, als hätte man sie ausgeraubt, und sie werden heimgehen und über jedes einzelne Wort von Ihnen nachdenken. Diese vermehrte Aufmerksamkeit, die Ihren knappen Kommentaren zuteilwird, verstärkt nur Ihre Macht.
    Am Boden zerstört fuhr [der Drehbuchschreiber] Michael Arlen 1944 nach New York. Um seine Sorgen zu ertränken, ging er in das berühmte Restaurant 21. In der Eingangshalle traf er Sam Goldwyn, der ihm den nicht so recht zu verwirklichenden Rat gab, Rennpferde zu kaufen. An der Bar stand Arlens alter Freund Louis B. Mayer und fragte ihn nach seinen Plänen. »Ich habe gerade mit Sam Goldwyn gesprochen   …«, hob Arlen an. »Wie viel hat er dir geboten?«, unterbrach ihn Mayer. »Nicht genug«, wich Arlen aus. »Wärst du mit 15.000 für 30 Wochen einverstanden?«, fragte Mayer. Arlen zögerte nicht: »Ja«, sagte er.
    THE LITTLE, BROWN BOOK OF ANECDOTES HERAUSGEGEBEN VON CLIFTON FADIMAN, 1985
    Als junger Mann entdeckte der Künstler Andy Warhol, dass es in der Regel unmöglich ist, andere mit Worten dazu zu bringen, das zu tun, was man von ihnen will. Sie wenden sich gegen einen, unterminieren die eigenen Wünsche und gehorchen aus schierer Bockigkeit nicht. Einem Freund sagte er einmal: »Ich lernte, dass man wirklich mehr Macht hat, wenn man den Mund hält.«
    Im späteren Leben bediente sich Warhol mit großem Erfolg dieser Strategie. Seine Interviews waren Exerzitien des Orakelns: Er sagte etwas Vages undMehrdeutiges, und der Interviewer drehte sich mit seinen Versuchen, die Bedeutung herauszufinden, im Kreis, weil er glaubte, hinter diesen oft bedeutungslosen Phrasen müsste etwas Profundes stecken. Warhol sprach kaum über seine Arbeit; das Interpretieren überließ er anderen. Die Leute sprachen umso mehr über seine Werke, je weniger er darüber erzählte. Und je mehr sie redeten, desto wertvoller wurden seine Werke.
    Indem Sie weniger als nötig sagen, geben Sie sich den Anschein von Größe und Macht. Je weniger Sie reden, desto weniger riskieren Sie auch, etwas Dummes, vielleicht Gefährliches zu äußern. 1825 bestieg ein neuer Zar, Nikolaus I., den russischen Thron. Unmittelbar darauf brach ein Aufstand aus, der von Liberalen angeführt wurde, welche verlangten, das Land zu modernisieren – seine Industrien und seine staatlichen Strukturen müssten zum restlichen Europa aufschließen. Brutal schlug Nikolaus I. diese Rebellion nieder (den Dekabristen-Aufstand), einer der Anführer wurde zum Tode verurteilt. Am Tag der Hinrichtung stand Kondratij Rylejew mit der Schlinge um den Hals unter dem Galgen; die Falltür öffnete sich, doch der Strick riss und Rylejew stürzte zu Boden. Damals hielt man solche Vorkommnisse für ein Zeichen der Vorsehung oder des göttlichen Willens, und ein Mensch, der auf diese Weise der Hinrichtung entging, wurde in der Regel begnadigt. Als Rylejew übel zugerichtet und verdreckt wieder auf die Beine kam, glaubte er seinen Kopf gerettet, und er rief der Menge zu: »Seht ihr, in Russland können sie gar nichts richtig machen, noch nicht einmal einen Strick drehen!«
    Sofort eilte ein Bote mit der Nachricht von der fehlgeschlagenen Hinrichtung ins Winterpalais. Nikolaus I. war über diese unerwartete Wendung verärgert, unterzeichnete aber nichtsdestotrotz die Begnadigung. Doch dann fragte der Zar den Boten: »Hat Rylejew nach diesem Wunder irgendetwas gesagt?« – »Majestät«, antwortete der Bote, »er sagte, dass man in Russland noch nicht einmal wisse, wie man einen Strick dreht.«
    »In diesem Fall«, erklärte der Zar, »wollen wir ihm das Gegenteil beweisen.« Er zerriss die Begnadigung. Am folgenden Tag wurde Rylejew erneut zum Galgen geführt. Diesmal riss der Strick nicht.
    Wenn der Mond voll ist, öffnet sich die Auster gänzlich, und wenn die Krabbe es bemerkt, steckt sie irgendeinen Stein oder Splitter in sie. Und die Auster kann sich nicht mehr schließen, worauf die Krabbe sie verspeist. So geschieht es dem, der das Maul aufreißt und sein Geheimnis preisgibt, und so dem indiskreten Hörer zum Opfer fällt.
    LEONARDO DA VINCI, 1452–1519
    Lernen Sie diese Lektion: Wenn die Worte erst einmal
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