Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Port Vila Blues

Port Vila Blues

Titel: Port Vila Blues
Autoren: Gary Disher
Vom Netzwerk:
dünnen Arms in seinen Fingern und ein Laut, der ein gemurmeltes »Danke« gewesen sein könnte, das zwischen ihnen in der Luft hing.
    Er ging in den hinteren Teil des Hauses, einem Anbau aus Eternit mit niedriger, unebener Decke und staubverkrusteten Jalousien vor den Fenstern. Das einzig Angenehme waren die morgendlichen Sonnenstrahlen, die durch einen Feigenbaum im Hof hineinfielen. Die Luft war warm, leicht dunstig wegen der Staubpartikel, die im Gegenlicht der Sonne aufwirbelten, und es roch schwach nach Krankheit, Entbehrung und aufgegebenen Träumen.
    Jardine umklammerte mit einer Hand den alten Standaschenbecher aus Bakelit neben seinem klobigen Sessel. Seine Lippen mühten sich. »Kumpel«, brachte er schließlich hervor und lächelte schief mit einer Gesichtshälfte. »Wo kommst du denn her?«
    »Aus Double Bay. Der Job, du erinnerst dich?«
    Wyatt sprach in schroffem Ton. Er hasste es, Jardine so hinfällig zu sehen. Jardine schien jetzt die meiste Zeit wie von einem Nebel umgeben, den er, Wyatt, zerschneiden wollte. »Diese korrupte Abgeordnete, Wintergreen.«
    Jardine sah ihn irritiert an, versuchte, den Speichel, der auf seinen Lippen schimmerte, wegzuwischen. Die Handfläche nach oben, ruhte seine linke Hand auf einer zerschlissenen braunen Decke auf seinem Schoß. Seine linke Gesichtshälfte war gelähmt. Ein befremdlicher, verstörender Ausdruck zeigte sich auf seinem Gesicht und Wyatt dämmerte, dass sein alter Freund die Stirn runzelte, weil er versuchte, sich an die Informationsgespräche und an den Job selbst zu erinnern. Dann hellte sich Jardines Gesicht auf, ein liebenswürdiges Lächeln machte sich breit und mit fester Stimme sagte er: »Jetzt weiß ich, was du meinst. Gab’s Probleme?«
    Wyatt schüttelte den Kopf. »Deinen Anteil habe ich Nettie gegeben.« Auch Jardine schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, wie ich dir danken soll, Kumpel. Ich und Net— «
    Ein scharfer Ton kam in Wyatts Stimme. »Vergiss es.«
    Jardine richtete sich im Sessel auf. Seine rechte Hand fischte ein Taschentuch aus der Tasche seiner Strickjacke und trotzig wischte er sich damit das Kinn ab. »Okay, okay, mach’s dir bequem.«
    Wyatt öffnete seine Reisetasche. »Ich hab ein Schmuckstück gefunden, das unter dem Geld versteckt war. Ziemlich wertvoll, ein Schmetterling von Tiffany.«
    »Hübsch.«
    »Wir brauchen jemanden, der es für uns absetzt.«
    Jardine erhob sich schwerfällig aus dem Sessel und schleppte sich in die angrenzende Küche. Kurz darauf hörte Wyatt Jardines Stimme, ein leises Murmeln am Telefon.
    Er starrte hinüber zu dem kleinen Computer, der stumm auf einem Klapptisch thronte. Jardine benutzte ihn, um Handicaps, Rennbahn-Bedingungen, Abstammungen und andere für Pferderennen wichtige Faktoren miteinander in Beziehung zu setzen. Er behauptete, durch sein System in fünf Jahren 475.000 Dollar gewonnen und 450.000 Dollar verloren zu haben. Allerdings hatten die Leute keine Ahnung, dass sich Jardine die letzten Jahre auch damit beschäftigt hatte, Pläne für Einbrüche und bewaffnete Raubüberfälle an Profis wie Wyatt zu verkaufen. Wyatt wusste nicht, wie viele Jobs Jardine noch in der Hinterhand hatte, doch er wusste, dass sie alle in New South Wales angesiedelt waren und zunehmend lauwarm wurden, je länger Jardine mit seiner Schwester in Melbourne blieb.
    Jardine kam zurück. »Eine Mieze namens Liz Redding, Treffpunkt elf Uhr in einem Motel in der St. Georges Road.«
    Wyatt musterte Jardine. In den vergangenen paar Minuten war dessen Gesicht beweglicher geworden, als käme Ordnung in seine Gedanken, sobald er etwas hatte, was seinen Verstand herausforderte. Wyatt nahm sogar einen vertrauten Gesichtsausdruck wahr, eine Mischung aus Wachsamkeit und Vertieftsein, während Jardine die unterschiedlichen Facetten des Problems überdachte.
    »Gut.«

    DREI

    Sie fuhren im Taxi zum Treffen mit Jardines Hehlerin. Wyatt kurbelte das Seitenfenster herunter und lehnte sich in den Wind. Die Sitze schienen jedes Feierabend-Missgeschick, jedes Elend, das sich in diesem Wagen abgespielt hatte, an den beengten Raum hinter dem Fahrer abzugeben. Jardine, inzwischen wieder weggetreten, hatte sich in eine Ecke zurückgelehnt und schien zu schlafen. Das verärgerte Wyatt. Zuerst dieser scheußliche, stechende Schmerz im Oberkiefer und jetzt das, sein Freund total neben der Spur, wo er, Wyatt, doch darauf angewiesen war, dass Jardine für das Treffen mit dieser Frau, die den Schmuck für sie verhökern
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher