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Pommes rot-weiß

Pommes rot-weiß

Titel: Pommes rot-weiß
Autoren: Christoph Güsken
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Clown?«
    »Was ich will?«, kam ich der Antwort zuvor. »Euch raten, mir nicht den großen Corleone vorzuspielen, wenn ihr nicht mal wisst, wie man eine Pizza Quattro Staghioni bestellt.«
    »Nein.« Unzufrieden schüttelte der Muskelprotz den Kopf. »Das meine ich nicht.«
    »Er meint das da«, half mir der Schöne und deutete auf die Waffe in meiner Hand.
    Sie war kalt und glatt, aber die Farbe war etwas zu grell. Rot mit einem grasgrünen Lauf. Als ich einen winzigen Plastikhebel betätigte, schoss ein gelbes Fähnchen aus dem Lauf. PENG! stand darauf.
    Ich sah das Ding nicht zum ersten Mal. Es gehörte zu Henks Verkleidung. Er hatte den letzten Rosenmontag als Bankräuber begangen. Später hatten wir noch im Büro gefeiert.
    »Du hast doch angefangen mit Kasperltheater«, warf mir mein Gegenüber vor.
    Ich schwitzte und versuchte so auszusehen, als hätte ich die kleine Einlage beabsichtigt.
    Der Schönling kam ganz nahe. Die Süße seines Parfüms war unerträglich. Sein Gesicht war nicht süß. Es war hart und ausdruckslos. Wie in Stein gemeißelt.
    »Haben wir etwa gelacht?«, flüsterte er.
    Ich kicherte nervös. »Jetzt hört mir doch mal zu, Leute! Wir…«
    »Haben wir?!«
    »Nein, aber…«
    »Du wolltest dir doch merken«, erklärte er ganz sanft, »wann Zeit ist für Witze.«
    »Ja…«
    »Hast du aber nicht gemacht, was?«
    »Okay, gut, hab ich nicht. Aber…«
    »Basta!«, brüllte er mir plötzlich ins Gesicht, dass ich zusammenzuckte. Speichelspritzer trafen mich an Nase und Stirn. »Ich hab dir gesagt, Mann, lass die Witze, und du hast gesagt, okay, ist versprochen! Aber hast du die Witze gelassen? – No! Erst versprochen und dann hast du doch einen gemacht! Das war nicht gut, Mann! Hältst uns für blöde, einfältige Spaghettifresser, was?«
    »Ja, schon. Das heißt, natürlich nicht. Ich wusste eben nicht, dass das für euch ein Problem ist, ehrlich…«
    »Entschuldige dich!«
    Mir wurde es allmählich zu eng, aber ich konnte nicht weiter zurück. Schönhemd drückte mich gegen das Regal. Irgendetwas bohrte sich in meinen Rücken.
    »Entschuldigung!«, stöhnte ich.
    Er lockerte den Druck. Sein Ausbruch schien zu Ende zu sein. »Für den Witz«, bat er freundlich.
    »Den Witz?«
    Er hob den Arm, an dem seine Hand so lässig baumelte, dass sie erschlafft zu sein schien. Plötzlich erwachte sie und richtete sich auf. Zwei Finger wuchsen wie neue Triebe in Rambos Richtung. »Heh, Gianni. Zeig ihm doch, wie man sich entschuldigt.«
    Der Android gesellte sich grinsend zu uns. Jetzt hatten sie mich in der Zange.
    Ich riss die Arme hoch. »Halt, nein!«, flehte ich. »Das braucht er nicht! Ich entschuldige mich für den Witz! Ihr habt Recht, das war überhaupt nicht komisch. Ganz und gar unpassend. Albern, lächerlich und ohne jedes Niveau! Tut mir wirklich Leid!«
    Wieder herrschte eine Weile Schweigen, währenddessen die beiden mich genüsslich angrinsten.
    Dann gab der Schönling mich frei.
    Ich atmete auf.
    »Bene«, sagte er. »Geht doch, was?«
    »Ja«, beeilte ich mich zu bestätigen.
    Er nickte seinem Schläger zu. »So. Und jetzt mach ihn fertig.«

3
     
     
     
    Als ich wieder zu mir kam, fühlte ich mich wie ein Überlebender einer Schießerei, für den es besser gewesen wäre, wenn er nicht überlebt hätte. Ich brauchte eine ganze Weile, bis ich mich traute, meinen Körper abzutasten, um nachzuprüfen, welche Körperteile noch vorhanden waren.
    Keine Ahnung, wie viel Zeit inzwischen vergangen war. Bruchstückhaft fielen mir die beiden Mafiatypen wieder ein. Einer von beiden war ein Killer gewesen, der mir mit seiner unwiderstehlichen Rechten einen Hieb in den Unterleib verpasst hatte. Schon die Erinnerung daran bewirkte, dass mein Magen sich erneut verkrampfte.
    Zwei Typen, die Henk wollten. Mich hatten sie nur so zum Spaß verprügelt. Das bedeutete, dass ich sie vielleicht wieder sehen würde.
    Erst allmählich nahm ich die Außenwelt um mich herum wahr. Vom Geruch her musste ich mich auf einer öffentlichen Toilette oder in einer dunklen Ecke am Stadttheater befinden. Aber das stimmte nicht mit dem überein, was ich sah. Ich lag mitten in einem Trümmerfeld, das in der Rekonstruktion das Büro meines Partners ergab.
    Allerdings hatte ich mich direkt neben Henks Papierkorb übergeben, daher rührte der scharfe Geruch. Einiges von dem Zeug klebte noch auf meiner Jacke.
    Vorsichtig rappelte ich mich auf. Sofort begann sich alles um mich herum zu drehen. Mir wurde wieder schlecht.
    Wie
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