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Polterabend

Polterabend

Titel: Polterabend
Autoren: Alfred Komarek
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Hat die Nase nicht oben, ist hilfsbereit, läßt andere gelten.«
    »Fast schon verdächtig, wie?«
    »Sag einmal, Simon: Hast du was gegen ihn?«
    »Nein. Ganz bestimmt nicht. Aber heute früh hab ich den Eindruck gehabt, daß er irgendein Spiel mit mir treibt, von dem er ganz genau weiß, daß ich nicht schlau genug dafür bin.«
    »So ist er halt. War er immer schon. Ich glaub, er gibt sich sogar selber Rätsel auf.«
    »Seltsamer Kerl.«
    »Ja, schon.«
    »Und wie ist das mit dem Martin? Ich meine, sieben Generationen Weinbauern in der Familie, und dann will der Bub einfach nicht...«
    »So ein Problem hat bei uns nicht nur der Fürnkranz. Aber was man so hört, gibt’s keinen ernsthaften Konflikt zwischen Vater und Sohn. Resignation auf der einen und Trotz auf der anderen Seite halt.«
    »Auch nicht das Wahre. Aber jetzt diese Sache mit dem Toten in der Weinpresse. Schlimmer hätt’s den Fürnkranz wohl nicht treffen können. Und es ist auch noch sinnlos: Wer tut so was, in Dreiteufelsnamen, und wo ist das Motiv?«
    »Das darfst dann deinen neuen Vorgesetzten fragen, Simon.«
    »Rutsch mir den Buckel runter. Frech wirst nicht in meiner Küche, auch nicht als Vorgesetzter.«
    Mank grinste und griff versöhnlich nach dem letzten Stück Quittengelee. Er schaute zur Tür hin. »Da kommt wer!
    Polt stand auf, öffnete und sah Landesgendarmerieinspektor Kratky vor sich. »Was machen denn Sie da?«
    »Arbeiten, Herr Kollege, im Gegensatz zu Ihnen! Darf ich?« Ohne eine Antwort abzuwarten, trat Kratky ein, nahm Platz und legte ein dickes Kuvert vor sich auf den Tisch. »Noch Kaffee da?«
    Wortlos füllte Polt eine Tasse und stellte sie ihm hin. Kratky nahm einen Schluck. »Lauwarm, das Zeug. Naja. Und Sie, Kollege Mank? Konspiratives Treffen, bevor es aus ist mit der brüderlichen Zusammenarbeit und dem vertraulichen Gemauschel?«
    »Privatvergnügen. Ich bin schon außer Dienst.«
    »Weiß ich. Gratuliere übrigens zu Ihrem hübschen kleinen Karriereschritt.«
    »Danke.«
    »Hat nicht wirklich begeistert geklungen. Nicht meine Sache, jedenfalls. Ich bin nur da, um rasch ein paar Dinge zu klären. Die Obduktion läuft ja noch.« Er klopfte auf das Kuvert. »Das hier haben wir bei der Leiche gefunden. Autoschlüssel, ein paar Münzen, Papiertaschentücher, eine Geldbörse mit ein paar Euro und Tschechenkronen drin und einen Reisepaß. Der Amtsarzt hat das Gesicht der Leiche ein wenig zurechtgebastelt, und es schaut dem Foto im Paß überzeugend ähnlich. Ferdinand Lutzer ist der Name. Hat es den gegeben, in dieser Gegend?«
    Harald Mank schaute überrascht auf. »Der Lutzer Ferdl! Und ob’s den gegeben hat.«
    »Wohnhaft?«
    »Da und dort. Zuletzt im Haus von der Frau Habesam. soviel ich weiß.«
    »Wir prüfen das nach, die Wohnung wird versiegelt. Beruf?«
    »Keiner und alle.«
    »Sie treiben die Exaktheit Ihrer Ausdrucksweise auf eine beunruhigende Spitze, Herr Kollege. Also, was hat er gemacht, der teure Verblichene?«
    »Irgendwelche Geschäfte, und ausgeholfen hat er im Pfusch.«
    »Zum Beispiel auch bei diesem Herrn Fürnkranz?«
    »So ziemlich bei jedem, irgendwann einmal.«
    »Erhellend. Wie steht es mit Angehörigen?«
    »Vom Vater weiß man nichts, die Mutter ist vor zwei Jahren gestorben. Geschwister hat er keine, glaub ich.«
    »Verheiratet?«
    »Der?«
    »Naja, so alt war er nicht. Und auf dem Foto schaut er ganz passabel aus.«
    »Eben. Ein Hallodri, hat sich’s genommen, wie er’s gebraucht hat.«
    Kratky war aufgestanden. »So ist das also. Wir sehen uns später, meine Herren, wenn Sie vielleicht doch wieder einmal Dienst machen. Bis dann!«
    Mit einer unwilligen Geste schob Mank seine Kaffeetasse von sich weg. »Der Lutzer Ferdl! Was sagst du dazu, Simon?«
    Polt betrachtete mit Abscheu den Rest seines Topfenbrotes. »Kein Guter, bei Gott nicht! Aber Gauner auch wieder keiner. Mir hätt er den Wasserhahn im Bad richten sollen. Ich warte seit vier Monaten drauf.«
    »Hast ihm eine Anzahlung gegeben?«
    »Ja«
    »Alles klar, das war der Fehler. Aber wie dieser Mensch in die Weinpresse vom Fürnkranz Karl gekommen ist, bleibt ein Rätsel. Naja, jetzt geht es einmal darum herauszufinden, was er so gemacht hat, in der Zeit vor seinem Tod, und mit wem er zusammen war. Wahrscheinlich fängt damit unsere letzte gemeinsame Arbeit an, Simon.«
    »Möglicherweise auch unsere dreckigste.«
    »Wie meinst du denn das?«
    »Gar nicht. Nur so ein ungutes Gefühl.«
    »Gefühl! Wenn das der Kratky hört!«
    »Der
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