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Polaris

Polaris

Titel: Polaris
Autoren: Jack McDevitt
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bekommen, sich voll zu entwickeln. Die meisten anderen Welten waren aus ihren Umlaufbahnen gerissen und aus dem System geschleudert worden. Delta Karpis IV war ein Doppelplanet gewesen, zwei terrestrische Welten mit einer gefrorenen Atmosphäre. Diese waren auseinander gerissen worden und trieben nun in beinahe entgegengesetzter Richtung davon.
    Der Zwerg war kleiner als Rimway, kleiner sogar als die Erde; doch er besaß mehr Masse als Delta Kay, und Boland wusste, dass er, könnte er irgendwie die Oberfläche erreichen, dort Milliarden Tonnen schwer sein würde.
     
    Um 02:54 Uhr A. M. glitten der Zwerg und sein leuchtender Ring in das Chaos und verschwanden. Urquhart erklärte, es sei ihm egal, was andere sagten, etwas, das so klein war wie dieses Ding, könne nie und nimmer dieser Feuersbrunst entkommen. Tom Dunninger bemerkte, es hätte ebenso gut eine Sonne treffen können, deren Strahlen eine der Konföderierten Welten wärmten. »Das ist ein ernüchternder Augenblick«, verkündete er. »Er beweist, dass niemand sicher ist.«
    Der Kommentar wirkte ein wenig anzüglich, und Boland fragte sich, ob Dunninger ihnen damit etwas mitteilen wollte.
    Gewaltige Explosionen erschütterten die schwer geprüfte Sonne, und die KI meldete, dass die Temperatur auf der Oberfläche stieg. Die ursprünglich gelb-orange Farbe verblasste zu gleißendem Weiß. Wilde Waldbrände waren auf Kissoff ausgebrochen, und riesige Nebelbänke erhoben sich aus den Ozeanen. Plötzlich färbte sich der Bildschirm schwarz.
    »Kontakt zur Aufzeichnungsstation ausgefallen«, meldete die KI.
    Delta Kay V trieb durchs All und wurde in den Bereich der Kollision gesogen. Normalerweise war die Welt von Eis bedeckt und besaß nur den Hauch einer Atmosphäre. Aber das Eis war geschmolzen und der Himmel nun voller dichter grauer Wolken. Zwei der Satelliten, die den Gasriesen Delta Kay VII umkreisten, kollidierten. Seine Ringe, braun und golden wie ein Sonnenuntergang, fingen an zu schimmern und sich aufzulösen.
    Maddys Stimme ertönte über die Sprechverbindung. »Die Rensilaer meldet, dass die Sonne in der nächsten Stunde so viel Energie freisetzen wird wie in den letzten hundert Millionenjahren.«
    Die Sentinel berichtete, dass sie einer Menge an Strahlung ausgesetzt sei, für die sie nicht erbaut worden war, und sich zurückziehen müsse. Ihr Captain bat Madeleine im Zuge einer Transmission, die versehentlich auch an die Passagiere weitergeleitet wurde, vorsichtig zu sein. »Da draußen herrscht ziemlich schlechtes Wetter.«
    Madeleine English blieb auf der Brücke. Normalerweise zögerte sie nicht, sich im Gemeinschaftsraum zu ihren Passagieren zu gesellen, wenn die Umstände es erlaubten, aber die Bedingungen des Augenblicks erforderten ihre Anwesenheit auf dem Pilotensitz. Sie war eine schöne Frau mit blauen Augen, üppigem blondem Haar und perfekten Zügen. Aber sie hatte nichts Zartes an sich, zeigte sich in keiner Weise verletzbar.
    Mendoza erkundigte sich, ob sie dem Geschehen zu nahe seien.
    »Wir befinden uns in sicherer Distanz«, antwortete Maddy. »Keine Sorge. Beim ersten Anzeichen einer Überlastung hauen wir ab.«
    Eine Stunde und acht Minuten nachdem der Zwerg in dem Inferno verschwunden war, tauchte er wieder auf. Er war direkt durch die Sonne geschossen, gesegelt, schenkte man den Experten auf den anderen Schiffen Glauben, wie ein Fels durch eine Nebelbank. Der Solarsturm, der sich ihm während seiner Annäherung entgegengereckt hatte, war wieder in den Turbulenzen untergegangen, und ein neuer formte sich auf der anderen Seite des sterbenden Sterns, hinausgezerrt durch die enorme Gravitation. Dann verschleierte eine gigantische Explosion den Blick auf das Geschehen.
    »Ich schließe die Sichtluken«, meldete Maddy. »Sie werden sich nun mit den Einspeisungen der Aufzeichnungsgeräte begnügen müssen. Sollte es vorzeitig losgehen, wollen wir schließlich nicht, dass irgendjemand geblendet wird.«
     
    Dunninger döste, und sogar Mendoza schlummerte ein wenig. Nancy White sah müde aus. Sie hatte versucht, sich während des Tages ein wenig auszuruhen, aber das hatte ihr nicht geholfen. Der Tagesrhythmus ließ sich nicht in die Irre führen, und bisweilen traf die Schiffszeit, wie jetzt, mit der andiquarischen Zeit zusammen; also war es tatsächlich ungefähr 04:00 Uhr morgens. Aber sie hatte etwas eingenommen, um wach zu bleiben. Boland wusste nicht, was sie genommen hatte, aber er kannte die Symptome.
    Der Schub der Maschinen
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