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Poison (German Edition)

Poison (German Edition)

Titel: Poison (German Edition)
Autoren: Wolfram Alster
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Supermarkt schaut mich einfach nur an, und ich schaue zurück, und muss mich plötzlich krampfhaft zwingen, nicht im sanften Braun dieser Augen zu versinken, mich nicht zu verlieren, nicht bis auf den Grund seiner Seele zu sehen, als meine Gabe sich meldet und mir wieder einmal vorgaukelt, dieser Mann würde golden schimmern. Mit dem Glas in der Hand drehe ich mich um und grinse.
    »Hi«, meine ich lässig, »welche Kondome hast du nun gekauft?«
    Er stutzt kurz und grinst dann. »Gar keine.« Er lächelt, und ich sehe kurz seine weißen Zähne und die Zunge dazwischen und möchte am liebsten meine dazugesellen und ein bisschen Salsa tanzen mit ihr. »Mhm«, lächele ich und hoffe, dass er nicht merkt, wie sehr er mich fasziniert, »Falls du welche brauchen solltest, probier’ mal die hier«, und reiche ihm zwei von meinen, natürlich die beste und teuerste Marke. Und er schaut drauf, zieht die Augenbrauen überrascht hoch, lächelt dann und steckt sie ein.
    »Danke«, meint er, immer noch leicht erstaunt. »Die sind bestimmt gut – die werd ich gleich mal ausprobieren«, meint er noch, dreht sich dann um, zwinkert mir zu und entschwindet in Richtung Toiletten - was für ein Korb! Es dauert einen Moment, bis ich wieder klar denken kann. Dann leere ich mein Getränk auf einen Zug und versuche nachzuvollziehen, was gerade eben passiert ist. Als ich realisiere, dass ich eben gegen eine Wand gelaufen bin, stehe ich auf und folge dem Typ zu den Toiletten, schon allein, um herauszufinden, wen er mir vorzieht ... – oder warum sonst ist er mir so ausgewichen?

4
    Shahin
     
    Ich komme die Treppe herunter zu den Toiletten. Kein Kondom-Typ, weder in einer der Kabinen, noch vor den Pissoirs, versichert mir Rosi, die Toilettenfrau, und deutet in gleicher Miene mit dem Daumen über ihre Schulter, in Richtung Backroom. Ich stutze, fasse es nicht, aber okay, denke ich, das schaue ich mir an.
    Im Backroom Schwarzlicht, vorne ein paar Polster, aber da ist er nicht dabei, wie ich sehe. Hinten noch eine Tür, ich gehe hindurch und stehe in einem weniger erleuchteten Raum, wo er an der Wand lehnt und einem eher durchschnittlichen Typen seinen Körper anbietet. Ich lehne mich an die gegenüberliegende Wand, völlig teilnahmslos, als wartete ich auf die U-Bahn, auch noch, als der Durchschnittstyp vor IHM in die Knie geht, ihm eher schnell und äußerst unprofessionell die Hose öffnet und das, was ihm entgegenspringt – »Wow«, ich stutze und überlege, wann ich so ein schön modelliertes Glied zum letzten Mal gesehen habe – ohne Schutz in den Mund nimmt und eher wahl- und ziellos daran herumsaugt und lutscht. Wahrscheinlich soll es aussehen wie Ekstase, tatsächlich ist es eigentlich nur noch billig. Und wenn ER nur einigermaßen Hirn im Kopf hat (was ich natürlich hoffe, denn schließlich fängt er an, mich ernsthaft zu interessieren), sollte er diesen Stümper jetzt einfach wegschubsen und zu mir kommen. Gesehen hat er mich schon, auch wenn er die Augen nur halb geöffnet hat, so hat er mir doch auffordernd zugegrinst – nur wenn er denkt, dass ich jetzt zu ihm komme wie eine läufige Hündin, dann hat er sich gewaltig getäuscht.
    Aber anscheinend bin ich es, der sich gewaltig täuscht, denn »drüben« wächst zwischen den Händen und Lippen des Durchschnittstypen ein »Hilfsmittel« zu Maßen an, die mir mehr als angenehm wären. Nicht zu lang, genau die Größe, um die Punkte in mir zu treffen, die Garant dafür sind, dass ich zur Abwechslung mal genießen kann, und nicht zu dünn, so dass ich vermutlich an allen (eher ringförmig angeordneten) Punkten gleichzeitig Stimulation erfahren könnte. Und ich stehe da und starre hinüber, und sehe zu, wie der Durchschnittstyp seine durchschnittlichen Fähigkeiten erprobt, und das an MEINEM Traumtyp. Dann sehe ich, wie der Durchschnittstyp vergeblich versucht, eines meiner Kondome über den Freudenspender zu ziehen.
    »Okay«, denke ich, »Das ist genug.«
    Von der Wand losstoßen und auf die beiden zugehen ist eine Bewegung. Die Kaiserin naht. Ich schaue von oben herab auf den Durchschnittstypen, dann meinem Traumtyp in die Augen. Coolness, Geilheit, aber auch fast schon Scheu in seinen Augen.
    »Hast du das nötig?«, frage ich ihn, vielleicht eine Spur kälter als nötig, und viel zu kalt für meine Empfindungen – am liebsten würde ich ihn umarmen und beschützen vor dieser bösen Welt, die ihn scheinbar ängstigt – oder woher kommt diese Angst in seiner Seele (meine
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