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Poison (German Edition)

Poison (German Edition)

Titel: Poison (German Edition)
Autoren: Wolfram Alster
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ein Spiel, allerdings mit anderen Regeln – ich verwirre die Jungs, weil sie mich nicht einschätzen können – ich gehöre deutlich nicht in ihre Klasse, aber ich bin auch irgendwie kein Freier, und so wie ich das sehe, wird mindestens die Hälfte der Freier nach mir hecheln – und wenn sie dann den Preis hören, werden sie für den ganzen Abend so geschockt sein, dass sie jeden noch so überzogenen Preis der Jungs akzeptieren, einfach, weil sie keine Größenordnung mehr haben.
    Ich meine, es ist schon ein Unterschied, ob man einem Stricher mal eben fünfzig Euro in die Hand drückt, oder bei mir verwöhnt wird – für den Mindestpreis von 750 Euro, wohlgemerkt. Sie können den Unterschied einfach nicht sehen. Für sie ist es im Endeffekt egal, ob sie beim Sex einen Jungen bei sich haben, der ungepflegt ist, vielleicht Drogen nimmt oder krank ist, oder ob sie von einem sauberen Mann umhegt und verwöhnt werden, der genauso auf sie achtet wie auf sich selbst. Zum Glück kann ICH mir meine Kunden aussuchen – und diese meine Klientel ist mir gerade gut genug, um mich in meine persönliche Euphorie zu versetzen und so launisch zu werden, dass ich den Anforderungen der Szene auch wirklich gerecht werden kann. Das Spiel der Spiele kann also beginnen.

3
    Shahin
     
    Auf dem Weg zum »Turm« nutze ich dann wieder einmal meine Gabe, um einerseits besonders anmutig und verführerisch, fast katzenhaft, zu erscheinen, und andererseits, um mir selbst zu versichern, dass ich unwiderstehlich bin. Ich komme an, und ja, ich bekomme Platz gemacht vor der Tür, werde vom Türsteher begrüßt, bevorzugt eingelassen, damit ich gleich von allen gesehen werde.
    »Die Kaiserin des Abends ist da!«, grinse ich in mich herein, bevor ich den Base Floor betrete. Schön voll, so liebe ich es. So falle ich zunächst kaum auf, als ich zur Bar gehe und mir eine – Apfelsaftschorle bestelle. Ich sagte es bereits, kein Alkohol. That’s me. Und schon falle ich auf. Also, entweder kennt der Barkeeper die alte Gastronomieregelung nicht, oder er übertritt sie absichtlich: »Als Personal niemals Gäste angraben« – jedenfalls versucht er, mir tief in die Augen zu blicken und sendet eindeutig zweideutige Signale. Anscheinend hält er mich für so blöde, hier die ganze Nacht bis zu seinem Feierabend auf ihn zu warten – denn dass ich keine schnelle Nummer will, ist ja wohl klar. Also lächle ich ihm zu, schnappe mir mein Glas und bewege mich in Richtung Tanzfläche – ich will ja auch gesehen werden. House – guter Plan, und schon bewege ich mich im Rhythmus der Musik, ein bisschen zu elegant, ein bisschen zu weich, aber das fällt den meisten der Umstehenden nicht auf, denn ihre Augen haften schon auf mir. Und kaum habe ich die ersten Bewegungen gemacht, tanzt mich schon der Erste an, reibt scheinbar unabsichtlich sein Becken an mir und ich kann seine Erektion fühlen.
    »Klar, Leute«, denke ich, »ich bin gerade mal zehn Minuten hier und lasse mich schon abschleppen« – auch wenn mir das, was ich gerade an meiner Hüfte fühlen darf, mehr als gefällt – dazu ist es einfach noch viel zu früh. Und so zwinkere ich ihm zu und tanze weiter, bewege mich dabei in Richtung »meiner« Ecke, wo ich dann mein Glas und vor allem mein Sakko, und später, wenn es zu warm wird vom Tanzen, mein Shirt »parken« werde.
    So »erleichtert« geht es dann flott in die zweite Runde, die Musik wird etwas souliger, was die grazile Eleganz meiner Bewegungen besser zur Geltung kommen lässt, und inzwischen tanzen die ersten Jungs um mich herum – ich werde also großflächiger wahrgenommen. Und die Luft flimmert fast um mich herum, so warm wird es jetzt, und so ziehe ich mir einfach das Shirt über den Kopf und stecke es in den Hosenbund – Keuchen in der Menge – ich bin halt doch zu schön für diese Welt. Und wie ich gerade meinen Ego-Trip fahre, sehe ich ihn und breche beinahe zusammen.
    »Merde«, fluche ich halblaut. Keine zehn Meter von mir entfernt an der Bar sitzt der »Hetero« aus dem Supermarkt. Unverkennbar, auch wenn er diesmal ein Jeanshemd und eine Lederhose trägt. Meine Bewegungen werden mechanisch, und als das Lied zu Ende ist, entschließe ich mich zu einer Flucht nach vorne, an die Bar, »Durst habe ich sowieso, und ich bin ja unwiderstehlich«, denke ich mir.
    An der Bar bekomme ich mein Getränk bevorzugt, und dem Barkeeper fallen fast die Augen aus dem Kopf, als er sieht, was er dennoch nicht bekommen wird. Und der Typ aus dem
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