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Ploetzlich Liebe

Ploetzlich Liebe

Titel: Ploetzlich Liebe
Autoren: Abby McDonald
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engagieren.«
    »Ich weiß.« Hab ich alles schon mal gehört. Elizabeth wiederholte den Sermon meines Vaters praktisch wortgetreu.

    »Und warum verschwindest du dann einfach und setzst alles aufs Spiel?« Elizabeth schwenkt von Missbilligung zu Erbitterung um, während ein Kessel pfeift. »Das begreife ich nicht.«
    »Ist doch keine große Sache.« Geschickt weiche ich der Frage aus. »Auslandsaufenthalte sind als Bereicherung des Studiums anerkannt. Damit stelle ich unter Beweis, dass ich mir zu helfen weiß und anpassungsfähig bin.«
    »Selbstverständlich sind Auslandsaufenthalte legitim.« Elizabeth seufzt. »Aber welche Bereicherung willst du da denn finden? Harvard ist das wohl kaum.«
    Harvard. Schon, dass sie es ausspricht, tut weh. Eigentlich sollte ich jetzt dort inmitten der hellsten Köpfe des Landes über ordentliche College-Höfe zu Seminaren über internationale Beziehungen und politische Philosophie gehen. Ich hatte alles durchgeplant, bis zum Stundenplan und der Vorlesungsliste. Das Faltblatt liegt in meinem Koffer in einem Reiseführer über Boston, den mein Vater mir zu Weihnachten geschenkt hat. Ich glaube, den brauche ich jetzt nicht mehr.
    »… Machst du das? Emily?«
    »Was?« Ich schrecke aus meinen Träumen.
    »Ich hab gesagt, es ist nicht zu spät. Du könntest wieder nach Hause kommen. Wieder zurück nach Oxford gehen.«
    »Aber mein Platz ist besetzt. Das andere Mädchen ist da.«
    »Das können wir sicher regeln, da bin ich mir sicher.« Elizabeth kaut irgendwas. »Dad hat gesagt, er sucht dir ein Zimmer in Oxford, da kannst du wohnen, bis du deins zurückbekommst,
du könntest all deine Kurse besuchen, ganz normal. Und er würde dir sogar den Unterhalt zahlen.«
    »Das würde er bestimmt.«
    »Sag das nicht so.« Wieder seufzt sie. »Er ist nur besorgt. Das sind wir alle. Das sieht dir überhaupt nicht ähnlich. «
    »Und was sieht mir ähnlich?«, frage ich argwöhnisch.
    »Du bist verantwortungsbewusst. Zielstrebig.« Elizabeth versucht das klingen zu lassen, als wäre es etwas Gutes. »Du würdest nicht einfach abhauen und deine guten Zensuren riskieren – und die Aussichten auf eine gute Praktikantenstelle. «
    »Um das Praktikum habe ich mich schon beworben, und abgesehen davon, warum wissen eigentlich alle so genau, was ich machen werde? Ich bin achtzehn Jahre alt und keine alte Jungfer!«
    »Jungfer?« Elizabeth merkt auf. »Emily, hat das etwas mit Sebastian zu tun? Denn …«
    »Mit dem hat das gar nichts zu tun!«
    »Gut.« Sie seufzt wieder. »Denk einfach drüber nach, okay? Es ist doch nicht so, dass du damit eine Niederlage eingestehen würdest.«
    »Ich komme nicht nach Hause«, gebe ich ihr mit Nachdruck zu verstehen. Die Erinnerung an Sebastian hat mich in meinem Entschluss bestärkt. »Mir … gefällt es hier.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja«, sage ich vorsichtig. »Meine Mitbewohnerin ist wirklich nett und ich kann jede Menge interessanter Kurse belegen. «

    »Oh.« Sie macht eine Pause. »Na, du wirst schon wissen, was du tust …«
    »Genau.« Endlich lasse ich meine Beine wieder fallen, nach dreißig Wiederholungen.
    »Dann pass auf dich auf. Und ruf Dad an. Er macht sich Sorgen.«
    »Tu ich. Hab dich lieb.«
    »Ich dich auch.«
    Ich wälz mich auf die Seite und mein Blick fällt auf das Infopaket auf dem Schreibtisch. Egal, was ich Elizabeth erzählt hab, noch habe ich mich nicht dazu durchringen können, mir meinen Stundenplan anzusehen. Aber ich kann mir vorstellen, was Natasha – Amateurmodell für Dessous und Tabledancer (wenn man nach den Fotos an der Wand geht) – belegt hat. Einführung in die Kindergartenerziehung oder Englisch für Sonderschüler.
    Aber als ich die zusammengehefteten Seiten durchblättere, stelle ich mit Entsetzen fest, dass ich sie überschätzt habe. Filmkritik: Der aktuelle Blockbuster? Teen Movies: Brat Pack und die Folgen?
    Das Mädchen studiert blöde Filme?
     
    Ich nehme einen Shuttlebus von unserer Wohnung und stiefele dann praktisch im Sturmschritt über den Campus, weil ich noch ins internationale Studentenbüro will, ehe die zumachen. Es ist okay für mich, meine Familie vor den Kopf zu stoßen, meine Chancen auf ein Praktikum bei einer der fünf besten Anwaltskanzleien aufs Spiel zu setzen und freiwillig zwölf Wochen auf beschränktem Raum mit Morgan
zu verbringen, aber so einen Witz von Stundenplan kann ich nicht hinnehmen. Sogar ich ziehe Grenzen.
    Überall um mich herum schlendern gebräunte und glückliche Studenten
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