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Ploetzlich Liebe

Ploetzlich Liebe

Titel: Ploetzlich Liebe
Autoren: Abby McDonald
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Existenz.
    »Seh ich dich nachher in der Hall?«, fragt einer der Jungs und streicht sich sein dunkles Haar zurück.
    »Nein, muss für mein Colloq lernen«, antwortet eine Brünette, die ihr Haar zu einem seltsam zurückgekämmten Pferdeschwanz gebunden hat. Spanisch wäre leichter zu verstehen, schließlich hatte ich da mal den Grundkurs belegen müssen, aber hier hab ich null Ahnung, wovon sie reden.
    »Ich hab da Mülltüten im Sinn für den Bop Freitag«, sagt die athletische Blonde. Okay, ich bin taktvoll, wenn ich athletisch sage, meine ich Kampflesbe. Raspelkurzes Haar, weite Sportklamotten, und weil man es nicht deutlich genug sagen kann, steckt an ihrem dicken Rucksack auch noch eine Regenbogenanstecknadel. Nein, nein, ich verurteile niemanden. Ich seh bloß nicht ein, warum gleichgeschlechtliche Präferenz zwangsläufig mit totaler modischer Umnachtung einhergehen muss. Mal ehrlich, da muss man sich doch bloß mal Portia de Rossi angucken: heiße Frau mit Elle-Abo. Na, geht doch, würd ich sagen.
    »Oder vielleicht …« Sie tauchen durch einen Torbogen ab
in was, das ich für die Poststelle halte, die alte Holztür schlägt mit einem dumpfen Knall hinter ihnen zu. Ich kann nur ein gewisses Maß kalte Schulter vertragen. Also versuch ich nicht, ihnen zu folgen, abgesehen davon bin ich mir ganz sicher, dass ich keine Post habe. Wenn meine Eltern mir eine einzige Karte schicken, kann ich mich glücklich schätzen, so groß ist die Schande, die Tubgate über meine Familie gebracht hat … behauptet meine Mutter jedenfalls. Sie sind so wütend, dass sie mein Zimmer wahrscheinlich schon als Spielzimmer für das Baby einrichten, das sie erwarten.
    Plötzlich total fertig, mag ich die Wahl zwischen Nudeln und welcher Pampe sie hier auch immer als Mensaessen ausgeben nicht treffen. Ich wickele mich fester in meine Jacke und mach mich auf zu meinem Wohnheim, wobei ich durch den Regen blinzeln muss, der nun in dichten Strömen fällt. Ich ertrag es nicht, wieder allein in dem riesigen, mit Porträts behängten Speisesaal zu sitzen, zumindest werde ich mir dank der Instant-Nudelsuppen Größe 34 erhalten können. Ich trotte durchs kahle Treppenhaus hinauf, schiebe meine Tür auf und breche auf dem Bett zusammen, total am Ende.
    Weg mit den feuchten Schuhen, her mit den Sweatpants, und Joni Mitchell spielt leise dazu. So. Alles bereit. Das Heulen kann beginnen.
    Aber gerade als ich mich unter der Decke verkriechen und über den Ozean hinwegwünschen will, sehe ich mich genauer um. Zu Hause in Santa Barbara teile ich mir mit Morgan eine Wohnung, die ist winzig, liegt aber in diesem geilen Gebäude, in dem nur Studenten wohnen, supernah am Strand. Hier wohne ich in einem Einzelzimmer im
Wohnheim, einer Einzelzelle, besser gesagt. Ausgeblichener grauer Teppich, hartes Doppelbett … ich stehe auf und lass das alles ganz langsam auf mich wirken.
    Die Wände sind total kahl, nur ein farbig markierter Stundenplan und eine Leseliste hängen so gerade an der Pinnwand, dass sie mit einem Lineal angebracht worden sein müssen. Der Tisch ist gedeckt – mit einem Blatt Papier und zwei Stiften, die genau rechtwinklig angeordnet sind. Und der Nachttisch, der überall auf der Welt Hort interessanter Utensilien ist, enthält nichts weiter als eine Schachtel Vitamintabletten, ein Paket Tempo und ein kleines Wörterbuch.
    Ich lasse mich aufs Bett fallen, dieses Mal total ungläubig. Ich denke an meine eigene Wohnung, in der alles nur so überquillt von allem möglichen Zeug, Klamotten, Lärm, dann gucke ich mir diesen Tempel der Ordnung und Genauigkeit noch einmal an.
    Emily Lewis. Was bist du bloß für ein Freak?

Emily
    »… Und ich dann: ›Nee, geht gar nicht‹, aber er dann: ›Scheiß drauf, geht doch‹, und dann ging das mitten auf der Tanzfläche total zur Sache! Manno … nee … Echt krass! Und der war echt megaeifersüchtig … Ha! Nee, echt!«
    Ich kneife die Augen fest zu, aber als ich sie wieder aufmache, bin ich immer noch hier und starre an die Wand, die voll mit fremden Fotos ist, während meine neue Mitbewohnerin ihre faszinierende Analyse moderner Sexualität fortsetzt.
    »Geht gar nicht!«, kreischt sie, klar verständlich auch noch im angrenzenden Zimmer. »O Gottogott, ich kann gar nicht glauben, dass du ihn das hast machen lassen!«
    Seufzend schwinge ich meine Beine über die Bettkante
und verschaffe mir einen Überblick über die anstehende Aufgabe. Zunächst einmal brauche ich Putzutensilien und irgendein
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