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Planet des Lichts

Planet des Lichts

Titel: Planet des Lichts
Autoren: Lloyd Biggle jr
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zögerte. „Es geht hier um ein schwieriges ethisches Problem”, sagte er.
    „Ich verstehe. Er steht bereits woanders unter Vertrag.”
    „Um diese Art von Ethik geht es nicht. Vielleicht ist es am besten, Sie kümmern sich selbst um die Sache.”
    „Ich komme sofort. Regnet es eigentlich Schlamm auf Zrilund?”
    „So ähnlich.”
    „Dann werde ich mich dementsprechend kleiden”, sagte Harnasharn und legte auf.
    Auf Empfehlung des Visiphonisten ging Gwyll in das Zrilund Town Hotel. Er freute sich auf ein Bad und ein weiches Bett.
     
    Einundzwanzig Stunden später stand Harnasharn in Brances Hof und starrte fasziniert auf das Schlammgebilde, das unermüdlich seine Fühler über die Leinwand huschen ließ.
    „Wenn ich das nicht mit eigenen Augen sehen würde … ”, murmelte er. „Sind das eigentlich Zungen?”
    „Kann sein”, sagte Brance. „Ich habe bisher noch keinen Kopf feststellen können, aber ich bin sicher, daß es einen hat. Zungen dürfte ein passender Ausdruck für diese Fühler sein.”
    „Es taucht jede Zunge in ein Farbtöpfchen … Aber wo mischt es die Farben? Auf den Zungen oder direkt auf der Leinwand?”
    „Ich weiß es nicht.”
    „Was es da malt, scheint aus einer anderen Dimension zu stammen”, sagte Harnasharn nachdenklich. „Aber es ist Kunst! Mir ist egal, ob das Wesen, das diese Kunst hervorbringt, ein Mensch ist, ein Wurm oder ein Schleimklumpen. Die Harnasharn Galerie hat sich noch nie darum gekümmert, woher ein Künstler stammt. Ich werde diese Bilder ausstellen, und ich werde stolz darauf sein.”
    Brance lachte sarkastisch.
    „Wollen Sie, daß der Künstler anonym bleibt, oder planen Sie einen Empfang, auf dem Sie meinen Schleimklumpen den Kritikern vorstellen?”
    „Das Schleimding samt seinen Werken gehört Ihnen, also werden Sie den Vertrag unterschreiben. Trotz des offensichtlichen Talents der Kreatur dürfte ihre Unterschrift kaum den gesetzlichen Ansprüchen genügen.”
    „Brance könnte die Bilder signieren”, schlug Gwyll vor.
    „Nein.” Harnasharn schüttelte entschieden den Kopf. „Das wäre Fälschung, und die gibt es nicht in der Harnasharn Galerie. Wir werden die Bilder anonym ausstellen und sie erst dann verkaufen, wenn die Angebote eine angemessene Höhe erreicht haben. Sie erhalten natürlich eine hohe Anzahlung. Was sagen Sie dazu?”
    „Klingt wie ein faires Angebot. Aber ich weiß nicht recht, ob ich verkaufen soll. Das sind die einzigen wertvollen Bilder, die ich je besaß oder besitzen werde. Warum sollte man außerdem eine so gute Kunst einer Masse von Ignoranten vorsetzen?”
    „Es wäre ein Verbrechen, dem Universum diese Werke vorzuenthalten. Ich werde Ihnen die Option auf jedes Bild überlassen, und wenn sich Käufer melden, bitte ich Sie erst um Ihre Einwilligung, bevor ich verkaufe. Und bis wir auf ein Angebot warten, das Ihren Vorstellungen entspricht, können Sie sich an der Schönheit dieser Werke jederzeit in der Galerie erfreuen.”
    „Wenn das so ist … ”
    „Es ist so. Dann können wir also den Vertrag aufsetzen. Ich werde den Namen des Künstlers nicht erwähnen, sondern nur einen bestimmten Stil, der diesen Gemälden zugrunde liegt. Auch alle künftigen Werke werden wir diesem Stil zuschreiben. Wie lange lebt das Ding übrigens?”
    „Den heimischen Berichten zufolge ist es noch ein Baby. Ich habe es jetzt seit acht Jahren. Die ersten Siedler, die hier ankamen, fanden riesige Schleimklumpen vor. Aber sie erschienen ihnen so ekelerregend, daß sie sie sofort töteten.”

 
2.
     
    Die beiden Männer waren alt genug, um zu wissen, daß das schwindende Augenlicht einen Menschen manchmal befähigt, klarer als früher zu sehen. Ihre Freundschaft hielt seit den Tagen, da der Regierungsplatz noch eine Weidefläche für Wrranels war. Unter ihnen dehnten sich die farbigen Gärten, und jenseits des Platzes hatten sich ein paar Künstler versammelt, um den wunderbaren Effekt des purpurroten Schattens einzufangen, den der Turm der Donov-Universität auf den cremeweißen Marmor des kreisrunden Platzes warf.
    Eine bewundernswerte Szene! Weltmanager Ian Kornik kannte sie so genau, daß er sich trotz seiner schwachen Sehkräfte daran freuen konnte. Aber heute waren seine Gedanken nicht bei der Aussicht, und seine Stirn war von Sorgenfalten durchzogen.
    „Mein Freund”, sagte er nachdenklich, „wir müssen der Tatsache ins Auge blicken, daß die diplomatischen Posten auf Donov weder ein Zufluchtsort für die Arbeitsmüden sind
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