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Planet am Scheideweg

Planet am Scheideweg

Titel: Planet am Scheideweg
Autoren: Hans Kneifel
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und etwas zu große Zähne. Die vielen Falten, die weiß leuchteten, weil das Gesicht tiefbraun gebrannt war, machten den Kopf interessant und männlich.
    »Eine sogar von mir importierte Wohltat, diese Zigaretten!« sagte Yahai und lachte. Wieder griff die Mechanik ein und drehte die Trommel immer schneller zurück. Der Fisch verschwand in einer riesigen Wasserexplosion und zog nach unten.
    »Ich habe mich bereits bedankt!« sagte Yebell und stieß eine Rauchwolke aus.
    Alles, was unter die Kategorie »Luxusartikel« fiel, wurde von Dshina importiert. Wertvolles Fleisch, Zigaretten, Alkoholika, unzählige Kleinigkeiten. Ohne diesen dauernden Import würde das Leben auf Chiriana auf dem Standard eines archaischen Bauernstädtchens ablaufen. Aber Chiriana zahlte diese Importe mit zwei schweren Münzen: mit der Unsicherheit, was die nächsten Jahre des Lebens betraf, und mit den Lieferungen an Mineralien und Spaltprodukten, die ununterbrochen ausgeflogen wurden. Die halbrobotischen Schiffe, von menschlichen Piloten gesteuert, pendelten zwischen Dshina und Chiriana hin und her. Yahai Paik war einer der Chefpiloten, Yebell war sein Freund, und Diona Royan war Yebells Freundin.
    »Recht so!« Der Pilot grinste breit und schob beide Beschleunigungshebel nach vorn. Das Boot hob den Bug aus dem Wasser, und die mächtigen Düsen erzeugten hinter dem Heck zwei kochende Dreiecke. Wieder betätigte Yebell die Bremse, als der Fisch sich herumwarf und wieder tauchte.
    Am Horizont tauchte bereits der schlanke Stahlmast auf, der an seiner Spitze sowohl das Leuchtfeuer als auch die Funkantennen und Sender für das Fernsehprogramm, die öffentliche Kommunikation und die Raumfahrt trug. Das Boot wurde schneller, aber der Widerstand des Fisches schien zu wachsen, statt abzunehmen.
    »Das ist ein Jubiläumsfisch, Yebell!« sagte das Mädchen.
    »Da ist etwas, das ich nicht erklären kann!« erwiderte Le Monte. »Das scheint eine sehr merkwürdige Jagd zu werden. Ich habe mindestens schon fünfzig Fische gefangen, aber dieser dort ist ein kleines Wunder.«
    Der Kopf des Piloten fuhr herum.
    »Wie meinst du das?«
    »Zu stark!« sagte Le Monte unruhig. »Zu schwer. Zu schnell. Ganz einfach zu schwierig. Es ist der Stammvater aller bösen Saghirs.«
    Er sah auf den Meterzähler. Noch hundertsechzig Meter Leine trennten Fisch und Boot. Sorgfältig war die schwere Büchse, mit der sie dem Fisch den »Fangschuß« geben würden, an der Bordwand festgeklinkt.
    »Im Ernst?« fragte Diona.
    »Natürlich!«
    Diona war eine Schönheit. Natürlich wußte sie es, es ärgerte sie auch keineswegs. Nur wenige Dinge im Leben mußte sie sich teuer erarbeiten, und diese waren ihr viel wichtiger. Zum Beispiel Yebell Le Monte. Sie genoß jede Minute der relativ kurzen Urlaube, die sie zwischen den Verpflichtungen auf Dshina Iwaki hier verbringen konnte.
    »Was kann das für einen Grund haben, Yebell?« fragte sie.
    Le Monte zuckte die Schultern.
    »Ich weiß es nicht. Jedenfalls ist es ein Wunderfisch.«
    Er blieb mißtrauisch und wachsam. Der Fisch kämpfte wie besessen, aber er kam Stück um Stück näher. Noch etwas mehr als hundert Meter Leine. Die Bewegungen der gespannten Leine wurden heftiger, die Geschwindigkeit des Bootes nahm weiter zu. Der Fisch schien ein Symbol für dieses Land zu sein, für den gesamten Planeten. Auch Chiriana hatte sich erbittert gegen die Ausbeutung durch den Menschen gewehrt, obwohl der Planet im Grund aus nichts anderem bestand als aus endlosen öden Flächen, die mit halbhohem Gesträuch bewachsen war und mit kleinen, zerzausten und großblättrigen Bäumen. Es gab eine Handvoll verschiedener Tiere mit sehr vielen Einzelindividuen – der wahre Reichtum des Planeten lag versteckt im Boden. Erze, Mineralien, Edelmetalle und Uranerze. Die Mannschaften der Gruben und der Lagerstättenforscher waren – vor Jahrtausenden – die einzigen Menschen hier gewesen. Sie blieben, zeugten Kinder und machten sich den am wenigsten abstoßenden Teil dieses zerklüfteten Kontinents zur Heimat.
    Sie waren die Ärmsten. Blacklanders wurden sie von den Menschen des reichen Planeten Dshina genannt. Oder auch Megamikren, die Großkleinen.
    Sie hatten um ihren Lebensraum ebenso verbissen gekämpft wie dieser Fisch um sein Leben.
    Nach einer Weile sagte Yebell:
    »Ich glaube, er gibt auf. Dort ist er!«
    Sie blickten angestrengt nach achtern. Dort schwamm El Saghir hinter dem Schiff her. Von seinem Rücken bis zur achterlichen Reling spannte
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