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Plage der Finsternis - Keohane, D: Plage der Finsternis

Titel: Plage der Finsternis - Keohane, D: Plage der Finsternis
Autoren: Daniel G. Keohane
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bemerkte, dass Joyce zur Decke starrte. »Wie Sie sehen, haben wir die Höhe des Raumes erhalten. Er ist buchstäblich offen bis unters Dach.«
    »Das ist Seys liebstes Zitat«, stellte Bill fest, »für den Reporter, den die Zeitung bald schickt. Sie beabsichtigen, einen Artikel über das Haus zu schreiben.«
    Joyce lächelte. »Das klingt großartig. Sie könnten keine bessere Werbung für Ihre Firma kriegen.« Sie machte eine ausladende Bewegung mit dem Arm in Richtung des Wohnbereichs. »Das alles hier ist unglaublich. Es ist so wunderschön.«
    Sie schritten zum Ende des großen Raumes, wo ein leicht erhöhter Hartholzfußboden zu einem Esstisch mit sechs Stühlen führte. Dahinter lag ein kleiner Flur, über den man zu den Schlafzimmern gelangte.
    Die komplette linke Wand – jene, die in Richtung der Davidsons stand – war jedoch das Augenfälligste. Die Hälfte der ursprünglichen, deckenhohen Buntglasfenster war erhalten geblieben, jedes zweite wurde durch klare, doppelt verglaste Fenster ersetzt. Das Wechselspiel aus natürlichem und gefiltertem Licht wirkte wie plätscherndes Wasser, das auf den Wänden sanfte Farbmuster spielen ließ.
    »Wir hatten es nicht eilig, die Wände zu dekorieren«, erklärte Seyha, »bis wir nicht haargenau das Richtige gefunden haben, das zu dem Lichtspiel passt. Am Ende der Diele haben wir das Bad behalten und das ehemalige Zimmer Ihrer Tochter zu einem Gästezimmer umgestaltet, wie Sie noch sehen werden.« Sie deutete vage zum Ende des Gemeinschaftsraumes. »Wir haben außerdem die Küche nach hier vorne vorverlegt, um das Schlafzimmer ausbauen zu können.«
    »Das hat Spaß gemacht,«, fügte Bill hinzu. »Rohre umzuleiten, ist immer eine Herausforderung. Zum Glück gab es eine Kochnische im Keller, direkt unterhalb des Altars. Wir mussten neue Leitungen sowohl für Gas als auch für Wasser legen, und konnten dann die unteren sanitären Anlagen in eine Gästetoilette umbauen. Im Endeffekt ergab es mehr Platz am anderen Ende des Flurs. Ich versuche aber, die äußere Erscheinung so gut wie möglich zu belassen. Komm, ich zeig dir ...«
    »Sie haben ja den Altar in eine Küche umgebaut ...!«
    Die drei Erwachsenen hatten nicht bemerkt, wie Gem umhergestromert war, bis sie durch ihren Ruf auf sich aufmerksam machte. Der Teenager stand am Rand der erhöhten Plattform zum Essbereich, die Arme leicht angehoben, als ob sie einen unsichtbaren Angreifer abwehren wollte. Als sich Gem umdrehte, war ihre fassungslose Miene auf Seyha gerichtet. »Sie haben eine Küche daraus gemacht?«
    »Natürlich haben wir das!« Bill gab vor, den Ärger in ihrer Stimme nicht wahrgenommen zu haben, und machte einen Schritt an ihr vorbei. »Wie du siehst, haben wir dieses Zimmer nicht komplett vom Ende des Altarraums abgeschottet.« Tatsächlich konnte man die kleine, moderne Küche durch eine rechteckige Öffnung in der gegenüberliegenden Wand sehen. Er deutete nach rechts. »Der eigentliche Eingang zur Küche geht zum Treppenhaus.«
    Noch ehe Gem etwas erwidern konnte, trat Seyha vor und nahm die Pastorin am Arm. »Joyce, kommen Sie doch und sehen sich den Rest des Hauses an. Es gibt noch so viel zu besichtigen. Anschließend könnten Sie doch die Segnung vornehmen, bevor Bill sie erneut mitschleppt, um all seine Holzarbeiten zu begutachten.«
    »Guter Plan«, pflichtete Bill ihr bei. »Aber ich muss gestehen, es fühlt sich ein wenig seltsam an, Sie darum zu bitten, diesen Ort zu segnen. Immerhin haben Sie nicht nur hier gewohnt, sondern das Gebäude ist auch eine Kirche gewesen. Und nachdem ich so viele Jahre Häuser für andere Leute gebaut habe, besitzen wir endlich ein eigenes Heim, für dessen Einweihung ich mir daher etwas Besonderes wünsche.« Er errötete. »Nenn mich einen hoffnungslosen Romantiker.«
    Seyha vergaß für einen Moment ihre Verärgerung und küsste ihn auf die Wange. »Du bist ein hoffnungsloser Romantiker«, flüsterte sie.
    Bills Gesicht nahm einen noch tieferen Rotton an, aber er lächelte und ging in die Küche voran, indem er einen großen Bogen um Gem machte.
    »Kommst du, Gem?«, fragte Joyce, liebenswürdig wie immer.
    Das Mädchen schüttelte den Kopf und blickte traurig zurück in die Küche. Seyha unterdrückte das überwältigende Bedürfnis, ihr eine Ohrfeige zu verpassen und bot Joyce einen verkürzten Rundgang durch den Raum an, da sie viel zu abgelenkt von den Blicken ihrer jungen Nachbarin war, die sich ihr vom Wohnzimmer aus in den Rücken bohrten. Sie
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